Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl
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»Ja, mein Liebling?«
»Willst du einen anderen Mann haben?«
Silvia wirbelte herum. »Aber nein! Daß Papa und ich uns getrennt haben, hat nichts mit einem anderen Mann zu tun. Wir… wir lassen uns nur scheiden, weil wir uns nicht mehr verstehen.«
»Hast du Papa weggeschickt?«
»Nein, er selbst hat sich entschieden zu gehen. Und jetzt trink deinen Kakao, solange er heiß ist.«
Eine halbe Stunde später kam Jana von der Schule. Auch sie sah aus, als hätte sie geweint. Doch sie lächelte tapfer, als Silvia vorsichtig fragte, wie es ihr ginge.
»Ganz gut, denke ich.«
Nach dem Mittagessen sagte Silvia: »Wir drei müssen jetzt zusammenhalten. Das heißt aber nicht, daß euer Papa nicht mehr zur Familie gehört – auch wenn er nicht mehr mit uns zusammenlebt. Er wird trotzdem immer euer Papa bleiben. Habt ihr das verstanden?«
Beide Kinder nickten ernst. Auch, wenn sie vielleicht nicht begriffen, weshalb sich manche Erwachsene so oft zanken mußten und sich dann trennten, schienen sie zu wissen, daß beide Elternteile ihre Kinder gleichermaßen liebten und sie keinerlei Schuld an der Scheidung hatten…
*
Bereits eine Woche später hielt Silvia das Schreiben eines Kollegen in der Hand, der ihr mitteilte, daß Robert die Scheidung eingereicht hatte.
Ein einziges Mal hatte sie mit Robert am Telefon gesprochen, dabei ging es um das Haus. Silvia war erleichtert, daß er auf das Haus mit allem Mobiliar verzichtete, dafür jedoch keinen Unterhalt zu zahlen brauchte. Das war auch nicht nötig, denn Silvia verdiente selbst genügend, um sich und ihre Kinder zu ernähren.
Der Verlust des Hauses wäre nicht nur für Silvia, sondern auch für die Kinder ein herber Schlag gewesen. Hier war ihr aller Zuhause, Jana war erst ein Jahr alt gewesen, als es gebaut wurde.
Die Kinder rief Robert fast jeden Abend an und holte sie wie versprochen am Sonntag zu einem Ausflug ab. Für Silvia war es ein merkwürdiges Gefühl gewesen, dem Mann gegenüberzustehen, mit dem sie viele Jahre verbracht hatte.
Bei ihrer Rückkehr hatten die Kinder begeistert von dem Kinofilm und dem tollen Essen hinterher geschwärmt. Aber es war ihnen anzusehen, daß dieser Ausflug anders gewesen war als die Ausflüge, die früher die ganze Familie zusammen gemacht hatte.
Langsam gewöhnte sich Silvia an ihr neues Leben, und sie sah erleichtert, daß das Wort »Scheidung« für die Kinder seinen Schrecken verloren hatte.
Natürlich gab es immer wieder Momente, in denen sich Silvia entsetzlich einsam fühlte und die Nähe Roberts vermißte. Doch dann dachte sie an die vielen durchweinten Nächte, wenn sie vergeblich auf die Rückkehr ihres Mannes gewartet hatte – und schon ging es ihr wieder besser.
Mittlerweile wußte jeder in der Nachbarschaft und in der Schule von der Trennung der Kirsteins, doch zu Silvias Erstaunen wurde diese Tatsache eher gelassen aufgenommen. Nun, sie selbst wußte als Anwältin am besten, daß es inzwischen an der Tagesordnung war zu heiraten, um sich ein paar Jahre später wieder zu trennen.
Die Einladungen von gemeinsamen Bekannten blieben aus, doch das störte Silvia wenig. Ihr war sowieso nicht nach fröhlichen Parties zumute.
In dieser Zeit spürte Silvia, daß ihr eine gute Freundin fehlte, der sie all ihren Kummer anvertrauen konnte. Die Anwältin Sonja Koch, die Silvia wegen der Scheidung aufsuchte, machte einen vertrauenerweckenden Eindruck.
»Wie es aussieht, Frau Kollegin«, sagte sie bei Silvias erstem Besuch, »wird es keine Schwierigkeiten geben – weder wegen des Sorgerechts noch des gemeinsamen Hauses. Nach dem Trennungsjahr kann die Scheidung vollzogen werden, sofern sich Ihr Ehemann nicht doch noch querstellt.«
»Das glaube ich nicht«, gab Silvia nachdenklich zurück. »Ich hatte vielmehr den Eindruck, daß er alles dafür tun würde, um die Scheidung schnell und reibungslos hinter sich zu bringen.«
»Hm, kümmert er sich denn um die Kinder?«
»Ja, er telefoniert regelmäßig mit ihnen und holt sie am Wochenende zu sich.«
»Also ein sogenannter Bilderbuchvater.«
»Als Vater war er immer einmalig, auch wenn er nicht sehr viel Zeit hatte – seine Eigenschaften dagegen waren eher zweifelhaft.«
»Kopf hoch, Frau Kirstein.« Sonja Koch blickte Silvia aufmunternd an. »Sie werden sich schnell an ihr neues Leben gewöhnt haben und können sich dann gar nicht mehr vorstellen, wie Sie so lange dieses ganze Theater ausgehalten haben.«
Silvia hatte der Anwältin von Roberts Seitensprüngen erzählt, obwohl diese nicht danach gefragt hatte. Aber bei irgend jemandem mußte man sich ja mal aussprechen. Silvias Eltern lebten schon lange nicht mehr, und die Bekannten, die sie hatte, waren auch alle mit Robert befreundet.
Sie erhob sich. »Ich denke, es ist jetzt alles geklärt.«
Sonja Koch nickte. »Ja, ich werde dem Anwalt Ihres Mannes mitteilen, daß nun alles seinen Gang geht.«
»Schön, dann will ich Sie nicht länger aufhalten. Sicherlich ist auch bei Ihnen Hochkonjunktur.«
»O ja, über Klientenmangel kann ich wirklich nicht klagen. In Ihrer Kanzlei ist es bestimmt nicht anders.«
»Nein, zum Glück. Jetzt, wo ich für meine Kinder allein sorge, kann ich jeden Pfennig gebrauchen.«
»Sie schaffen es schon, da bin ich sicher.« Sonja Koch gab Silvia zum Abschied die Hand. »Ich rufe Sie an, wenn ich vom Anwalt Ihres Mannes etwas höre. Und frohe Weihnachten.«
»Ebenfalls.«
Als Silvia wieder in ihrem Auto saß, dachte sie an das bevorstehende Weihnachtsfest – das erste Mal würde Robert fehlen. Auch wenn Silvia langsam ihren Kummer verarbeiten konnte, war ihr nicht wohl bei dem Gedanken, daß die Kinder ihren Vater am Weihnachtstag sehr vermissen würden.
*
»Glaubst du, daß Mama die Topflappen gefallen werden?« fragte Jana ihren Bruder und hielt eines der etwas unförmigen Häkelteile hoch. Gerade erst hatte sie in der Schule häkeln gelernt und wollte die Mutter zu Weihnachten mit ihrem ersten eigenen Werk überraschen.
Alex sah skeptisch auf den Topflappen. »Sieht eher aus wie ein Putzlappen.«
»Du bist gemein, Alex!« rief Jana empört. »Dabei kannst du überhaupt nicht häkeln.«
»Du auch nicht«, gab Alex zurück und streckte seiner Schwester frech die Zunge heraus. »Ich habe für Mama ein Bild gemalt, das ist tausendmal schöner als deine Lappen.«
»Ich wette mit dir, daß Mama beide Geschenke gleich schön findet.«
»Wann wollen wir eigentlich in die Stadt, um noch ein kleines Geschenk für sie zu kaufen?«
»Wenn wir genügend Taschengeld gespart haben«, gab Jana zurück und widmete sich wieder ihrer Häkelarbeit.
»Ich