Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
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Doch Franz schüttelte den Kopf. »Ich will nicht weg von Ihnen. Ich will, daß Sie mich behandeln. Zu Ihnen habe ich Vertrauen.«
Da legte Dr. Scheibler ihm eine Hand unter das Kinn und zwang ihn damit, ihn anzusehen. Dabei krampfte sich das Herz des Arztes vor Mitleid zusammen, als er in die verweinten Augen seines jungen Patienten blickte.
»Ich kann Ihnen nicht helfen, Franz«, erklärte er eindringlich. »Mir fehlt einfach die Erfahrung des Professors. Aber ich verspreche Ihnen, daß ich mich um Sie kümmern werde, auch wenn Sie in der Thiersch-Klinik liegen.«
Wieder schüttelte Franz den Kopf. »Sie werden mich schon morgen vergessen haben. Ich bin doch hier nur einer von vielen Patienten, die Sie zu untersuchen und behandeln haben.«
»Glauben Sie das wirklich?«
Franz zuckte die Schultern. »Ich weiß es nicht.«
Dr. Scheibler schwieg einen Moment, dann meinte er: »Ich habe gesagt, daß ich mir Ihr Vertrauen durch Ehrlichkeit verdienen will, also werde ich auch weiterhin ehrlich zu Ihnen sein. Natürlich erinnere ich mich nicht mehr an jeden Patienten, der hier durch meine Hände gegangen ist. Das wäre bei der Vielzahl der Kranken, die ich schon behandelt habe, auch unmöglich. Aber einen Patienten, um den ich mir so viele Sorgen mache… mit dem ich leide und um den ich Angst habe… den vergesse ich nicht.«
Die Kehle wurde Franz eng bei diesen Worten, und er fühlte schon wieder Tränen aufsteigen.
»Lassen Sie es heraus«, meinte Dr. Scheibler, der genau wußte, was in Franz vorging. »Weinen Sie sich aus.«
»Annemie«, stieß Franz hervor. »Sie wird Angst haben… weil es so lange dauert…«
Doch Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Dr. Parker hat ihr bereits Bescheid gesagt.«
»Sie haben doch gar nicht mit ihm gesprochen«, wandte Franz ein.
Da lächelte der Oberarzt ein wenig. »Mit einigen meiner Kollegen kann ich mich auch durch Blicke verständigen. Seien Sie unbesorgt, Franz, Ihre Annemie weiß wirklich Bescheid.«
Dankbarkeit lag in den Augen des jungen Mannes, dann wischte er mit einer energischen Handbewegung die Tränen ab.
»Sie können die Untersuchung jetzt machen, Herr Doktor.«
»Gerrit«, verbesserte der Oberarzt. »Ich glaube, wir beide sind an einem Punkt angelangt, wo man sich Förmlichkeiten sparen kann.« Aufmerksam betrachtete er seinen Patienten. »Sind Sie wirklich bereit, Franz?«
Der nickte tapfer. »Ja, Gerrit.« Der Vorname des Arztes kam ihm zwar noch ein bißchen schwer über die Lippen, trotzdem fühlte er sich plötzlich sicherer.
Dr. Scheibler holte den Anästhesisten zurück, und in der Zwischenzeit hatte sich Franz schon wieder auf die Seite gelegt, das Kinn auf die Brust gedrückt und die Knie angezogen. Wie vorhin griff der Oberarzt unterstützend zu, während Dr. Parker erneut das Lokalanästhetikum vorbereitete und die Einstichstelle mit einem Alkoholtupfer säuberte.
»Nicht erschrecken, Herr Baumgarnter«, betonte er. »Ich muß Sie jetzt stechen.«
Franz fühlte die Nadel schmerzhaft in seinen Rücken dringen und stöhnte leise auf.
»Das war’s schon«, meinte Dr. Parker beruhigend, stand auf und übernahm Dr. Scheiblers Platz. Der Oberarzt wartete noch, bis die örtliche Betäubung wirkte, dann führte er vorsichtig eine Hohlnadel in der Mitte zwischen den Dornfortsätzen des ersten und zweiten Lendenwirbels ein und schob sie schrittweise so weit vor, bis bei Überprüfung helle, bernsteingelbe Flüssigkeit abtropfte.
Dr. Scheibler entnahm soviel Flüssigkeit, wie er für die Untersuchung benötigte, dann zog er die Nadel vorsichtig zurück und legte einen sterilen Verband an.
»Sie haben’s überstanden, Franz«, erklärte er. »Wie fühlen Sie sich?«
»Ich habe Kopfschmerzen«, antwortete der junge Mann. »Aber das kommt wahrscheinlich von meiner Angst und der Aufregung von vorhin.«
Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Nein, das ist eine ganz normale Reaktion auf die Punktion. Die Kopfschmerzen werden bald wieder vergehen.« Er lächelte Franz an. »Ich schicke Ihre Verlobte jetzt wieder herein.« Er schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: »Wenn ich im Labor fertig bin, muß ich ein paar Stunden schlafen, aber Sie können sicher sein, daß ich Sie persönlich nach München begleiten werde.«
Dankbar griff Franz nach seiner Hand. »Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll, Gerrit… ich… danke.«
»Schon gut«, erwiderte der Oberarzt leise und wünschte dabei, er könnte mehr für ihn tun… viel mehr.
*
Unruhig hatte Annemarie in der Eingangshalle gewartet. Der junge Anästhesist hatte ihr gesagt, daß es länger dauern würde als geplant, weil Franz mit seiner Beherrschung am Ende sei. Am liebsten wäre Annemarie sofort zu ihm geeilt, doch Dr. Parker hatte ihr versichert, daß sich der Oberarzt ganz rührend um ihn kümmern würde.
Annemarie war nicht vollends beruhigt gewesen, wollte sich andererseits aber auch nicht einmischen. Vielleicht würde sich Franz vor ihr zu sehr genieren, um seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Nervös war sie in der Eingangshalle auf und ab gegangen, bis sie die Telefonzelle entdeckt hatte.
Es war inzwischen beinahe neun Uhr morgens. Annemarie zögerte einen Moment, dann betrat sie die Telefonzelle, hob den Hörer ab und steckte ihre Karte in den Schlitz, bevor sie Dieters Nummer wählte.
Wie erwartet war Dieter um diese Zeit noch zu Hause, und Annemarie fragte sich wieder einmal, woher er eigentlich das viele Geld hatte, mit dem er so bedenkenlos um sich werfen konnte. Angeblich hatte er vor ein paar Jahren eine große Erbschaft gemacht, doch bei den Unsummen, die er Tag für Tag ausgab, konnte davon eigentlich nicht mehr viel übrig sein.
»Dieter, hier ist Annemarie«, gab sie sich zu erkennen und hatte plötzlich wieder Mühe, die Tränen zurückzuhalten. »Tut mir leid, daß ich erst jetzt anrufe, aber…« Sie schluchzte auf. »Franz… er… er… hat… Leukämie!«
»Meine Güte.« Dieter spielte den Betroffenen, dabei hätte er sich am liebsten vor Freude die Hände gerieben. Nach der Enttäuschung darüber, daß Franz noch rechtzeitig im Auto gefunden worden war, standen seine Chancen nun doch nicht so schlecht. Er würde zwar noch ein bißchen warten müssen, bis Franz das Zeitliche gesegnet hatte, aber dann…
»Ich komme sofort, Annemarie«, versprach er jetzt. »Mach dir keine Sorgen, ich werde meine ganzen Beziehungen spielen lassen, damit Franz die beste Behandlung bekommt, die…«
»Nicht nötig, Dieter«, fiel Annemarie ihm ins Wort. »Es ist lieb von dir, aber… Franz bekommt noch heute einen Platz in der Thiersch-Klinik. Der Professor ist der Beste auf seinem Gebiet.«
Dieter biß vor Ärger die Zähne zusammen. Natürlich kannte auch er den erstklassigen Ruf des Professors, deshalb hätte er es vorgezogen, Franz in einem anderen Krankenhaus zu wissen… dort, wo man nach Möglichkeit noch nicht über die neuesten Behandlungsmethoden informiert war.
»Das ist gut«, zwang er sich zu sagen. »Trotzdem komme ich sofort in die Waldsee-Klinik – wenn auch