Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman - Marie Francoise страница 212
»Leukämie«, murmelte er jetzt, als er den Hörer aufgelegt hatte, dann lehnte er sich mit einem bösartigen Lächeln in seinem Sessel zurück. »Ich denke, deine Tage sind gezählt, alter Junge.« Er runzelte die Stirn, als er an die Thiersch-Klinik dachte. Das war der einzig wunde Punkt an der Sache. Thiersch hatte einfach zu viele Heilerfolge. Er war die Kapazität schlechthin, wenn es um Krebserkrankungen ging. Doch schließlich siegte Dieters Optimismus. Er würde Franz schon soweit bekommen, daß er die Thiersch-Klinik vorzeitig verlassen würde. »Dann, mein treuer Freund, gehört deine Annemarie endgültig mir.«
*
Dr. Daniel hatte dafür gesorgt, daß Dr. Scheibler sein Versprechen hielt und sich wirklich ins Bett legte, dann hatte er die Unterlagen über Franz Baumgartner an sich genommen und war zu seiner Villa zurückgekehrt. Seine Empfangsdame Gabi Meindl hatte für diesen Tag nur einige wichtige Termine angenommen, weil sie gewußt hatte, daß ihr Chef noch am Vormittag seine Tochter nach München bringen würde.
Karina Daniel hatte ihr Examen bestanden und würde
nun das Angebot, das Professor Thiersch ihr bereits vor einigen Jahren gemacht hatte, annehmen und an seiner Klinik die Assistenzzeit absolvieren.
»Ich hoffe, du weißt, worauf du dich da einläßt«, meinte Dr. Daniel, als er mit seiner Tochter losfuhr. »Professor Thiersch ist grob, unfreundlich und mehr als streng.«
Karina lächelte. »Er verbirgt unter seiner extrem rauhen Schale aber auch ein sehr weiches Herz. Das hast du selbst oft genug gesagt, und ich habe es ganz deutlich gemerkt, als Manon damals so krank war und er nicht mehr wußte, wie er ihr noch helfen sollte. Im übrigen hast du deine Assistenzzeit in der Thiersch-Klinik ja auch überlebt.«
»Das ist richtig«, stimmte Dr. Daniel zu. »Aber der gute Professor hat mir die zwei Jahre gelegentlich schon zur Hölle gemacht.« Er sah seine Tochter kurz an, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. »Du wirst eine weit härtere Assistenzzeit haben als dein Bruder.«
»Glaubst du?« Karina schüttelte den Kopf. »Wolfgang ist zwar nicht grob und unfreundlich, aber genauso streng wie der Professor. Stefan hat gelegentlich ganz schön gejammert, weil Wolfgang ihn so hart gehalten hat.« Sie grinste. »Seit Stefan bei Onkel Schorsch seinen Facharzt macht, fühlt er sich fast wie im siebten Himmel.«
Dr. Daniel mußte lachen. »Das glaube ich gern. Stefan müßte es schon ganz bunt treiben, damit Schorsch seinem geliebten Patensohn mal die Leviten lesen würde.«
Langsam fuhr Dr. Daniel nun in den Parkplatz, der zur Thiersch-Klinik gehörte, und hielt seinen Wagen an. Karina stieg aus und blieb einen Augenblick lang vor dem wuchtigen Bau stehen.
»Du wirst es nicht glauben, Papa, aber ich freue mich sogar auf die Zeit, die ich hier verbringen werde«, meinte sie.
»Du wirst jedenfalls viel lernen«, erklärte Dr. Daniel, dann betrat er zusammen mit seiner Tochter die Klinik und steuerte das Büro des Chefarztes an.
Dabei wurde Karina bewußt, wie sehr sich die Thiersch-Klinik von der Waldsee-Klinik unterschied – und das nicht nur an Größe. Die Flure der Waldsee-Klinik waren hell und freundlich, hier dagegen wirkte alles sehr düster… fast furchteinflößend.
»Daniel! Was wollen Sie denn hier?«
Unwillkürlich zuckte Karina zusammen, als die wie immer äußerst barsche Stimme des Professors erklang. Sie hatte den kleinen, untersetzten Mann gar nicht kommen sehen. Dr. Daniel selbst schien dagegen nicht überrascht zu sein, als Professor Thiersch wie aus dem Boden gewachsen plötzlich vor ihm stand.
»Ich habe meine Tochter herbegleitet«, antwortete Dr. Daniel jetzt.
Die buschigen Augenbrauen schoben sich über dem Rand der dicken Hornbrille zusammen und verliehen dem Professor ein noch strengeres Aussehen. Karina hatte er bis jetzt keines Blickes gewürdigt, aber das war auch nicht weiter ungewöhnlich.
»Glauben Sie vielleicht, ich würde Ihr Herzblatt umbringen, wenn es sich allein hier hereinwagen würde?« herrschte er Dr. Daniel an.
»Nein«, entgegnete dieser gelassen. Der ruppige Ton des Professors konnte ihm längst keine Angst mehr einjagen. Immerhin kannte er ihn nun schon seit mehr als fünfundzwanzig Jahren. Und dann wiederholte er die Worte, die Karina vorhin gesagt hatte. »Ich habe meine Assistenzzeit bei Ihnen ja auch überlebt.«
Professor Thiersch grummelte etwas Unverständliches, dann sah er Karina an.
»Ich halte nicht viel von langen Einführungsgesprächen«, erklärte er rundheraus. »Sie werden hier hart arbeiten und viel lernen. Melden Sie sich bei Kreis. Er ist Leitender Oberarzt der Notaufnahme.« Er schwieg kurz und betrachtete Karina dabei sehr kritisch. »Ich sage es Ihnen gleich: Es wird ein Sprung ins kalte Wasser sein, aber wenn Sie die Notaufnahme überstehen, dann überstehen Sie auch alles weitere hier.«
Karina verabschiedete sich rasch von ihrem Vater, dann machte sie sich auf den Weg zur Notaufnahme. Besorgt blickte Dr. Daniel ihr nach, bevor er sich dem Professor wieder zuwandte.
»Gleich am ersten Tag in die Notaufnahme…«,begann er, doch sehr viel weiter kam er nicht, denn Professor Thiersch fuhr ihn grob an: »Behalten Sie Ihre Meinung für sich! Ihre Tochter ist ab sofort Assistenzärztin hier, und ich schone meine Ärzte nicht – auch dann nicht, wenn sie Daniel heißen.« Er warf einen demonstrativen Blick auf seine Uhr. »Sie haben Ihre Tochter hier abgeliefert, jetzt können Sie gehen.«
Dr. Daniel schluckte. Der Gedanke, daß Karina die nächsten zwei Jahre unter der Fuchtel des ungehobelten Professors stehen würde, machte ihm schwer zu schaffen, und da nützte es auch nichts, sich an seine eigenen Assistenzzeit zu erinnern und daran, wieviel er bei Professor Thiersch gelernt hatte. Karina tat ihm jetzt schon leid, und fast wünschte er, sie hätte sich doch nicht für die Thiersch-Klinik entschieden.
»Ich bin nicht nur wegen meiner Tochter hier«, erwiderte Dr. Daniel nun und zwang sich, seine Gedanken auf die Unterlagen zu konzentrieren, die er in der Hand hielt. »Es geht um einen jungen Mann, der seit heute nacht in der Waldsee-Klinik liegt.«
Professor Thiersch nickte knapp. »Kommen Sie mit.« Mit kurzen, energischen Schritten ging er voran in sein Büro und setzte sich, hielt es aber nicht für nötig, auch Dr. Daniel einen Platz anzubieten.
»Der Patient leidet an akuter lymphoblastischer Leukämie«, führte Dr. Daniel aus und reichte