Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Feuer und Eis! dachte Urte und kam sich auf einmal sehr unscheinbar und durchschnittlich vor.
Der Name, den Hans-Günther Buss ihr bei der Vorstellung nannte, war ebenso beachtenswert: »Toska von Tersky.«
Daß ihr das passieren mußte! Urte fühlte sich zum ersten Mal in ihrem Leben wie eine graue Maus – eine graue Maus neben einem schillernden Pfau.
Hans-Günther reichte ihr die Speisekarte. »Wir haben unsere Bestellung schon aufgegeben. Wenn Sie bitte wählen wollen?«
Urte warf einen flüchtigen Blick in die Karte. Das bißchen Appetit von vorhin war ihr völlig vergangen.
»Eine französische Zwiebelsuppe, Ragout fin und einen gemischten Salat«, sagte sie ohne zu zögern.
»Toska von Tersky lachte leise. »Aber das sind ja alles Vorspeisen!«
»Ganz recht. Ich ernähre mich mit Vorlieben von Vorspeisen.«
Die Blicke der beiden Frauen waren kalte Klingen. Der Kampf war eröffnet.
Hans-Günther Buss gab die Bestellung auf, fügte aber noch hinzu: »Und als Nachspeise einen Eisbecher. – Nicht wahr, Urte?«
Sie nickte zerstreut. Es störte sie beträchtlich, daß die Mondäne mit einer vertraulichen Geste ihre Hand mit den rotlackierten Nägeln auf Hans-Günthers Arm gelegt hatte. Weiße bewegliche Schlangen mit roten Köpfen, die den Mann im Griff hatten.
»H.G.B., ich finde es in Rothenburg zauberhaft. Wir sollten öfter hierherfahren!« säuselte Toska mit dunkler Stimme.
»Seit wann gefallen dir romantische Kleinstädte? Bisher waren das in deinen Augen doch allesamt langweilige Nester!«
»Nun ja, man kann seine Meinung ändern. Oder?«
»Wenn man überhaupt eine hat – ja.«
»Du bist unverschämt!« Toskas Blick war blitzendes Eis.
»Das habe ich heute doch schon einmal gehört!« H.G.B. schoß einen Blick auf Urte ab – einen Blick, der zündete.
Dieses kleine Zwischenspiel war Toska von Tersky nicht entgangen, und sofort änderte sie ihre Taktik. In den Eisaugen loderten Flammen. »Es ist dir anscheinend nicht bekommen, daß ich deine Unverschämtheiten bisher reizend fand!«
Ihre Stimme wurde ein wenig zu scharf.
Der Professor versuchte zu vermitteln.
»Es ist mir leider nicht gelungen, meinem Sohn Manieren beizubringen! Vielleicht schaffen Sie es, gnädiges Fräulein.«
»Nachhilfeunterricht wollte ich eigentlich woanders nehmen!« erklärte Hans-Günther, und wieder lief sein Blick verschwörerisch zu Urte hinüber. Einlenkend wandte er sich dann an Toska: »Ich fürchte, du bist keine Pädagogin.«
Ein leises lockendes Lachen erklang. »Sicher nicht! Dann wäre ich Gouvernante geworden. Stelle dir vor: Stehkragen, Brille und der erhobene Zeigefinger!«
H.G.B. sah auf das großzügige Dekolleté des schwarzhaarigen Mädchens und meinte versonnen: »Lieber nicht. Ich bin ein ängstlicher Typ. Am meisten würde mich der warnende Zeigefinger stören.«
Die eisblauen Augen brannten. Eine Stichflamme schoß zu dem jungen Mann hinüber.
Vulkan unterm Eis! dachte Urte bitter. Welcher Mann kann sich retten, wenn dieser Vulkan ausbricht…
Das Essen kam und unterbrach das Geplänkel. Während der Mahlzeit unterhielten sich hauptsächlich Vater und Sohn.
H.G.B. suchte einige Male Urtes Blick, aber sie wich ihm absichtlich aus. Ein herber Trotz war in ihr aufgestiegen. Hans-Günther Buss sollte sich nicht einbilden, daß er sie in seinen Harem einreihen konnte!
Sie wurde immer einsilbiger. Nur wenn der alte Herr sie ins Gespräch zog, zeigte sie ihre gewohnte unbefangene Liebenswürdigkeit.
Bald nach dem Essen wurde Urte unruhig. Sie sah auf ihre Armbanduhr.
»Ich muß mich verabschieden!« sagte sie spontan.
»Ah, ja, Mutterpflichten rufen!« bemerkte der alte Gelehrte verständnisvoll lächelnd. »Ich komme mit Ihnen.«
»Schade!« sagte H.G.B. und sah Urte dabei an. »Ich fahre Sie selbstverständlich nach Hause.«
»Danke, ich möchte lieber zu Fuß gehen. Der Abend ist so schön und der Weg nicht weit.«
»Sie haben durchaus recht!« pflichtete Professor Buss ihr bei. »Gehen wir zu Fuß, das ist viel netter und gesünder.«
Sie verabschiedeten sich. Hans-Günther begleitete sie noch bis zur Tür des Restaurants. »Ich würde gern mitkommen, aber – leider – die beruflichen Pflichten erstrecken sich bei mir bis ins Privatleben.«
»Ich habe nicht den Eindruck, daß Sie darüber sehr unglücklich sind«, bemerkte Urte. »Viel Spaß noch für den Rest des Abends.«
»Ich kann dazu nur sagen, daß der Schein trügt«, antwortete der Mann ernst. »Gute Nacht und bis bald.«
Urte spürte, daß die Flamme der Hoffnung in ihr zu züngeln begann, aber sie verdrängte dieses Gefühl sofort.
»Verlebt Ihr Sohn seinen Urlaub hier, Herr Professor, oder ist er nur auf der Durchfahrt abgestiegen?« Diese Frage brannte Urte auf der Zunge. Endlich war sie heraus.
»Keins von beiden. Er kommt hin und wieder aus beruflichen Gründen hierher.«
»Was hat er für einen Beruf?«
»Beruf!« schnaufte der Professor, Verachtung in der Stimme. »In meinen Augen ist das kein Beruf! Er lebt davon, daß er den Leuten klarmacht, daß sie dieses oder jenes unbedingt brauchen und darum kaufen müssen. Er ist darin, glaube ich, sehr geschickt, und auf seine Art erfolgreich.«
Handelsvertreter also, dachte Urte.
»Ja, sehr erfolgreich«, fuhr der alte Gelehrte nach kurzer Pause fort. »Leider, kann ich nur sagen! Hans-Günther führt ein Leben, das ich absolut nicht billige. Er verdient eine Menge Geld ohne ernste Arbeit. Und dann diese – Damen, mit denen er dauernd Umgang hat!« Er machte eine verächtliche Handbewegung. »Das alles trägt nicht gerade zur Festigung seines Charakters bei. Die Versuchungen sind zu groß. Der Mensch ist von Natur aus bequem und leider auch oberflächlich.«
Der Professor schwieg. Sie hatten die Stadtmauer hinter sich gelassen. Ein lauer Wind streichelte die Haut. Die Grillen zirpten ihre Liebessehnsucht in die Sommernacht. Urte wurde das Herz seltsam schwer.
So war das also! Ein erfolgreicher Salonlöwe, wie man früher sagte, war dieser Hans-Günther. Eine Art Playboy…
Urte fühlte sich enttäuscht, obwohl sie sich immer wieder sagte, daß ihr dies gleichgültig sein mußte!
Plötzlich, aus tiefen Gedanken heraus, fuhr der alte Herr fort: »Dabei glaube ich ganz sicher zu