Das Prinzip der Parteiliteratur. Hans Poerschke

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Das Prinzip der Parteiliteratur - Hans Poerschke

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dass das, was ich ihm vorlegen konnte, in hohem Maße von sowjetischer Literatur lebte. Er konnte beim besten Willen mit diesen Sachen nichts anfangen, was ich ihm überhaupt nicht übelnehmen kann. Am Ende kam heraus, dass er offenbar keinen Grund sah, dass ich verschwinden soll, aber auch keinen richtigen Grund formulieren konnte, warum ich bleiben soll«.vii

      Hans Poerschke hat einen Vertrag für ein Jahr bekommen und dann Altersübergangsgeld beantragt, mit nur 55 Jahren. Auf dem Leipziger Podium hat er diese Entscheidung doppelt begründet. Zitat eins:

      »Ich habe die Theorie des Journalismus in Leipzig vertreten. Das war das Ideologischste vom Ideologischen. Ich war die Spinne im Netz. Ich habe die Sicht der damals Herrschenden geteilt. Mir war klar, dass damit in einer veränderten Welt nichts anzufangen ist und dass ich damit meinen Beitrag zum Untergang der DDR geleistet habe«.

      Und Zitat zwei:

      »Erstens war nicht die Gelassenheit da, die man braucht, um Abstand zu finden. Und zweitens habe ich vielleicht nie wieder so viel gelesen wie in diesem Jahr. Aber ich wollte mich nicht einfach auf den Schoß von Onkel Niklas setzen oder von Onkel Jürgen oder von Onkel Karl. Ich habe gemerkt, dass ich dort keine Erklärung finde, die für mich akzeptabel ist«.

      Bei dieser Gelegenheit hat Hans Poerschke nicht nur erzählt, warum Luhmann, Habermas oder Popper kein Ersatz für Marx waren, sondern auch berichtet, wie dieses Buch entstanden ist:

      Ich bin froh, dass Hans Poerschke nicht aufgegeben hat. Ich bin froh, dass Herbert von Halem, der Verleger, das Manuskript in sein Programm aufgenommen hat und so einen Denker in die Kommunikationswissenschaft zurückbringt, der für die Fachgemeinschaft fast schon verloren war. Ich bin auch deshalb froh, weil ich weiß, wie wichtig konzeptionell-theoretisches Arbeiten für unsere Vorstellungen von Medien, Öffentlichkeit und Journalismus ist, und weil ich Argumente brauche, wenn meine Doktoranden weiter von Lenin schwärmen sollten.

      Michael Meyen

      München, Mai 2020

      iHANS POERSCHKE: Ich habe gesucht. In: MICHAEL MEYEN; THOMAS WIEDEMANN (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2015. http://blexkom.halemverlag.de/hans-poerschke [5. Mai 2020].

      iiVgl. HANS POERSCHKE: Sozialistischer Journalismus. Ein Abriss seiner theoretischen Grundlagen. Manuskript, mehrere Teile. Karl-Marx-Universität Leipzig: Sektion Journalistik 1988/89

      iiiVgl. GÜNTHER RAGER: Journalisten brauchen Forschung und Statistik. In: MICHAEL MEYEN; THOMAS WIEDEMANN (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2015. http://blexkom.halemverlag.de/rager-interview/ [5. Mai 2020].

      ivHANS POERSCHKE: Gedanken für die Gründungskommission, Mai 1991. In: Universitätsarchiv Leipzig, Sektion Journalistik 25, Bl. 71-75

      vVgl. MICHAEL MEYEN: Abwicklung und Neustart. In: MICHAEL MEYEN; THOMAS WIEDEMANN (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2020. http://blexkom.halemverlag.de/abwicklung/ [5. Mai 2020]

      viVgl. MICHAEL MEYEN: Von der Sozialistischen Journalistik zum Viel-Felder-Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft. In: ERIK KOENEN (Hrsg.): Die Entdeckung der Kommunikationswissenschaft. 100 Jahre kommunikationswissenschaftliche Fachtradition in Leipzig: Von der Zeitungskunde zur Kommunikations- und Medienwissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2016, S. 246-274

      viiMICHAEL MEYEN: Leipzig nach der Wende: Michael Meyen: Landnahme, Verwestlichung oder Strukturwandel? In: MICHAEL MEYEN; THOMAS WIEDEMANN (Hrsg.): Biografisches Lexikon der Kommunikationswissenschaft. Köln: Herbert von Halem 2020. http://blexkom.halemverlag.de/landnahme/ [5. Mai 2020]

      viiiWOLFGANG RUGE: Lenin: Vorgänger Stalins. Berlin: Matthes & Seitz 2010

      1.EINLEITUNG

      Jede soziale und politische Bewegung, die heute und künftig gegen die von der herrschenden Politik in den Ländern des Kapitals für sich reklamierte Alternativlosigkeit Alternativen zu bestehenden politischen, wirtschaftlichen, sozialen Strategien und Verhältnissen entwickeln, verbreiten und durchsetzen will, steht vor der Notwendigkeit, die vom herrschenden Mediensystem mit der veröffentlichten Meinung um alle ernsthaften alternativen Vorhaben errichtete Mauer zu durchbrechen, wenn sie in der Gesellschaft zu Gehör kommen, ja auch nur selbst eine bestimmte Größe überschreiten will.

      In der Geschichte der politischen Parteien ist diese Lebensfrage über viele Jahrzehnte in Gestalt der Parteipresse beantwortet worden, einer Presse, die als publizistisches Organ einer Partei fungiert, auf deren Programm und politische Taktik verpflichtet ist, von ihr finanziert und kontrolliert wird, mehr oder weniger eng mit ihr organisatorisch verbunden ist.1 Die Bindung zwischen bürgerlicher Presse und Parteien war überwiegend relativ locker und historisch von kürzerer Dauer, da die privatwirtschaftliche Organisation der Presse flexiblere, massenwirksamere und dazu noch profitable Möglichkeiten zur Vertretung bürgerlicher Klasseninteressen bot. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts war die Zeit der bürgerlichen Parteipresse abgelaufen. In der Arbeiterbewegung hingegen war die Bindung enger – die Anstrengung, eine eigene Presse materiell zu tragen, den Vertrieb zu bewältigen, Journalisten den Lebensunterhalt zu ermöglichen, war nur von einer Organisation mit opferbereiten Mitgliedern zu leisten. Zugleich entstand auch eine Abhängigkeit der Partei von ihrer Presse. Sie musste darauf bauen können, dass unter sich ständig verändernden Umständen sowie unter dem Druck einer an Kräften, Mitteln und Masseneinfluss überlegenen bürgerlichen Umwelt ihre Grundsätze in ihren Blättern konsequent vertreten wurden, dass sie also als eine unverwechselbare politische Kraft in der Öffentlichkeit wahrnehmbar war.

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