Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl

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Mami Staffel 12 – Familienroman - Sina Holl Mami Staffel

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Sie rechnete mit gerunzelter Stirn noch einmal nach.

      »Dann haben wir siebenundzwanzig Mark!« rief Alex, der für sein Alter schon sehr gut rechnen konnte.

      »Genau, aber davon müssen wir für Papa auch noch etwas kaufen.«

      Alex dachte laut nach: »Wie wäre es mit Rasierwasser?«

      »Gute Idee. Und für Mama kaufen wir ein Parfüm.«

      »Ob uns Papa Heilig Abend besucht?« Alex blickte abwartend zu Jana hinüber, die mit überkreuzten Beinen auf ihrem Bett saß. »Dann könnten wir ihm gleich unser Geschenk geben.«

      Jana erwiderte nach ein paar Sekunden: »Ich weiß nicht, vielleicht kommt er an einem der Weihnachtstage und holt uns in seine neue Wohnung.«

      »Papas neue Wohnung ist spitze!« gab Alex begeistert zurück. Dabei faszinierte ihn am meisten der gläserne Lift an der Außenseite des supermodernen Wohnhauses.

      Jana antwortete nicht. Sie fragte sich wieder einmal, ob sie sich nur einbildete, daß ihr Vater sich eindeutig mehr mit Alex beschäftigte als mit ihr, wenn sie mit ihm zusammen waren. Früher, als er noch bei seiner Frau lebte, war Jana nie aufgefallen, daß der kleine Bruder vorgezogen wurde. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein?

      »Wollen wir nicht noch heute in die Stadt fahren?« drängte Alex, den es offensichtlich langweilte, seiner Schwester dabei zuzusehen, wie sie mit Haken und Wolle eine Schlaufe nach der anderen zog. »Deinen komischen Lappen kannst du doch immer noch weiternähen.«

      »Häkeln«, verbesserte Jana und legte ihr Handarbeitszeug endlich zur Seite. »Meinetwegen fahren wir heute, du Nervensäge. Ich muß nur noch mein Häkelzeug verstecken, damit Mama es nicht findet.«

      »Und dann müssen wir noch einen Zettel schreiben, daß wir in der Stadt sind. Damit sich Mama keine Sorgen macht, wenn sie früher als wir zu Hause ist.«

      »Stimmt, aber besser ist es, wenn wir sie im Büro anrufen.« Jana sprang von ihrem Bett. »Ich erledige das, während du deinen dicken Pullover anziehst.«

      »Ich habe doch schon einen an«, sagte Alex.

      »Ja, aber draußen ist es bitterkalt. Also zieh deinen Norwegerpullover über.«

      »Immer mußt du über mich bestimmen«, maulte Alex, verzog sich aber trotzdem in sein Zimmer, um sich umzuziehen.

      Jana rief in der Kanzlei an und sagte Frau Böttcher, daß sie und ihr Bruder in die Stadt fahren wollten, um Weihnachtsgeschenke zu besorgen.

      »Na, dann viel Spaß, ihr beiden«, sagte Verena Böttcher freundlich. »Ich richte es eurer Mutter aus.«

      Als die Kinder aus dem Haus gingen, wurde es schon fast dunkel. Zum Glück war die Bushaltestelle nicht weit entfernt, und es gab ein Häuschen, in dem man sich vor dem eiskalten Wind schützen konnte.

      Alex zitterte schon nach kurzem vor Kälte, und Jana sagte fast schadenfroh: »Und du wolltest noch nicht einmal deinen dicken Pullover anziehen.«

      »Hast ja recht.« Alex trat von einem Fuß auf den anderen. »Sieh mal, da kommt der Bus!«

      Die Geschäfte der Innenstadt waren festlich geschmückt, und es wimmelte nur so von Menschen. Jana hatte Mühe, Alex nicht in der Menge zu verlieren, denn der blieb an jeder Auslage mit glänzenden Augen stehen, selbst wenn es sich um Geschirr oder Bohrmaschinen handelte.

      »Jetzt komm endlich!« mahnte Jana und zog ihren Bruder ungeduldig am Jackenärmel. »Wenn wir die Geschenke gekauft haben, können wir noch ein bißchen bummeln.«

      »Au ja! Ich habe gehört, daß es ein neues Computerspiel gibt, das möchte ich gern mal in der Spielwarenabteilung ausprobieren.«

      Jana stöhnte und verdrehte die Augen. »Also gut, aber zuerst gehen wir in die Parfümabteilung.«

      Schnell hatten die Kinder das Passende für die Eltern gefunden, und Alex durfte endlich in die heißgeliebte Spielwarenabteilung. Sie atmete erleichtert auf, als der Kleine nach einer Weile meinte: »So, jetzt können wir nach Hause fahren.«

      Sie drängten sich durch die Menschenmassen zum Ausgang des Kaufhauses. Auf dem Gehweg schrie Alex plötzlich: »Sieh mal, da hinten ist Papi.«

      »Wo?«

      »Na, da auf der anderen Straßenseite.«

      Nun sah ihn auch Jana. Robert stand vor dem Schaufenster eines eleganten Juweliergeschäftes. Alex wollte gerade die Straße überqueren, als Jana ihn zurückhielt.

      »Spinnst du? Siehst du nicht die Autos? Um ein Haar wärst du überfahren worden. Warte jetzt, bis kein Auto kommt.«

      Alex sah zur anderen Straßenseite hinüber. »Wo ist Papa denn jetzt hin?«

      Auch Jana sah sich suchend um. »Vielleicht ist er in den Laden da gegangen?«

      »Na gut, dann sehen wir mal nach. Komm, jetzt ist die Straße frei.«

      Tatsächlich stand Robert in dem Geschäft und ließ sich von der Verkäuferin ein paar Brillantringe zeigen. Die Kinder drückten sich an der Schaufensterscheibe die Nasen platt, um nichts zu versäumen.

      »Für wen will Papa denn einen Ring kaufen?« fragte Alex verständnislos.

      »Woher soll ich das wissen?« gab Jana ärgerlich zurück.

      Plötzlich erhellte sich Alex’ Gesicht. »Vielleicht für Mama. Dann versöhnen sie sich wieder und lassen sich nicht scheiden.«

      Jana blickte nachdenklich durch das Schaufenster. »Meinst du? Das wäre natürlich super.«

      Inzwischen hatte sich Robert für einen der kostbar glitzernden Ringe entschieden und ließ ihn sich in Geschenkpapier einpacken.

      »Auf alle Fälle ist der Ring ein Geschenk«, sagte Alex leise.

      »Natürlich, du Blödi. Dachtest du etwa, Papa kauft für sich selber so einen Ring?«

      »Ich bin kein Blödi«, maulte Alex, »und ich weiß selber, daß das ein Frauenring ist, den Papa gekauft hat.«

      »Achtung, er kommt! Laß uns um die Ecke rumgehen, damit er uns nicht sieht.«

      »Aber warum soll er uns denn nicht sehen? Wir wollten ihm doch guten Tag sagen.«

      »Wir werden ihm hinterhergehen und so tun, als wenn wir ihn erst dann gesehen haben. Sonst denkt er noch, daß wir ihm nachspionieren.«

      »Ach so.« Willenlos ließ sich Alex in den nächsten Hauseingang zerren.

      Robert hatte das Geschäft verlassen und sah sehr zufrieden aus. Er schlug den Mantelkragen hoch und ging schnellen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung. Mit einem größeren Abstand folgten die Kinder ihm zögernd.

      »Trödele nicht so, Alex«, ermahnte Jana den kleinen Bruder, »sonst verlieren wir Papa noch aus den Augen.«

      Plötzlich blieb sie abrupt stehen und hielt auch Alex an. Mittlerweile hatten sie den großen Parkplatz

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