Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman. Jutta von Kampen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen страница 16

Mami Bestseller Staffel 3 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

Скачать книгу

schüttelte krampfhaft den Kopf. Es klang alles sehr einleuchtend, was Hans-Günther sagte. Doch sie fühlte dunkel, daß im Unterbewußtsein Angst und Zweifel lauerten.

      »Na also!« Der Mann zog mit den Fingerspitzen zärtlich die Linien ihres Gesichtes nach. »Jetzt erst bist du wirklich schön. Vorher warst du nur sehr hübsch.«

      »Aber nicht so schön wie dein Vulkan unterm Eis!« Urte biß sich auf die Unterlippe. Hätte sie diese Bemerkung doch lieber unterdrückt!

      »Was meinst du damit?« H.G.B. runzelte die Stirn.

      »Deine schwarzrote Flamme mit den Eisaugen!«

      Hans-Günther lachte unbekümmert. »Du kannst gut beobachten! Aber sei unbesorgt. Erstens ist die Schönheit unter dem Lack nur halb so blendend. Und zweitens ist es ziemlich strapaziös, dauernd auf den Vulkanausbruch gefaßt zu sein!«

      »Und drittens?«

      »Drittens sollten wir die kostbare Zeit nicht mit Gesprächen über andere Frauen verbringen! Denn jetzt interessierst nur du mich.«

      Er küßte Urte zärtlich, aber noch unter der Wirkung des Kusses dachte sie: »Jetzt« hat er gesagt! Jetzt interessiere ich ihn – nicht für die Zukunft…

      Sie nannte sich in Gedanken albern und rechnete sich vor, wie viele Minuten sie ihn kannte. Jede Minute kam ihr wie ein Jahr vor.

      Als Hans-Günther sie freigab, seufzte sie auf. »Liebe im Folterkeller«, murmelte sie und dachte an die Doppeldeutigkeit der Feststellung.

      Der ungewöhnliche Ort schien dem Mann erst jetzt wieder bewußt zu werden. »Ach so! Es scheint tatsächlich keine Besichtigung mehr stattzufinden. Ich würde ja sehr gern eine Nacht mit dir verbringen, aber ich könnte mir einen bequemeren Ort vorstellen.«

      Urte wurde rot und ärgerte sich darüber.

      »Versuchen wir doch einmal, uns bemerkbar zu machen.« Hans-Günther ging zur Tür und rüttelte an der Klinke.

      »Wir können doch mal rufen. Ich habe die begründete Hoffnung, daß uns jemand hört.«

      »Also los!« Sie riefen im Chor: »Haaaalloooo!« Immer und immer wieder. Nach einer Weile meinte Urte: »Jetzt gebe ich es auf. Ein Nachtlager im Folterkeller hat auch seinen Reiz.«

      Noch einmal rüttelte Hans-Günther wie wild an der Tür, und als er gerade aufgeben wollte, ertönten schlurfende Schritte.

      »Es kommt jemand!« sagte er hoffnungsvoll.

      Sie lauschten angespannt. Ein Schlüssel knirschte im Schloß. Kreischend drehte sich die Tür in den Angeln. Im Türrahmen stand ein alter Mann in Filzpantoffeln und offenem Hemd. Ein weißer Stoppelbart sproß in seinem hageren Gesicht.

      »Nanu!« In seinen Augen stand ausgesprochene Mißbilligung.

      »Wir sind bei der letzten Besichtigung hier eingeschlossen worden«, erklärte H.G.B. überflüssigerweise.

      »Scheint Ihnen nicht unangenehm gewesen zu sein«, brummte er. Erst dann gab er den Ausgang frei.

      Als sie auf der Straße standen, atmeten beide tief auf und lachten.

      »Frei!« sagte Urte.

      H.G.B. faßte sie bei der Hand und zog sie mit sich fort.

      »Ja, Freiheit ist ein schönes Gefühl. Ich möchte behaupten, es rangiert noch vor der Liebe.«

      Das Mädchen streifte ihn mit einem schwer zu deutenden Seitenblick.

      »Bist du empört, Urte? Eine Liebe, die den Partner in Ketten legt und versklavt, ist keine Liebe.«

      »Jetzt deutelst du an der Liebe herum!«

      H.G.B. schüttelte energisch den Kopf. »Du irrst dich. Aber ich schlage vor, wir unterhalten uns beim Abendessen weiter darüber. Ich habe Hunger und außerdem eine trockene Kehle nach der Schreierei im Keller.«

      Sie standen vor dem berühmten Hotel Adam, das ganz in der Nähe des Folterkellers liegt.

      Urte willigte ein, und sie betraten einen kleinen, aber sehr gemütlichen Raum. Es herrschte gedämpftes Licht und Kerzen standen auf den Tischen.

      Zu vorgerückter Stunde gingen sie eng aneinandergeschmiegt durch die stillen Gassen der kleinen Stadt. Um sie war die stille weiche Nacht. Das trübe Licht der Laternen und die plätschernden Brunnen vermittelten den Eindruck einer schlafenden Stadt aus dem Mittelalter.

      Einige Schritte vor dem »Oberen Felsenkeller« trennten sie sich voneinander. Noch ein langer Kuß, und Urte flüsterte: »Wenn es nur diesen Abend geben würde und nichts weiter, ich möchte ihn nicht missen.«

      H.G.B. faßte unter ihr Kinn. »Du bist eine gelehrige Schülerin. Aber keine Angst, es gibt ein Morgen! Bis dahin – träume von mir.«

      Urte nickte. Ihre Augen wurden feucht, und in ihnen war der Widerschein der Sterne.

      *

      Am nächsten Morgen erwachte Urte ziemlich früh. Sofort war die Erinnerung an den vergangenen Abend da, und ihr Gesicht verklärte sich. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte sie sich wieder leicht und frei. Die Schatten der Traurigkeit hatten sich verflüchtigt.

      Sie glitt leise aus dem Bett, um das Kind nicht zu wecken.

      Als Urte das Zimmer betrat, blinzelte Veronika ihr erwachend entgegen. Dann setzte sich das kleine Mädchen mit einem Ruck auf und entdeckte den Goldhamster.

      »Bloß aus Stoff!« sagte es mit deutlicher Enttäuschung in der Stimme.

      Urte setzte sich auf den Bettrand und streichelte das wirre krause Haar. Da sie selbst glücklich war, wollte sie das Kind auch gern froh sehen. »Wenn du den kleinen Hamster nicht magst, ist er aber sehr traurig, Ika.«

      Veronika sah sie aufmerksam an und schüttelte den Kopf.

      »Doch, ganz bestimmt!« beharrte Urte. »Wenn Stofftiere von Kindern einfach in die Ecke geworfen werden, grämen sie sich.«

      »Sie sind nicht lebendig!« Veronika blieb hartnäckig.

      »Nachts um zwölf können auch Stofftiere sprechen, solange die Uhr schlägt. Dann beklagen sie sich oder freuen sich, wenn die Kinder lieb zu ihnen waren.«

      Veronikas Vergißmeinnichtaugen wurden groß vor Staunen. Sie nahm den Goldhamster in die Hand und betrachtete ihn aufmerksam. »Sieht beinahe wie lebendig aus, nicht?«

      »Na, siehst du. Er ist doch niedlich, nicht wahr?«

      »Ich will ihn mal sprechen hören!«

      »Aber mitten in der Nacht schläfst du doch immer.«

      »Kannst du mich nicht mal wecken?«

      »Weißt du, ich bin jetzt selbst immer sehr müde und schlafe wie ein Murmeltier.«

      »Und Tiere?« wollte Veronika wissen. »Können die auch sprechen?«

      »Einmal

Скачать книгу