Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl

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Mami Staffel 12 – Familienroman - Sina Holl Mami Staffel

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da muß ich mich aber gut mit ihm stellen, damit ich einen Stein im Brett bei ihm habe!« rief Silvia übermütig.

      Gabriele nickte lachend. »Dasselbe hat mein Mann auch schon gesagt. Oh, ich glaube, da kommt er schon.«

      Erwartungsvoll drehte sich auch Silvia um – und erstarrte. Die Haare waren kürzer als früher und auch der Schnurrbart war verschwunden, aber bei dem neuen Richter handelte es sich eindeutig um Stefan Winter, Silvias Jugendliebe!

      Jörg und Gabriele eilten auf den Neuankömmling zu, der etwas verloren dastand.

      »Der sieht aber gut aus«, raunte Sonja der noch immer fassungslosen Silvia zu. »Könnte mir auch gefallen.«

      »Wie bitte?«

      »Ich sehe schon, er gefällt dir auch. Dann werde ich mal nachsehen, was Jana und Alex machen.« Mit diesen Worten drehte sich Sonja um und schlenderte in den hinteren Teil des Gartens. Am liebsten wäre ihr Silvia gefolgt, doch ihre Beine waren wie Blei und bewegten sich keinen Millimeter von der Stelle.

      Inzwischen hatte auch Stefan die hübsche Frau in dem romantischen Kleid und dem riesigen Strohhut entdeckt. Ungläubig näherte er sich zögernd Silvia.

      Als er sie erreicht hatte, fragte er leise: »Silvia? Bist du es wirklich?«

      Sie konnte nur stumm nicken und nahm vor Verlegenheit einen viel zu großen Schluck von der Bowle, so daß sie sich um ein Haar verschluckt hätte. Sie räusperte sich und sagte schließlich: »Das ist eine große Überraschung, dich hier zu sehen.«

      »Ja, mir geht es nicht anders. Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen?«

      »Nun, es ist viel passiert. Erzähle mir lieber, was dich in unsere Stadt zurückgetrieben hat.«

      »Das ist schnell erklärt: Nach dem Abschluß meines Studiums wurde ich als Richter ans Berliner Amtsgericht berufen. Doch die Hektik dieser schnellebigen Großstadt ist nichts für mich. Als ich dann vor kurzem hörte, daß hier eine Stelle frei wird, habe ich mich sofort darum bemüht.«

      Silvia nickte. »Ja, der alte Richter Mierschke geht in Pension.«

      Stefan sah sich um. »Bist du allein hier?«

      »Ja, das heißt natürlich nein. Meine Kinder sind auch hier irgendwo.«

      »Du hast Kinder?« fragte er erstaunt, als hätte er damit nicht gerechnet.

      »Ja, und Tobi ist auch hier«, fügte Silvia schnell hinzu.

      »Aha, Tobi ist sicherlich dein Mann.«

      »Nein, unser Hund – aber er wiegt soviel wie ein ausgewachsener Mann«, erklärte sie schmunzelnd. »Da hinten, der dicke Bernhardiner, das ist unser Tobi und die zerzausten Kinder, die ihm nachlaufen, sind Jana und Alex.«

      Stefan blickte der munteren Truppe nach, bis sie hinter dem weißen Pavillon verschwunden war. »Deiner Tochter nach zu urteilen, mußt du sehr kurz nach unserer Trennung eine neue Liebe gefunden haben.«

      Silvia warf ihm einen hastigen Blick zu. »Ja, weißt du… damals, als du fortgegangen warst, fühlte ich mich sehr einsam. Du hast kaum etwas von dir hören lassen, und als mir dann Robert über den Weg lief…«

      »… hast du mich ganz schnell vergessen, nicht wahr?« fragte er mit traurigem Unterton.

      »Nein, das habe ich nicht – obwohl ich es mir gewünscht hatte. Du warst für mich unerreichbar geworden. Als ich sehr schnell schwanger wurde, machte mir Robert einen Heiratsantrag, in den ich sofort einwilligte. Ich hatte endlich die Familie, die ich mir immer wünschte.« Silvia senkte den Kopf.

      Inzwischen hatten sie sich an einen der Gartentische mit den bunten Tischdecken gesetzt. Verlegen drehte Silvia ihr Bowleglas zwischen den Händen.

      »Und wo ist dein Robert heute?« fragte Stefan nach einer Weile.

      Silvia holte tief Luft. »Wir leben seit Herbst letzten Jahres getrennt und haben die Scheidung eingereicht. Robert hat mich ständig betrogen, und irgendwann kam es zum endgültigen Bruch.« Silvia hielt ihren Hut mit beiden Händen fest. Es war ein leichter Wind aufgekommen, der ihr das kunstvolle Strohgebilde vom Kopf zu wehen drohte.

      »Das tut mir sehr leid mit deiner mißglückten Ehe.« Stefan sah ehrlich mitfühlend zu der hübschen Frau. »Und jetzt lebst du mit deinen Kindern allein?«

      Silvias Herz schlug heftiger. Stefan hatte also nach all den Jahren noch Interesse an ihr.

      »Ja, es läßt sich auch ganz gut ohne Mann leben«, sagte sie leichthin.

      »Das kann ich nicht beurteilen«, gab er schmunzelnd zurück. »Ich jedenfalls fühle mich ohne Frau ziemlich verloren. In ein paar Wochen wird Anke nachkommen.«

      Silvias Lächeln erstarb auf ihren Lippen. »Anke?«

      »Ja, wir sind seit vier Jahren verlobt. Wenn sie unsere Wohnung in Berlin aufgelöst hat, wird auch sie in diese Stadt kommen.«

      »Oh«, war das einzige, was Silvia dazu einfiel. Sie mußte ziemlich naiv gewesen sein, anzunehmen, daß ein Mann wie Stefan Winter sein Leben ohne eine feste Partnerin verbrachte.

      »Mami, Alex hat mich getreten!« Jana war herangetreten, ohne daß ihre Mutter es bemerkt hatte. Ihr helles Kleidchen zierte ein häßlich schmutziger Fußabdruck – eindeutig der von Alex.

      »Ach, Kinder, was macht ihr bloß immer für Sachen?« Silvia gab ihrer Stimme einen ärgerlichen Ton, obwohl ihr im Moment sogar egal gewesen wäre, wenn Jana in voller Länge mit ihrem empfindlichen Kleid in eine Pfütze gefallen wäre.

      Sie versuchte, mit der Hand den Schmutz aus dem Kleid zu klopfen. Zu Stefan gewandt sagte sie: »Das ist mein hoffnungsvolles Töchterchen Jana.«

      »Hallo, Jana.« Stefan hob kumpelhaft die Hand. »Ich bin Stefan, ein alter Bekannter deiner Mutter.«

      »Hi, Stefan! Bist du auch Rechtsanwalt wie meine Mama?«

      »Na ja, so etwas Ähnliches. Ich habe zu entscheiden, wer in einem Prozeß bessere Argumente für den Angeklagten hat, der Rechtsanwalt oder der Staatsanwalt.«

      »Oh, das muß aber schwierig sein.«

      Stefan grinste. »Da hast du vollkommen recht, junge Dame. Ich glaube, da kommt dein kleiner Bruder.«

      Tatsächlich näherte sich Alex mit neugierigen Blicken, gefolgt von Tobi, der dann sofort Stefans Hosenbeine beschnüffelte, als er den Tisch mit seinen Leuten erreicht hatte.

      »Pfui, Tobi!« schimpfte Jana. »Man schnuppert nicht an fremden Menschen herum.«

      »Er ist noch ziemlich jung und muß noch einiges lernen«, erklärte Silvia entschuldigend.

      Sie bemerkte, daß Stefan Jana aufmerksam beobachtete und zog hastig Alex zu sich. »Und das hier ist mein Söhnchen Alexander, kurz Alex genannt.«

      »Hallo, Sportsfreund!« Stefan lächelte dem Jungen freundlich zu.

      »Hallo. Haben Sie auch Kinder?«

      »Alex!«

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