Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman - Marie Francoise страница 215
»Annemarie, was ist mit dir?« wollte Dieter sogleich wissen.
Sie seufzte leise und berührte unbewußt ihren Bauch. »Krank bin ich zwar nicht, aber wirklich freuen…« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wirklich freuen kann ich mich im Moment noch nicht.« Sie schwieg kurz. »Ich erwarte ein Baby.«
Die Worte trafen Dieter wie ein Schlag. Stumm starrte er sie an, doch Annemarie bemerkte seine Betroffenheit gar nicht. Dr. Daniel dafür um so mehr, und er fragte sich mit Recht, was wohl der Grund dafür sein mochte. Liebe war es jedenfalls nicht, das sah er an Dieters Augen ganz genau.
»Normalerweise wäre es gar kein Problem«, fuhr die junge Frau nun leise fort. »Franz und ich wollten sowieso heiraten… allerdings noch nicht jetzt gleich.«
Dieter hörte gar nicht richtig hin. Ein Baby… der Erbe des Demel-Vermögens. Dieters Hirn arbeitete wie ein Computer. Er wußte, daß es für ihn nur eine Möglichkeit gab, in neun Jahren an Annemaries Geld zu kommen. Er mußte sie heiraten und dann das Kind irgendwie loswerden…
Dazu mußte er als erstes einmal Franz aus der Thiersch-Klinik herausholen.
Nur wenn Franz nicht mehr am Leben ist, kann ich Annemarie für mich gewinnen, dachte Dieter, und dabei störte es ihn nicht im geringsten, daß er über seinen Freund damit das Todesurteil sprach.
»Dieter, fährst du mich zu Franz?« fragte Annemarie und riß ihn damit aus seinen Gedanken. »Dr. Daniel würde mich sonst hinbringen, aber das kann ich nicht verlangen. Er hat schon so viel für mich getan und sicher noch andere Arbeit, deshalb dachte ich, daß du…«
»Das ist doch selbstverständlich«, bekräftigte Dieter sofort, zögerte und fügte dann hinzu: »Ich will Franz doch auch sehen.« Er lächelte Annemarie an. »Warte hier, ich hole meinen Wagen zum Eingang, damit du in deinem Zustand nicht so weit laufen mußt.«
Sogar Annemarie brachte daraufhin ein Lächeln zustande. »Das ist lieb von dir, Dieter.« Sie wartete, bis er draußen war, dann wandte sie sich Dr. Daniel zu. »Ich bin froh, daß er mir beisteht. Wissen Sie, Dieter und Franz sind seit der Schulzeit die besten Freunde. Er hält vielleicht nicht viel vom Arbeiten, aber er ist der einzige, auf den sich Franz immer blind verlassen konnte.« Ihr Gesicht umschattete sich. »Franz’ Krankheit muß Dieter auch ganz schrecklich treffen.«
Dr. Daniel schwieg dazu. Es fiel ihm trotz aller Menschenkenntnis schwer, den jungen Mann jetzt bereits richtig einzuschätzen. Er wußte nur eines: Dieter Krause war ihm nicht sonderlich sympathisch.
*
Erst auf der Fahrt von Steinhausen nach München erwachte Franz. Er spürte, daß man ihm den Temperaturfühler entfernt hatte, aber der Katheder lag noch, und auch der Infusionsschlauch steckte noch in seinem Unterarm. Langsam wandte er den Kopf und sah Dr. Scheibler an, der neben ihm saß.
»Wo ist Annemie?« fragte er leise.
»Sie wollte mitkommen«, antwortete der Oberarzt. »Aber eine erneute kurze Ohnmacht hat eine Untersuchung notwendig gemacht.«
Franz erschrak zutiefst. »Ist sie krank?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Dr. Scheibler. »Vielleicht macht sie sich einfach nur so große Sorgen um Sie, aber das wird Dr. Daniel bestimmt herausfinden. Machen Sie sich darüber keine Gedanken, Franz. Ihre Verlobte ist bei Dr. Daniel in den besten Händen.«
Franz nickte halbherzig. Er machte sich eben doch Sorgen, und er hatte Angst… ganz entsetzliche Angst.
»In einer Viertelstunde etwa werden wir die Thiersch-Klinik erreichen«, erklärte Dr. Scheibler und riß ihn damit aus seinen Gedanken, dann legte er eine Hand auf Franz’ Arm. »Wie fühlen Sie sich?«
»Ich weiß nicht recht«, entgegnete er, zögerte kurz und gab dann offen zu: »Ich habe Angst.« Nervös spielte er mit der Decke, die Dr. Scheibler über ihn gebreitet hatte. »Wenn Sie bei mir bleiben könnten…« Er zuckte die Schultern. »Wissen Sie, ich habe von der Thiersch-Klinik schon gehört, aber irgendwie dachte ich immer… ich dachte, daß ich dieses Krankenhaus niemals von innen sehen würde. Krebs…« Er sah Dr. Scheibler an. »Ist es wirklich sicher? Ich meine… können Sie sich nicht vielleicht geirrt haben?«
Die Worte schnürten Dr. Scheibler förmlich die Kehle zu. »Ich wünschte, ich könnte sagen, es wäre ein Irrtum gewesen.« Er schwieg einen Moment, weil er Mühe hatte, seine Fassung zu behalten. »Professor Thiersch wird alles für Sie tun.« Wieder machte er eine Pause. »In diesem Zusammenhang… ich meine, der Professor hat eine etwas eigene, gewöhnungsbedürftige Art, mit anderen Menschen umzugehen. Meistens gibt er sich grob und ruppig, aber er versteckt hinter seiner rauhen Schale nur einen äußerst weichen Kern, und das Schicksal seiner Patienten liegt ihm sehr am Herzen, auch wenn er es nicht zeigt. Er hat schon vielen Menschen das Leben gerettet – auch mir.«
Überrascht sah Franz ihn an. »Ihnen? Heißt das… Sie hatten auch… Krebs?«
Dr. Scheibler nickte. »Akute Leukämie. Ich verdanke es Professor Thiersch und Dr. Metzler, daß ich noch am Leben bin.«
»Sie sind wieder gesund«, flüsterte Franz, dann huschte der Ansatz eines Lächelns über sein Gesicht. »Danke, daß Sie mir das erzählt haben. Jetzt kann ich auch ein bißchen Hoffnung haben.«
Der Krankenwagen bog in die Einfahrt, die zur Notaufnahme der Thiersch-Klinik gehörte. Dr. Sebastian Kreis, der Leitende Oberarzt, und Karina Daniel nahmen Franz in Empfang.
»Karina.« Dr. Scheibler zeigte sein Erstaunen ganz offen. »Hat man Sie denn schon am ersten Tag in die Notaufnahme verbannt?« Er schüttelte den Kopf. »Der gute Professor geht immer härter mit seinen Assistenzärzten um. Ich hatte damals wenigstens einen Monat Galgenfrist, bevor ich hierher mußte.«
»Hier unten ist wirklich die Hölle los«, gestand Karina lächelnd, während sie mithalf, die fahrbare Trage in die Klinik zu schieben, »und ich frage mich, wie Dr. Kreis da den Überblick behalten kann. Nie hätte ich gedacht, daß es in der Thiersch-Klinik eine solche Menge an Notfällen geben könnte. Man hat ja kaum mal Zeit zum Durchatmen.«
»Ganz anders als in der Waldsee-Klinik, nicht wahr?«
Karina nickte, dann lächelte sie wieder. »Ich bin froh, daß ich mich für die Thiersch-Klinik entschieden habe. Vor einer guten Stunde durfte ich schon meine erste Naht machen, und Dr. Kreis hat gesagt, ich dürfte dabeisein, wenn Ihrem Patienten der zentrale Venenkatheder gelegt wird, obwohl das eigentlich nicht zu den Aufgaben der Notaufnahme-Ärzte gehört. Aber oben auf der Station geht es im Moment anscheinend auch ziemlich rund.«
Dr. Scheibler nickte, dann wandte er sich dem Leitenden Oberarzt zu. »Herr Kollege, Sie stehen hier unten ganz schön im Streß. Wenn Sie sich nicht in irgendeiner Weise auf den Schlips getreten fühlen, dann könnte auch ich den zentralen Venenkatheder legen.«
»Mein lieber Herr Kollege«, entgegnete Dr. Kreis lächelnd. »Hier unten fühle ich mich nie auf den Schlips getreten, wenn mir jemand die Arbeit abnehmen will.« Er sah zu Franz hinüber und erkannte mit geübtem Blick die Angst in dessen Augen. »Ich glaube, Ihr Patient hat zu Ihnen ohnehin das größte Vertrauen.«
Der Leitende Oberarzt wies Dr. Scheibler einen