Dr. Daniel Paket 2 – Arztroman. Marie Francoise
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»Sieht böse aus«, urteilte er schließlich und blickte auf, dann lehnte er sich zurück. »Eigentlich habe ich nicht mal eine Luftmatratze frei geschweige denn ein Bett, aber in diesem Fall… ich fürchte, es eilt ganz gewaltig.«
Dr. Daniel nickte. »Dieser Meinung ist Dr. Scheibler auch. Deshalb hat er die nötigen Untersuchungen noch in der Nacht und heute früh durchgeführt.«
»Um den beneide ich Sie, Daniel«, knurrte Professor Thiersch.
Dr. Daniel mußte ein wenig schmunzeln und konnte sich dabei eine Bemerkung nicht verkneifen. »Sie hatten die Chance, Herr Professor. Hätten Sie Dr. Scheibler zum zweiten Oberarzt gemacht, anstatt ihn aus der Klinik zu werfen…«
»Werden Sie bloß nicht unverschämt, Daniel!« fiel Professor Thiersch ihm grob ins Wort. »Damals hatte ich meine Gründe, und später haben Scheibler und ich den ganzen Unfrieden aus der Welt geschafft, allerdings war er zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr dazu zu bewegen, von
der Waldsee-Klinik zurück zur Thiersch-Klinik zu wechseln, wo-für ich auch Verständnis hatte und habe.« Er hob den Zeigefinger. »Sie haben da einen erstklassigen Arzt, das wissen Sie hoffentlich.«
»Und ob ich das weiß«, bekräftigte Dr. Daniel, dann wies er auf die Akten, die noch immer vor dem Professor lagen. »Kann Dr. Scheibler den Mann heute noch bringen?«
Professor Thiersch nickte knapp. »Wird sich nicht vermeiden lassen, schließlich wollen wir ihm helfen, und da zählt jeder Tag.« Er stand auf. »Jetzt verschwinden Sie endlich. Sie haben meine knapp bemessene Zeit schon lange genug strapaziert.«
Dr. Daniel kam dieser Aufforderung sofort nach und verabschiedete sich. Für einen Moment war er versucht, in die Notaufnahme zu gehen, um zu sehen, wie es Karina ging, doch dann ließ er es schweren Herzens bleiben. Er wollte nicht den Eindruck erwecken, er würde Karina wie ein rohes Ei behandeln. Dabei gestand er sich nur ungern ein, daß er sich um seinen Sohn in einer vergleichbaren Situation nur halb so viele Sorgen gemacht hätte.
»Väter und Töchter«, murmelte er sich selbst zu. »Irgendwie ist ihr Verhältnis zueinander doch etwas Besonderes, auch wenn man es nicht wahrhaben will.«
*
Dieter Krause hatte sein Versprechen gehalten und war zur Waldsee-Klinik gefahren. Er kam um die Mittagszeit an und heuchelte nun Betroffenheit.
Annemarie war bei seinem Eintreffen noch bei Franz in der Intensivstation gewesen, doch eine Schwester hatte sie herausgeholt. Wäre Franz wach gewesen, hätte Annemarie ihn nicht allein gelassen, doch er war schon eine halbe Stunde zuvor völlig erschöpft eingeschlafen.
Als Annemarie auf den Flur trat, bemerkte Dieter sofort die dunklen Schatten unter ihren Augen, doch nicht einmal das rührte ihn. Die tröstende Geste, mit der er einen Arm um ihre Schultern legte, war ebenso Fassade wie alles andere an ihm.
Zusammen gingen sie in die Eingangshalle, und Annemarie erzählte ihm – immer wieder von heftigem Schluchzen unterbrochen – von der schicksalsschweren Diagnose des Oberarztes.
»Das ist ja schrecklich«, urteilte Dieter scheinheilig. »Der arme Franz.«
Er wollte noch etwas sagen, doch da kam ein junger, gutaussehender Arzt durch die Eingangshalle auf ihn und Annemarie zu. Die junge Frau lief ihm sofort entgegen.
»Herr Doktor, ist etwas mit Franzl?« fragte sie ängstlich.
»Keine Sorge, Fräulein Demel«, entgegnete der Arzt. »Franz schläft noch.« Er sah auf die Uhr. »In zehn Minuten werden wir uns auf den Weg nach München machen. Professor Thiersch erwartet uns schon, und ich denke, Sie wollen mitkommen.«
Annemarie nickte eifrig. »Selbstverständlich.«
»Gut. Ich sage Ihnen Bescheid, wenn Franz im Krankenwagen liegt.«
»Wer war das?« wollte Dieter wissen, als sich der Arzt wieder entfernt hatte.
»Dr. Scheibler, der hiesige Oberarzt«, antwortete Annemarie und schickte ihm einen dankbaren Blick hinterher. »Wenn er nicht gewesen wäre…«
»Na, ich weiß nicht«, entgegnete Dieter abfällig. »Meiner Meinung nach ist er ein bißchen zu jovial. Spricht er von allen seinen Patienten so, als wären sie seine besten Freunde? Ich meine… für einen Oberarzt gehört es sich eigentlich nicht, seine Patienten beim Vornamen zu nennen.«
»Ich habe Dr. Scheibler in diesen schrecklichen Stunden der vergangenen Nacht als einen erstklassigen Arzt und warmherzigen Menschen kennengelernt«, erwiderte Annemarie, und Dieter spürte, daß er gegen den Arzt jetzt nicht allzu viel sagen durfte, wenn er sich ihr Vertrauen nicht verscherzen wollte.
»Nichts für ungut, Annemarie, es war ja nur so ein Eindruck«, meinte er vage, dann legte er wieder einen Arm um ihre Schultern. »Ich weiß nicht, ob du in diese Klinik mitfahren solltest. Du
siehst sehr mitgenommen aus. Wäre es nicht besser, du würdest dich von mir nach Hause bringen lassen?«
Doch Annemarie schüttelte nur den Kopf. »Ich weiche keinesfalls von Franzls Seite. Er braucht mich jetzt, und im umgekehrten Fall würde er für mich dasselbe tun.«
»Also schön«, gab Dieter nach. »Dann bestehe ich darauf, dich zu begleiten, und wenn ich im Krankenwagen nicht mitkommen kann, werde ich eben mit meinem Auto nach München fahren.«
Ein Gefühl der Wärme breitete sich in Annemarie aus.
»Ach, Dieter, ich bin so froh, daß du da bist«, erklärte sie. »Wahrscheinlich hätte ich dich gestern abend gar nicht wegschicken sollen.« Sekundenlang schmiegte sie sich vertrauensvoll an ihn. »Du bist ein wirklicher Freund.«
Jetzt trat Dr. Scheibler wieder in die Eingangshalle, und Annemarie löste sich so abrupt von Dieter, daß sie von einem erneuten Schwindelanfall ergriffen wurde. Sie taumelte, griff haltsuchend um sich und sackte dann zu Boden, weil Dieter nicht rasch genug reagiert hatte und Dr. Scheibler noch zu weit entfernt gewesen war, um sie aufzufangen.
»Annemarie!«
Diesmal war Dieters Besorgnis zumindest teilweise echt, allerdings weniger der jungen Frau als vielmehr des Vermögens wegen, das hinter ihr stand.
Dr. Scheibler zögerte nicht lange, sondern nahm Annemarie auf die Arme und trug sie ins Untersuchungszimmer der Chirurgie.
»Wolfgang!« rief er dem Chefarzt zu, während er die bewußtlose Annemarie in eine stabile Seitenlage brachte und ihre Beine hochlagerte. »Hast du Zeit?«
Der Chefarzt kam im Laufschritt heran, doch zusammen mit ihm erreichte auch Dr. Daniel den Untersuchungsraum. Er war gerade dabei gewesen, die Klinik zu verlassen, um in seine Praxis zurückzukehren, als er gesehen hatte, wie Dr. Scheibler die bewußtlose junge Frau hier hereingetragen hatte.
»Bemüh’ dich nicht, Wolfgang«, meinte er mit einem Blick zur OP-Kleidung des Chefarztes. »Ich nehme an, man erwartet dich im Operationssaal. Um Fräulein Demel kümmere ich mich schon.« Er sah Dr. Scheibler an. »Sie können mit Ihrem Patienten nach München fahren. Notfalls bringe ich Fräulein Demel nach, wenn sie bei ihrem Verlobten sein will. Allerdings läßt sich ihre