Chinesische Medizin gegen Krebs. Georg Weidinger

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Chinesische Medizin gegen Krebs - Georg Weidinger

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und lässt sich auch den Stuhl zeigen, der säuerlich riecht und Unverdautes zeigt. Und er sieht sich die Zunge an.

      Er greift dann noch auf die Stirn, kein Fieber, schließt anamnestisch noch eine Vergiftung aus und geht mit dem Dorfbewohner im Geiste noch all das durch, was dieser in den letzten Tagen getan und gegessen hat. Unser Arzt verordnet seinem Patienten strenge Diät, ein paar Kräuter, welche die Verdauung anregen und viel Ruhe, da er sich offensichtlich am Felde vollkommen überarbeitet hat. Nach einer Woche kommt der Dorfbewohner wieder, berichtet, wie gut es ihm geht und zeigt seine Zunge:

      Und so lernt unser Arzt über die Jahre, dass man an der Zunge wunderbar erkennen kann, wie es im Bauch aussieht. Über die Jahre kommen viele Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner zu ihm und immer sieht er sich die Zunge an und versteht langsam, dass jene, welche die breite Zunge haben und den dicken Belag, Probleme haben zu verdauen, und solche mit einer roten trockenen Stelle genau in der Mitte der Zunge eher Probleme mit dem Magen haben. Er lernt weiter zu differenzieren, dass zum Beispiel jene Dorfbewohner, welche gerade viel Stress mit ihren Verwandten haben und sich sehr ärgern müssen, aufgeworfene Zungenränder haben und solche, die nicht einschlafen können, eine rote Zungenspitze oder rote Punkte an der Zungenspitze haben. Vor allem aber lernt er, dass, wenn er die richtige Therapie anwendet, diese Veränderungen von der Zunge wieder verschwinden und sich die jeweiligen Patienten auch wieder wohl fühlen.

      So geht das viele Jahre und der Ruf unseres Arztes geht bereits weit über die Grenzen des Landes. Und so kommt eines Tages ein Edelmann zu ihm gereist, um sich von ihm untersuchen zu lassen. «Meister, Ihr habt die Weisheit und das Wissen, Gesundheit zu erhalten. Sagt mir, was ich tun kann, um gesund zu bleiben und lange zu leben!», so der Edelmann. Und unser Arzt fragt ihn, ob er irgendwelche Beschwerden hätte. «Nein, gar nichts!» Ob er gut schlafe. «Ja, wunderbar.» Ob der Stuhl fest wäre und einmal täglich komme. «Genau wie Ihr sagt, Meister.» Und unser Arzt fragt bei sich, wie er diesen Edelmann wohl zufriedenstellen könne, da er doch keine Beschwerden habe. Wie solle er ihm garantieren, dass er gesund bleiben würde? In Gedanken versunken und kurz vorm Verzweifeln bittet er den Edelmann, seine Zunge herauszustrecken.

      Da fällt es unserem Arzt wie Schuppen von den Augen. Er muss dafür Sorge tragen, dass die Zunge so aussehe wie bei seinem allerersten Patienten NACH der Behandlung und nach den neuen Gewohnheiten beim Essen und im Alltag. Also lehrt er den Edelmann, was zu tun ist und gibt ihm zwei Monate, um all das umzusetzen und die Kräuter zu nehmen. In zwei Monaten solle er wiederkommen und dann könne der Arzt sagen, ob er am rechten Weg sei oder nicht. Und tatsächlich: Nach zwei Monaten sieht die Zunge des Edelmanns so aus:

      Was unser Arzt gemacht hat, ist extrapolieren: Das Wissen aus einer Situation konnte er auf eine ganz andere Situation anwenden, weil er den Zusammenhang mithilfe der Zunge verstanden hatte.

      Wie es mit unserem Arzt weiterging? Er lernte aus seinen Erfahrungen, dass die Zunge und dann auch der Puls sehr verlässliche und einfache Methoden sind, um zu verstehen, in welchem Zustand sich der Körper gerade befindet und was es vor allem braucht, damit er wieder in seine Mitte, dargestellt durch eine «gesunde Zunge», findet. Er konnte außerdem definieren, wie eine gesunde Zunge aussieht und wie sich ein gesunder Puls anfühlt.

       Bevor überhaupt Symptome auftreten, erkennt man Veränderungen in Puls und Zunge.

      Die Symptome sind dabei keine verlässlichen Parameter, wie wir am Beispiel des Edelmannes gelernt haben. Puls und Zunge sind verlässlicher. Doch mit den Symptomen will uns der Körper auf die richtige Spur, zu unserer Gesundheit bringen.

       Symptome sind Wegweiser zur Gesundheit.

      Voraussetzung dafür, dass man den Weg zur Gesundheit findet, ist, konsequent das zu tun, was der Körper einem sagt, und falls man das nicht versteht, konsequent das zu tun, was der gute chinesische Arzt sagt. Wenn ein Arzt tausendmal gesehen hat, wo denn der Weg zur Gesundheit verläuft, darf man den Arzt auch als Wegweiser zu seiner eigenen Gesundheit nutzen.

      Denken Sie nochmals an unseren Arzt aus dem vorigen Beispiel zurück. Wie wird er Ihnen die Wirkung seiner Therapie erklären? Sicherlich nicht in unserer wissenschaftlichen Sprache von heute, weil es die damals nicht gab. Sicherlich nicht in den Worten der großen chinesischen Meister seiner Zeit, weil er ihre Werke nicht kannte. Sondern in seinen Worten, vielleicht den Worten seines Dorfes, und vielleicht waren dort Krankheiten verschiedene böse Geister und die Heilung gute Geister, die einem beistanden. Wie auch immer unser Arzt Ihnen die Wirkung erklären würde, die Erklärung sagt nichts über die Methode aus, die einfach wirkt, sondern nur etwas darüber, wie er es schafft, eine Erklärung zu haben, mit der er extrapolieren kann.

       Auf den Punkt gebracht: Wichtig ist, dass eine Behandlung funktioniert und dass ich eine Erklärung dafür habe, damit ich das Wissen auch bei anderen Erkrankungen anwenden kann.

      Wenn westliche Ärzte eine Behandlung aus einem anderen Kulturkreis ablehnen, dann meist bereits deshalb, weil die Erklärung dazu für sie vollkommen «absurd» oder «esoterisch» oder «schwachsinnig» klingt, sie sich dadurch aber die Möglichkeit verbauen, eine weitere wirksame Therapie für ihre Patienten zur Verfügung zu haben.

      Denken Sie an meine Freundin mit der Allergie: Nicht die Erkrankung muss sich an die Diagnostik anpassen, sondern die Diagnostik an die Erkrankung. Und wenn es nicht mehr passt, wenn die Diagnostik nichts ergibt, braucht diese eine Weiterentwicklung.

      ALSO, wenn wir als chinesische und westliche Ärzte irgendwo auf dieser Welt eine SOLCHE Zunge sehen, was machen wir?

      ALLES, damit diese Zunge wieder so aussieht:

      Als Schulmediziner denken Sie jetzt vielleicht: «Na, dann gebe ich ihm ein Antipilzmittel, wie zum Beispiel ein Daktarin®-Gel. Dann ist der Pilz von der Zunge weg und die Zunge sieht gleich wunderschön aus.» Gute Idee, aber sobald Sie das Daktarin-Gel wieder absetzen, ist auch der dicke Zungenbelag wieder da! Das, was die Schulmedizin «Pilz auf der Zunge» nennt, ist bei uns chinesisch «feuchte Hitze» und ein Symptom der «müden Mitte». Wenn ich diese nicht heile, bleibt das Symptom da beziehungsweise kehrt wieder.

      Na, dann denken Sie vielleicht: «Gut, dann gebe ich gute Bakterien für den Darm, Probiotika, dann wird der Verdauungsapparat stärker und der Zungenbelag besser.» Vollkommen richtig, DOCH sobald Sie mit dem Probiotikum aufhören, kehrt der dicke Zungenbelag wieder. Die großartigen Bakterien sind wirklich großartig, werden aber nicht freiwillig in einem Darm bleiben, in dem sie sich nicht wohlfühlen, in dem das Milieu für sie nicht optimal ist. Also wenn Sie das Milieu des Darmes nicht ändern, werden die Darmbakterien einfach wieder ausgeschieden und nicht bleiben. Chinesisch sind alle Darmbakterien (das Mikrobiom, wie wir heute sagen) Teil unserer Mitte, unseres Verdauungsapparates. Lieb sein zur Mitte bedeutet auch, das Bett der Bakterien im Darm zu machen, damit diese sich dort wohlfühlen und die richtigen und wichtigen Mikroorganismen bei uns bleiben.

      Jetzt denken Sie vielleicht: «Gut, dann putze ich einfach die Zunge mit dem Zungenschaber. Dann sieht sie doch wunderbar aus!» Kosmetisch ist das eine gute Idee. Das Problem ist nur, dass es überall im Körper so aussieht

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