Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl

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Mami Staffel 12 – Familienroman - Sina Holl Mami Staffel

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sie.

      Die Kinder sahen fassungslos mit offenen Mündern dem Schauspiel zu. Schnell stieg das Paar in den Wagen, der wenig später davonbrauste.

      »Der Ring ist nicht für Mama«, sagte Alex nach ein paar Schrecksekunden. »Papa hat eine andere Frau.«

      Der Kleine sah so traurig aus, daß ihm Jana tröstend über die Schulter strich. »Mach dir nichts draus.«

      »Mach ich aber doch!« rief Alex und streifte wütend Janas Arm von sich. »Deshalb ist Papa ausgezogen. Wegen der da…«

      »Das weißt du doch gar nicht«, versuchte Jana zu beschwichtigen, dabei dachte sie an die vielen Abende, die der Vater nicht nach Hause gekommen war und an die Mutter, die dann am nächsten stets rotgeweinte Augen gehabt hatte.

      »Ich gehe nie wieder zu Papa!« Alex wischte sich mit einer zornigen Handbewegung eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.«

      »Laß uns erst einmal von hier verschwinden, mir ist kalt. Wir können uns zu Hause darüber unterhalten.«

      Silvia war noch nicht da, als die bedrückten Kinder wenig später das Haus betraten.

      »Wir dürfen uns vor Mama nichts anmerken lassen«, sagte Jana und hängte die Jacke ihres Bruders auf den Garderobenhaken. »Sonst ist sie noch trauriger, als sie sowieso schon ist.«

      »Glaubst du, daß Papa diese Frau heiraten will?«

      Jana zuckte ratlos die Schultern. »Keine Ahnung, schon möglich.«

      »Wenn die bei Papa einzieht, sieht er mich nie wieder«, vertrat Alex weiterhin hartnäckig seinen Standpunkt.

      »Pst, ich habe gerade Mamas Auto gehört. Also, benimm dich jetzt gefälligst.«

      »Na, meine Süßen, ihr seid ja auch wieder da. Frau Böttcher hat mir ausgerichtet, daß ihr Weihnachtsgeschenke gekauft habt.«

      »Ja, haben wir«, erwiderten beide wie aus einem Munde.

      Erstaunt drehte sich Silvia um. »Was ist denn in euch gefahren? Ihr seht so bedrückt aus.«

      »Äh, wir haben nur kalte Füße«, sagte Jana hastig. »Komm, Alex, wir bringen die Geschenke nach oben.«

      Zögernd folgte er seiner Schwester, und Silvia sah ihren Kindern besorgt nach. Irgend etwas stimmte da nicht. Sie nahm sich vor, Jana noch am selben Abend auszufragen.

      Auch während des Abendessens herrschte eine bedrückte Stimmung, die sich Silvia nicht erklären konnte. Es mußte etwas vorgefallen sein, das die Kinder verstört hatte.

      »Fängt nicht gleich deine Lieblingsserie an, Alex?« fragte Silvia nach dem Essen. »Meinetwegen kannst du aufstehen und sie dir ansehen.«

      Nur langsam erhob sich Alex und ging mit gesenktem Kopf aus der Küche. Als Jana ihm folgen wollte, hielt Silvia sie zurück.

      »Hiergeblieben, junges Fräulein«, sagte sie in bestimmtem Ton. »Ich will jetzt von dir wissen, weshalb hier so eine miese Stimmung herrscht.«

      Jana setzte sich wieder und starrte angestrengt auf das karierte Tischtuch. »Wir haben Papa gesehen.«

      »Ach, wo denn?«

      »In der Stadt.« Dann berichtete Jana zögernd von ihrer Entdeckung.

      Silvia ließ sich nicht anmerken, daß sich ihr Herz schmerzhaft zusammenzog.

      Bisher waren Roberts Freundinnen nur gesichtslose Gestalten gewesen; doch nach Janas Schilderung hatte sie nun eine sehr genaue Vorstellung von dem Typ Frau, die Robert so anziehend fand.

      Sie legte den Arm um Janas Schulter. »Sei nicht traurig, Schatz. Papa wird sicherlich nicht den Rest seines Lebens allein verbringen wollen; ich habe schließlich euch beide, aber Papa ist ohne uns bestimmt sehr einsam.«

      »Dann hätte er eben nicht ausziehen müssen!« rief Jana so heftig, daß Silvia erschrak. So aufgebracht kannte sie ihre Tochter gar nicht.

      »Das verstehst du noch nicht«, erwiderte sie schließlich lahm.

      »Doch, das verstehe ich. Deshalb hast du immer geweint, und ihr habt gestritten.«

      »Aber nein. Es ging um… ganz andere Dinge.« Silvia wußte, wie albern sich diese Erklärung anhörte, doch sie wollte auf jeden Fall verhindern, daß die Kinder nichts mehr mit ihrem Vater zu tun haben wollten.

      »Das glaube ich nicht, Mama.« Janas Augen glänzten vor Tränen. »Papa ist an allem schuld.«

      »So etwas darfst du nicht sagen, Kind.« Verzweifelt suchte Silvia nach den richtigen Worten. »Weißt du, wenn eine Ehe nicht mehr funktioniert, haben beide Partner schuld. Wenn du größer bist, wirst du das sicher begreifen.«

      »Mama, Alex und ich hatten so gehofft, daß Papa eines Tages zurückkommt und wir wieder alle zusammen sind – aber jetzt wollen wir das nicht mehr.«

      »Ist schon in Ordnung.« Silvia hatte den Kindern bewußt verschwiegen, daß Robert die Scheidung eingereicht hatte. Vielleicht hätte sie ihnen von Anfang an sagen sollen, daß es kein Zurück mehr geben würde. Dann wäre die Enttäuschung nicht so groß gewesen.

      »Ihr dürft eurem Vater nicht böse sein, hörst du? Genauso hätte es passieren können, daß ich zuerst einen neuen Mann kennengelernt hätte.«

      »Bitte, tu uns das nicht an!« flehte Jana.

      »Natürlich nicht. Ich bin ganz zufrieden damit, nur mit euch beiden zusammenzusein. So, und jetzt lauf zu Alex und versuche ihm zu erklären, was ich dir gesagt habe. Ich glaube, auf dich hört er eher, als wenn ich mit ihm rede.«

      Als die Kinder an diesem Abend im Bett waren, dachte Silvia noch einmal in aller Ruhe über das nach, was Jana gesagt hatte. Die Kinder waren wütend auf Robert und machten nun ihn für die Trennung verantwortlich.

      Sie hatten ja recht mit ihrer Behauptung – doch genau das hatte Silvia verhindern wollen. Es war schlimm gewesen, daß Jana und Alex anfangs ihr die Schuld am Scheitern der Ehe gegeben hatten. Nun, wo sie mit eigenen Augen gesehen hatten, daß ihr Vater beileibe kein Engel war, mußte sich Silvia eingestehen, daß ihr dies ganz und gar nicht gefiel.

      Es tat immer noch weh, wenn sie an Robert dachte, auch wenn sie in den letzten Tagen diese Gedanken immer wieder verdrängt hatte. Sie hatte geglaubt, bald darüber hinwegzukommen; die Entdeckung der Kinder hatte die gerade heilende Wunde wieder aufgerissen.

      *

      Es war einen Tag vor Heiligabend. Die Kinder waren bei Nachbarskindern, und Silvia machte sich an die letzten Vorbereitungen für das Fest. Auch für sie war es der letzte Arbeitstag des alten Jahres gewesen; auf Verena Böttchers Drängen hatte Silvia die Kanzlei kurzerhand bis ins neue Jahr geschlossen.

      Die Sekretärin wollte verreisen und führte an, daß es sich gar nicht lohnen würde, die Kanzlei zwischen den Jahren zu öffnen. Außerdem hätte die Chefin mal ausgiebig Zeit für ihre Kinder.

      Nur allzu gern hatte sich Silvia überzeugen lassen, und nun freute sie sich auf die freie Zeit.

      Ansonsten

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