Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen
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»Aber ich bitte Sie! Wenn mein Vater mich auch schlecht macht – hübsche junge Damen fresse ich nicht! Bitte, bleiben Sie doch, Fräulein Söhrens!«
Urte fühlte sich in der Gegenwart des jungen Mannes seltsam befangen. Er gehörte offensichtlich zu den Hoppla-jetzt-komm-ich-Typen, die die Herzen im Sturm erobern. Und sie, Urte, wollte sich auf gar keinen Fall erobern lassen – weder so noch so!
In instinktiver Abwehr spreizte sie alle Stacheln.
»Ich habe ein krankes Kind zu versorgen«, sagte sie kühl. »Auf Wiedersehen.«
Ehe die beiden Männer es recht begriffen hatten, eilte sie die steilen Treppen hinunter. Die Haustür klappte.
»Welch ein scheues Reh!« meinte Hans-Günther Buss spöttisch. »Bist du ihr väterlicher Beschützer – oder ist sie die Freude deines späten Frühlings?«
Der alte Gelehrte stützte seine Hände auf den Tisch und erwiderte nachdrücklich: »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht. Aber ich kann dir genau sagen, was sie nicht ist: ein Spielzeug für deine Freizeit!«
»Eins zu null für dich, alter Herr! Aber wie kannst du so sicher sein?«
»Versuch es nur! Eine Abfuhr würde dir, glaube ich, sehr guttun!«
»Hm!« Hans-Günther grinste. »Themawechsel. Ich wollte dich fragen, ob du Lust hast, heute abend mit uns zusammen zu essen und zwar im ›Eisenhut‹?«
»Wie heißt sie denn diesmal? Kenne ich sie schon?« Die Mundwinkel des Gelehrten senkten sich bei dieser Frage verächtlich.
»Nein, du kennst sie noch nicht. Aber sie ist begierig, dich kennenzulernen.«
»Um mich wie ein seltenes zoologisches Wesen zu bestaunen?« Der Professor seufzte vernehmlich. »Na schön, da wir beide so selten zusammentreffen, werde ich auch diese ›Dame‹ in Kauf nehmen. Die wievielte ist es denn in diesem Monat?«
»Ach, weißt du, Papa, ich mache mir nicht die Mühe, sie alle zu zählen! Das ist mir zu mühselig.« Hans-Günther hatte es aufgegeben, seinen Vater über sein Leben und seine Arbeit aufzuklären. Sie lebten wirklich in zwei verschiedenen Welten!
Der Professor kramte schon wieder in seinen Papieren.
»Darf ich dir ein Glas Milch anbieten?« fragte er geistesabwesend.
Der junge Mann zog eine Grimasse. »Ich werde doch nicht den kleinen Kindern die Milch wegtrinken!«
»Ich konnte bisher noch nicht feststellen, daß du wirklich erwachsen bist!« Der alte Gelehrte zog erstaunt eine Augenbraue in die Höhe.
Auch dieses Spiel wiederholte sich in etwas abgewandelter Form bei jedem Wiedersehen.
»Übrigens, Vater, sagtest du nicht Fräulein Söhrens?«
»Ist daran etwas Absonderliches?« fragte der Professor zerstreut und machte sich rasch ein paar Notizen.
»Ich meine nur, weil sie von ihrem Kind sprach. Aber so etwas soll ja vorkommen!«
Der Professor antwortete nicht. Er hatte gar nicht zugehört.
»Ich kann wohl wieder gehen«, lächelte Hans-Günther. »Bis heute abend, also, Papa!«
Ein zustimmendes Murmeln war die ganze Antwort. Hans-Günther wußte, daß die Gedanken seines Vaters bereits wieder zu einem Flug in ungeahnte Höhen gestartet waren.
Der junge Mann stieg die Treppe hinunter. Er dachte an das blonde Mädchen, dessen scheue Art ihn so seltsam berührt hatte. Gedankenvoll setzte er sich in seinen Sportwagen. Er ließ den Motor an und fuhr, ganz gegen seine sonstige Art, im Schritttempo. Plötzlich trat er auf die Bremse und das Auto stand.
Er hatte das blonde Mädchen entdeckt. Sie saß am Fuß einer schiefen verwitterten Steintreppe. Träumerisch hatte sie ins Leere geblickt. Jetzt sah sie ihm verstört entgegen.
»Was macht das kranke Küken?« fragte Hans-Günther ohne Umschweife.
»Sie schläft.«
»Das ist gut!« nickte Hans-Günther Buss. »Dann haben Sie ja ein bißchen Zeit für mich.« Er stieg aus.
»Nein, ich…« Urte dachte sofort wieder an Flucht.
Hans-Günther Buss durchschaute ihre Absicht. Er ergriff ihr Handgelenk.
»Bitte!« Seine Augen bettelten.
Urte sank wider ihren Willen auf die Steinstufe zurück, und der junge Mann setzte sich wie selbstverständlich neben sie.
Einige Sekunden lang herrschte Stille. Das Rauschen der Tauber war zu hören und ein Star pfiff herausfordernd.
Hans-Günther pflückte mit ein paar schnellen Griffen Vergißmeinnicht, die in greifbarer Nähe wucherten, und reichte sie Urte stumm.
Sie sah ihn erstaunt an. »Danke!«
»Ich habe Angst etwas zu sagen. Ich könnte Sie verscheuchen. Diese Blumen können es sicher zarter sagen.«
»Aber, Herr Buss…«
»Ach, du liebe Güte, ich hatte ganz vergessen, daß ich so heiße! Bitte, nennen Sie mich wie alle meine Freunde: H.G.B.«
»Das ist eine merkwürdige Anrede. Außerdem sind wir doch keine Freunde…«
»Nein?« Erstaunen lag in dem Ausruf. »Aber tun Sie es trotzdem! Ich mag meinen Namen nicht. Fehlte nur noch, daß ich mit Vornamen Omni hieße!«
»Ich verstehe nicht.«
»Na ja – Omni-Buss.«
Urte lachte auf. »Darauf soll erst einer kommen!«
»Einer? Was meinen Sie, wie viele mich in meiner Schulzeit damit gehänselt haben! Bis einer meiner Freunde auf die Idee kam, meine Anfangsbuchstaben als Anrede zu benutzen, und dabei blieb es.«
»Das ist also die Erklärung. Na schön, Herr H.G.B..«
Er rang in komischer Verzweiflung die Hände. »Das ist ja fast noch schlimmer! Bitte, lassen Sie das Herr weg! Ich nenne Sie zur Belohnung auch bei Ihrem Vornamen! Wie heißen Sie?«
»Urte. – Eingebildet sind Sie gar nicht!«
»Bestimmt nicht. Sollte ich aber diesen Eindruck erweckt haben, dann nur, weil ich durch übertriebene Forschheit meine Schüchternheit verbergen will. – Haben Sie nur den einen Vornamen?«
»Karin Urte. Aber Urte ist mein Rufname.«
»Na, da würde etwas Nettes herauskommen!« Hans-Günther grinste wie ein Faun.
»Wieso? Was meinen Sie?« fragte Urte befremdet.
»Darf ich es Ihnen vorführen?«
»Wieso