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war noch wach und richtete sich bei ihrem Eintreten sofort ein wenig auf.

      »Annemie.« Seine Stimme klang besorgt.

      Rasch eilte sie zu ihm und legte ihre Hände um sein Gesicht.

      »Mit mir ist alles in Ordnung, Liebling«, versicherte sie. »Nur der Kreislauf hat nicht mehr ganz mitgespielt.« Sie küßte ihn zärtlich. »Ich liebe dich, Franzl.«

      »Ich liebe dich auch«, flüsterte er heiser.

      Dr. Scheibler, der sich diskret im Hintergrund gehalten hatte, wartete das Ende der innigen Umarmung ab, ehe er zu Annemarie trat und sie behutsam am Arm berührte.

      »Ich muß Sie leider bitten, für einen Moment hinauszugehen«, erklärte er, dann nahm er die junge Frau beiseite, ehe er fortfuhr: »Ich muß noch eine wichtige Untersuchung durchführen. Normalerweise hätte ich jetzt dazu Gelegenheit gehabt, doch Herr Baumgartner war einfach zu unruhig. Er machte sich große Sorgen um Sie, ließ mich aber nicht gehen, um mich nach Ihrem Befinden zu erkundigen. Er hat es nicht direkt gesagt, aber seine Angst vor dem Alleinsein klang allzu deutlich durch.«

      Annemaries Augen brannten. Sie fühlte schon wieder, wie nahe sie den Tränen war. Mit überraschender Kraft griff sie nach Dr. Scheiblers Hand.

      »Helfen Sie ihm«, flehte sie ihn an. »Bitte, helfen Sie ihm.«

      Dr. Scheibler nickte. »Ich werde tun, was ich kann.« Dabei fühlte er sich nach den körperlichen, vor allem aber auch psychischen Anstrengungen der vergangenen Nacht ebenfalls am Ende seiner Kräfte.

      Das bemerkten Dr. Parker, der sich für die anstehende Lokal-anästhesie bereitmachte, und Dr. Daniel sofort. Letzterer trat zu dem Oberarzt und nötigte ihn mehr oder weniger dazu, mit ihm auf den Flur hinauszugehen.

      »Sie gehören nach Hause und ins Bett«, erklärte Dr. Daniel

      energisch. »Seit fast zwei Stunden ist Ihr Dienst bereits beendet.«

      Doch Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Ich muß die Lumbalpunktion noch vornehmen, und zu mir hat der Patient Vertrauen gefaßt. Ich kann mich jetzt nicht plötzlich vom Chefarzt ablösen lassen, auch wenn Wolfgang darin mindestens ebensoviel Erfahrung hat wie ich.«

      Dr. Daniel nickte. »Das sehe ich ein, aber nach dieser Punktion ist für Sie endgültig Zapfenstreich.«

      Wieder schüttelte der Oberarzt den Kopf. »Ich muß mit Professor Thiersch sprechen und…«

      »Nein«, fiel Dr. Daniel ihm mit Bestimmtheit ins Wort. »Den Professor überlassen Sie mir. Ich muß heute ohnehin nach München, weil meine Tochter ihre Assistentenstelle in der Thiersch-Klinik antritt und ich ihr versprochen habe, sie zu begleiten. Also kann ich die Unterlagen über Herrn Baumgartner mitnehmen und mit dem Professor diesen Fall besprechen.«

      »Aber ich muß…«

      »Sie müssen in erster Linie ins Bett.« Zum zweiten Mal fiel Dr. Daniel dem jungen Oberarzt ins Wort. »Zumindest für ein paar Stunden. Während dieser Zeit werde ich mit Professor Thiersch alles klären, und am frühen Nachmittag können Sie Ihren Patienten dann in die Thiersch-Klinik begleiten.«

      Dr. Scheibler kapitulierte – weniger aus Überzeugung, sondern weil er einfach zu müde und zu ausgelaugt war, um diese Diskussion weiter fortzusetzen. Im übrigen war Dr. Daniels Argumentation ja auch schwerlich beizukommen.

      »In Ordnung, Robert, Sie haben gewonnen«, murmelte er, dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging in die Intensivstation zurück.

      »Wir können anfangen, Jeff«, wandte er sich Dr. Parker zu, dann beugte er sich zu Franz hinunter. »Ich habe Ihnen vorhin ja schon erklärt, worum es geht. Drehen Sie sich bitte auf die linke Seite.«

      Franz gehorchte. Er spürte, wie Dr. Scheibler das Klinikhemd zur Seite schob und dann zwei Finger auf eine Stelle an seiner Lendenwirbelsäule legte.

      »In diesen Bereich etwa muß ich einstechen und etwas Gehirn-Rückenmark-Flüssigkeit entnehmen«, erklärte er. »Wichtig ist dabei, daß Sie ganz ruhig liegen. Dr. Parker wird die Stelle örtlich betäuben, so daß Sie von der eigentlichen Flüssigkeitsentnahme nichts spüren werden. Nur den Einstich, den Dr. Parker für die Lokalanästhesie vornehmen muß, werden Sie spüren, und er wird weh tun.«

      Franz schluckte. »Sie sind erschreckend ehrlich.«

      Dr. Scheibler suchte seinen Blick. »Ich will, daß Sie mir gut vertrauen, und dazu gehört nun einmal Ehrlichkeit. Wenn ich Sie belüge, können Sie ja kein Vertrauen zu mir haben.« Er richtete sich auf, legte eine Hand an Franz’ Hinterkopf und übte leichten Druck aus.

      »Pressen Sie das Kinn, so fest es geht, an die Brust«, bat er. »Und ziehen Sie die Knie an. Ihr Rücken muß ganz rund sein.«

      Franz gehorchte, obwohl er gerade in dieser Stellung den Katheder und den Temperaturfühler als schrecklich störend empfand. Auch die Infusionsschläuche, über die er noch immer Blut und Kochsalzlösung zugeführt bekam, waren ihm überall im Weg. Das alles machte ihm erst so richtig bewußt, wie elend er eigentlich dran war. Er spürte Dr. Scheiblers Hände, die seinen Kopf nach unten und seine Knie gegen den Bauch drückten. Seine Hände begannen zu zittern, während er auf den schmerzhaften Einstich wartete, den Dr. Scheibler ihm prophezeit hatte.

      Dr. Parker hatte in der Zwischenzeit die Spritze mit dem Lokalanästhetikum vorbereitet und trat nun zu dem Patienten. Die örtliche Betäubung an der Wirbelsäule verlangte von dem Anästhesisten große Erfahrung, aber über die verfügte Dr. Parker ja, und sein Gesicht spiegelte die Konzentration wider, mit der er zu Werke ging. Mit einem Alkolholtupfer reinigte er die Einstichstelle und spürte dabei, wie Franz zusammenzuckte.

      Dr. Parker warf dem Oberarzt einen Blick zu, mit dem er signalisierte, daß sich der Patient jetzt völlig ruhig halten mußte. In diesem Moment gab Dr. Scheibler ihm ein Zeichen, daß er warten solle. Der Oberarzt hatte nämlich bemerkt, wie Franz’ Schultern zu zucken begannen, und als er ihn jetzt losließ, fing sein ganzer Körper vor verhaltenem Schluchzen an zu beben.

      »Weinen Sie nur, Franz«, riet Dr. Scheibler ihm und gebrauchte dabei absichtlich den Vornamen seines Patienten, um ihm etwas Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Ganz sanft berührte er Franz’ Schulter, während er mit der anderen Hand die Decke hochzog, um dem jungen Mann die Peinlichkeit seiner untersuchungsbedingten Blöße zu ersparen, deren er sich gerade in dieser Situation besonders bewußt sein mußte. »Weinen Sie sich aus. Das erleichtert.«

      Mit beiden Händen bedeckte Franz sein Gesicht, während er hilflos zu schluchzen begann. Er schämte sich ganz entsetzlich vor den beiden Ärzten, schaffte es aber nicht, seinen Tränen Einhalt zu gebieten.

      Dr. Parker und Dr. Scheibler tauschten einen Blick, dann ging der junge Anästhesist hinaus, während sich der Oberarzt zu seinem Patienten hinunterbeugte.

      »So ist es gut, Franz«, meinte er. »Weinen Sie nur. Wir lassen Sie jetzt ein bißchen allein, damit Sie ungestört sind.«

      »Nein!« Mit tränenüberströmtem Gesicht blickte Franz auf, dann griff er mit beiden Händen nach Dr. Scheiblers Arm. »Nicht alleinlassen. Bitte nicht.« Sein Körper wurde von Schluchzen geschüttelt. »Herr Doktor, ich habe Angst! Vor dieser Untersuchung… vor den Schmerzen… vor dem Tod! Ich habe solche Angst! Ich will noch nicht sterben!«

      Spontan setzte sich Dr. Scheibler zu ihm aufs Bett und

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