Auf den Flügeln der Liebe. Barbara Cartland

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Auf den Flügeln der Liebe - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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unvermutet, wie sie erschienen war, die Stufen hinauf und verschwand im Schatten des Tempels.

      Armand holte tief Luft. Er hatte kaum gewagt zu atmen, während er sie beobachtete, gebannt von einer Schönheit, wie er sie sich niemals hätte träumen lassen - dem Mondschein, dem silbernen Wasser, den dunklen Bäumen, dieser lieblichen, vollkommenen Gestalt.

      Einen Moment glaubte er schon, alles nur geträumt zu haben, dann jedoch bemerkte er eine kleine dunkle Wasserpfütze auf den Steinstufen - Wasser, das ihren Körper berührt hatte.

      Langsam, wie im Traum, fast gegen seinen Willen, schritt er auf den Tempel zu.

      2

      Der Tempel war größer, als Armand ihn aus der Entfernung geschätzt hatte. Er war teilweise zerstört und wirkte im Mondschein fremd und geheimnisvoll, als wäre er der Schauplatz eines Traumes.

      Der Pfad führte zur Mitte der Stufen, von denen einige nach oben zu der Öffnung zwischen den Marmorsäulen führten, andere nach unten in das kühle, silbrige und jetzt ruhig daliegende Wasser. Armand blieb stehen und wartete.

      In der Ferne, irgendwo im Schatten der Bäume, sang eine Nachtigall. Es roch herrlich nach Rosen und anderen Blumen, deren exotische Düfte er nicht kannte. Alles war sehr still; es schien, als warteten selbst die Bäume und Blumen.

      Plötzlich erschien sie, und obgleich er sie erwartet hatte, fuhr er bei ihrem Anblick beinahe zusammen.

      Sie blieb zwischen zwei Säulen kurz stehen und trat gleich darauf lautlos aus der Dunkelheit des Eingangs hinaus ins Mondlicht. Dabei summte sie eine Melodie vor sich hin, und jetzt, da die Stille unterbrochen war, klang es, als jubelte ein ganzer Chor einen Triumphgesang.

      Sie war wirklich wunderschön! Armand, der in seinem Leben schon viele schöne Frauen gekannt hatte, verschlug es den Atem angesichts einer so reinen, vollkommenen Schönheit.

      Sie war nicht groß, doch ihre Grazie und die Anmut des Kopfes und des langen Halses verliehen ihr sowohl Größe als auch Würde.

      Ihr Gesicht war herzförmig, ihr dunkles Haar fiel von einem Punkt in der Mitte ihrer weißen Stirn lose zu beiden Seiten herab. Sie hatte große Augen, schwarze Wimpern, und zwischen ihren Augen saß eine winzige, gerade, aristokratische Nase, die einen gewissen Gegensatz zu den weichen, einladenden Rundungen ihres roten Mundes bildete.

      Ihre Lippen waren leicht geöffnet und ihre Augen groß und leuchtend, als sie einen Moment hinauf zum Mond blickte, ohne zu wissen, daß sie beobachtet wurde.

      Sie trug ein durchsichtiges Gewand, das unterhalb ihrer Brüste mit Silberbändern zusammengehalten wurde, über ihre Schultern hatte sie einen mit Schwanendaunen besetzten Schal aus weißem, Samt gelegt.

      Es erschien Armand nur selbstverständlich, daß sie aus diesem Tempel trat - keine Göttin, die je dem Olymp entstiegen war, hätte sich für diese Rolle besser geeignet.

      Die Melodie, die sie summte, brach ab. Wieder sah sie hinauf zum Mond und seufzte, als hauche sie einen Wunsch oder ein Gebet gen Himmel und schaue, wie es langsam nach oben entschwebte. Doch auf einmal spürte sie, daß sie beobachtet wurde.

      Sie wandte hastig den Kopf und entdeckte Armand. Einen Moment bewegte sich keiner von beiden, dann fuhr sich das Mädchen mit der Hand an den Busen, als wolle es sein plötzlich hastig schlagendes Herz beruhigen.

      »Wer sind Sie? Was tun Sie hier?« fragte sie mit leiser, süßer Stimme, in der jedoch eine Spur von Angst lag.

      Armand zog seinen Hut und verneigte sich.

      »Ich bin ein Eindringling im Märchenland, Mademoiselle.«

      »Eindringling, gewiß«, entgegnete sie kühl. »Bitte verlassen Sie das Grundstück augenblicklich auf dem Wege, auf dem Sie gekommen sind!«

      »So grausam können Sie doch nicht sein!«

      Ohne auf ihre Reaktion zu warten, stieg er die Stufen hinauf und stellte sich neben sie, so daß sie ihn deutlich im Mondschein erkennen konnte.

      Einen Moment blickte sie ihm offen ins Gesicht, dann fragte sie: »Was wollen Sie hier?«

      »Nichts!« antwortete Armand. »Ich bin ein Reisender, der sich verirrt hat - oder sollte ich sagen, der den Weg in eine verzauberte Märchenwelt gefunden hat.«

      Offensichtlich hatte seine Antwort sie beruhigt, vielleicht hatte sie etwas Schlimmeres, Gefährlicheres erwartet. Die Hand an ihrem Busen hörte auf zu zittern, und sie erwiderte ruhig und ohne Eile: »Dieser Park ist privat. Bitte entfernen Sie sich!«

      »Darf ich zuerst noch fragen, wer Sie befugt hat, derartige Befehle zu erteilen?«

      Das Mädchen richtete sich auf und erwiderte mit stolzer Stimme: »Mich braucht niemand dazu zu befugen! Ich bin die Comtesse Rêve de Valmont, und dieses Grundstück gehört mir!«

      »Rêve!« wiederholte Armand sanft. »Dann habe ich mich doch nicht getäuscht. Das hier ist ein Traum, und Sie sind der Traum im Traum!«

      »Ein Traum, Monsieur, aus dem Sie gewaltsam erwachen werden, falls Sie nicht augenblicklich gehen.«

      »Und wenn ich mich weigere?«

      Ihre Blicke trafen sich, und sie sah hastig zur Seite. Hilfesuchend schaute sie sich in dem dunklen, stillen Wald um, und er wußte, daß sie sich der Zwecklosigkeit ihrer Drohungen bewußt war. Er sah, wie sie plötzlich von einem Gefühl der Hilflosigkeit erfaßt wurde, und trat instinktiv einen Schritt zurück.

      »Verzeihen Sie mir! Ich wollte Sie nicht erschrecken. Wenn Sie möchten, daß ich gehe, werde ich es augenblicklich tun.«

      Jetzt, da er so vollkommen nachgegeben hatte, schien ihre Neugier geweckt. Sie sah ihn von oben bis unten an, sein hübsches Gesicht, die gutgeschnittenen, teuren Kleider, das Glitzern eines Diamanten an seinem kleinen Finger.

      »Sie sagten, Sie seien ein Reisender, Monsieur. Haben Sie sich vielleicht verirrt?«

      »Nein, verirrt nicht - aber mir ist etwas viel Schlimmeres passiert.«

      »Tatsächlich?« Sie zog die Brauen fragend hoch.

      »Es ist etwas, was mir noch nie zuvor passiert ist«, fuhr Armand fort. »Als ich dort hinten zwischen den Bäumen stand, nachdem ich - wie ich zugebe, Mademoiselle - durch eine verfallene Mauer in Ihr Grundstück eingedrungen war, sah ich etwas so Wunderschönes, so Erlesenes, daß mein Herz meinem Körper entflog und, wie ich glaube, für immer verloren ist.«

      Ihre Hände bewegten sich unruhig hin und her, und sie wagte es nicht, ihn anzusehen.

      »Sie - Sie meinen, Sie sind - Sie sind schon - längere Zeit hier?« stammelte sie.

      »Ein paar Sekunden - eine ganze Ewigkeit lang; einen Augenblick, der sich nicht mit den irdischen Grenzen der Zeit messen läßt.«

      Röte schoß ihr in die Wangen, die sie - falls das überhaupt möglich war - noch anmutiger machte. Schließlich sagte sie mit einer Geste, die Stolz mit Schüchternheit verband: »Ich muß Sie bitten, Monsieur, sich daran zu erinnern, daß Sie hier eingedrungen sind und daß das, was Sie sahen, weder für Ihre Augen noch für die eines anderen bestimmt war.«

      »Ich

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