Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
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»Wer sind Sie?« wollte Dr. Daniel wissen, während er schon Puls und Blutdruck kontrollierte. Dr. Metzler und Dr. Scheibler verließen inzwischen den Untersuchungsraum.
»Dieter Krause«, antwortete er. »Ich bin ein Freund von Annemarie und Franz.«
Dr. Daniel warf dem jungen Mann einen kurzen prüfenden Blick zu, doch Dieter spielte den Besorgten so überzeugend, daß nicht einmal der erfahrene Arzt Verdacht schöpfte.
»Bitte gehen Sie einstweilen hinaus, Herr Krause«, bat Dr. Daniel. »Wenn ich meine Untersuchungen abgeschlossen habe und Fräulein Demel sich wieder ein wenig erholt hat, können Sie zu ihr kommen.«
Er wartete, bis Dieter draußen war, dann schloß er die Tür, ehe er zu Annemarie zurückkehrte. Ihre Lider begannen bereits zu flattern, dann öffnete sie die Augen und richtete sich sofort auf, was zu einem erneuten Schwindelanfall führte.
»Franzl!« stieß sie hervor.
Sanft drückte Dr. Daniel sie zurück. »Ihr Verlobter ist mit Dr. Scheibler auf dem Weg nach München, Sie können versichert sein, daß er in den besten Händen ist. Aber um Sie mache ich mir jetzt ernstliche Sorgen, Fräulein Demel.«
Annemarie wollte von der Untersuchungsliege herunterklettern. »Mit mir ist alles in Ordnung. Es ist nur die Aufregung… und die Angst um Franz.«
Energisch hielt Dr. Daniel sie zurück. »Ich werde Sie persönlich nach München zu Ihrem Verlobten bringen, aber erst, wenn ich meine Untersuchung abgeschlossen habe, und damit können wir nicht mehr länger warten. Ihr Blutdruck liegt ständig irgendwo bei neunzig zu sechzig, das heißt, Ihre nächste Ohnmacht kann jederzeit erfolgen. Dabei ist das Risiko, daß Sie sich verletzen, zu groß, als daß ich Sie einfach gehen lassen könnte.«
Annemarie seufzte tief auf. »Bitte, Herr Doktor, lassen Sie mich jetzt zu Franz. Ich verspreche Ihnen, daß ich mich untersuchen lassen werde… morgen… oder übermorgen…«
Doch in diesem Punkt ließ Dr. Daniel nicht mit sich reden. »Sie werden sich jetzt sofort untersuchen lassen.«
Ohne sich auf eine weitere Diskussion einzulassen, bereitete Dr. Daniel alles für eine Blutabnahme vor. Unglücklicherweise war Dr. Scheibler, der durch seine mehrjährige Ausbildung bei Professor Thiersch auch im Labor über große Erfahrung verfügte, jetzt nicht mehr im Haus, so daß Dr. Daniel gezwungen war, die Auswertung selbst vorzunehmen. Allerdings war das Ergebnis so eindeutig, daß sich Dr. Daniel fragte, weshalb Annemarie es nicht schon längst selbst bemerkt hat-te.
Sie richtete sich auf, als Dr. Daniel den Untersuchungsraum wieder betrat, und in ihren Augen konnte der Arzt die ganze Unruhe erkennen, die sie empfand. Ihr in dieser Situation eine solche Nachricht beizubringen…
»Herr Doktor, was ist denn jetzt mit mir?« fragte Annemarie ungeduldig und unterbrach damit Dr. Daniels besorgte Gedanken. »Kann ich endlich zu Franz?«
Spontan setzte sich Dr. Daniel auf den Rand der Untersuchungsliege und griff nach Annemaries Hand.
»Ich fürchte, jetzt ist der ungünstigste Zeitpunkt, um Ihnen das zu sagen, aber…« Er zögerte, ehe er fortfuhr: »Sie erwarten ein Baby.«
Annemarie starrte ihn an, als hätte er behauptet, in fünf Minuten würde die Welt untergehen, und für sie war es ja auch beinahe so.
»Ein… Baby?« wiederholte sie fassungslos, dann vergrub sie das Gesicht in den Händen. »O mein Gott… ausgerechnet jetzt…«
Genau das war Dr. Daniel auch durch den Kopf gegangen. Annemarie steckte wirklich in einer ungünstigen Situation. Arbeitslos, schwanger… und niemand konnte vorhersagen, wie es mit ihrem Verlobten weitergehen würde.
»Wann… ist es soweit?« erkundigte sich Annemarie zögernd.
»Um Ihnen das ganz genau zu sagen, müßte ich Sie untersuchen«, antwortete Dr. Daniel. »Außerdem muß ich wissen, wann Sie das letzte Mal Ihre Tage hatten.«
Annemarie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht mehr.« Sie errötete ein wenig. »Was müssen Sie jetzt nur von mir denken?« Dann seufzte sie tief auf. »Ich war immer sehr penibel damit… habe mir grundsätzlich das Datum notiert, aber dann… durch die Arbeitslosigkeit… irgendwie geriet mein ganzes Leben durcheinander.«
Dr. Daniel nickte verständnisvoll. »Das kann ich durchaus verstehen. Es ist auch gar nicht so schlimm, wenn Sie es nicht mehr wissen. Durch eine Ultraschalluntersuchung läßt sich leicht klären, in welcher Schwangerschaftswoche Sie sind.«
Er half Annemarie von der Untersuchungsliege herunter und begleitete sie fürsorglich in die Gynäkologie hinüber. Hier nahm er zuerst eine normale körperliche Untersuchung vor, die zeigte, daß die Schwangerschaft noch nicht allzu weit fortgeschritten sein konnte. Die Gebärmutter hatte sich zwar schon vergrößert, aber nach Dr. Daniels Einschätzung konnte Annemarie höchstens im zweiten Monat schwanger sein.
»Ich muß den Ultraschall in diesem Fall von unten machen«, erklärte er. »Anders ist der Embryo sicher noch nicht zu sehen. Versuchen Sie ganz entspannt zu sein. Die Untersuchung ist nicht schmerzhaft, verursacht aber ein unangenehmes Gefühl.«
So empfand es Annemarie auch, aber der Grund dafür war vermutlich, daß sie es nicht schaffte, sich wirklich zu entspannen. Dazu war die Situation im Moment einfach zu verfahren.
»Es ist, wie ich vermutet habe«, meinte Dr. Daniel, als er mit der Untersuchung fertig war. »Sie sind jetzt etwa in der achten Schwangerschaftswoche. Das heißt, daß Sie in ungefähr sieben Monaten mit Ihrem Baby rechnen müssen.«
Annemarie schluckte. »In sieben Monaten.« Verzweifelt sah sie Dr. Daniel an. »Was soll ich nur tun? Franz liegt in der Thiersch-Klinik, ich bin arbeitslos… was für ein Leben erwartet dieses Kind?«
Da legte Dr. Daniel einen Arm tröstend um ihre Schultern. »Den Krankheitsverlauf Ihres Verlobten müssen Sie abwarten. Professor Thiersch wird alles tun, um ihn zu heilen, aber er ist auch nur ein Mensch, und Tatsache ist, daß Leukämie noch immer eine sehr schwere, in manchen Fällen unheilbare Krankheit ist.« Er schwieg kurz. »Was Ihre Arbeitslosigkeit betrifft, so gilt mein Angebot noch immer. Sie können hier arbeiten.«
Völlig fassungslos starrte Annemarie ihn an. »Obwohl ich schwanger bin? Ich meine… Sie wissen genau, daß ich in einem knappen halben Jahr in Mutterschutz gehen werde, und trotzdem…« Sie schüttelte den Kopf. »Das kann doch nicht Ihr Ernst sein.«
»Doch, Fräulein Demel, es ist mein Ernst«, bekräftigte Dr. Daniel. »Ich bin auch sicher, daß der Chefarzt in diesem Fall keine Schwierigkeiten machen wird. Sie brauchen diese Stelle ganz dringend – auch wenn es nur für ein halbes Jahr ist.«
»Aber… Sie müssen die Stelle für mich freihalten, bis…«
»Auch das weiß ich«, fiel Dr. Daniel ihr ins Wort. »Aber es ändert nichts an meinem Entschluß. Die Stellung in der Waldsee-Klinik ist Ihnen sicher. Wie gesagt, ich werde mich noch mit dem Chefarzt unterhalten, weil ich ihn bei Einstellungen grundsätzlich nicht übergehe, aber ich kenne ihn gut genug, um zu wissen, daß er mit meinem Entschluß einverstanden sein wird.«
Da griff Annemarie dankbar nach seinen Händen. »Sie sind ein wundervoller Mensch, Herr Doktor.«
*