Mami Staffel 12 – Familienroman. Sina Holl
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Jana nickte. In diesem Moment wußte sie, daß die Scheidung der Eltern bereits beschlossene Sache war.
Als die Kleine wieder hinauf in ihr Zimmer gegangen war, erhob sich auch Silvia. Sie hatte nicht vermutet, daß es so weh tun würde, verlassen zu werden – und dabei konnte sie noch nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, ob sie Robert überhaupt noch liebte.
*
Am nächsten Morgen wunderte sich Alex über die traurigen Gesichter der Mutter und der Schwester. Er sah von einem zum anderen und fragte schließlich: »Was habt ihr beiden denn?«
Silvia warf ihrer Tochter einen flehenden Blick zu. Sie selbst wollte Alex nach der Schule behutsam beibringen, daß sein Papa aus dem Haus ausgezogen war. Es würde ein sehr bedrückendes Gespräch werden, das wußte Silvia.
Ihr erster Termin an diesem Morgen war erst um neun Uhr im Gericht, daher verließ Silvia ausnahmsweise nicht mit den Kindern gemeinsam das Haus.
Nachdem sich Alex und Jana auf den Weg zur Schule gemacht hatten, ging Silvia ins Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Roberts Anzüge hingen säuberlich auf ihren Bügeln, er hatte am Vorabend nichts außer seiner Kulturtasche mitgenommen.
Wo mochte er wohl übernachtet haben? Bei seiner neuesten Flamme oder in einem Hotel? Nun, es würde jedenfalls nicht lange dauern, bis er kommen und seine persönlichen Sachen abholen würde.
Silvia wußte, daß sie über den Verlust hinwegkommen würde – auch wenn sie sich das noch nicht richtig vorstellen konnte. Aber die Kinder würden lange darunter leiden, ihren Papa nur noch alle paar Wochenenden zu sehen.
Nachdenklich fuhr Silvia über den schweren Stoff eines Jacketts, das Robert besonders gern trug. Plötzlich nagten Zweifel in ihr, ob sie das Richtige getan hatte. Wäre es für die Kinder nicht besser gewesen, wenn sie alles hätte weiterlaufen lassen, ohne Robert vor die Wahl zu stellen?
Mit einer abrupten Handbewegung schob Silvia die Tür des Kleiderschrankes wieder zu. Nein, es wäre nicht besser gewesen, Roberts ausschweifendes Leben ohne Kommentar weiter zu dulden – weder für die Kinder noch für sie.
Als sie den Schlüssel in der Haustür hörte, fuhr Silvia herum. Hatte eines der Kinder etwas vergessen? Doch bevor sie ihn sehen konnte, wußte sie, daß es Robert war.
»Was machst du denn hier?« fragte er verblüfft, als er das Schlafzimmer betrat. »Warum bist du nicht in der Kanzlei?«
»Ich muß erst später ins Gericht zu einer Verhandlung. Es lohnte sich nicht, vorher noch Kliententermine zu machen«, erklärte sie und sah mit vor der Brust verschränkten Armen zu, wie Robert einen großen Koffer auf das breite Bett stellte und ihn öffnete. »Du kannst es wohl überhaupt nicht abwarten, von hier wegzukommen?«
Er sah flüchtig auf. »Das ist alles deine Schuld, das weißt du hoffentlich – und die Kinder wissen es bestimmt auch.«
Silvia lachte hart auf. »Glaubst du, die Kinder haben noch nicht mitbekommen, was sich hier abgespielt hat? Hast du gedacht, sie sind so naiv, daß sie nicht wissen, daß in unserer Ehe schon lange nichts mehr stimmt?«
Robert hielt einen Stapel Hosen in der Hand, als er erwiderte: »Hättest du mir meine Freiheiten gelassen, wäre es nie zum Streit gekommen und alles wäre weitergelaufen wie bisher.«
»Ja, das hätte dir gut in den Kram gepaßt. Zu Hause die Frau, die sich um Kinder und Haus kümmert, und…«
»Du mußt gerade reden!« fuhr Robert dazwischen. »Was du mir gestern abend gesagt hast, war der Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte!« Wütend warf er die Hosen in den Koffer.
Silvia drehte sich um und verließ das Zimmer. Sie wußte, es hatte keinen Zweck, mit Robert zu reden. Das würde nur zu einem weiteren Streit ausarten – und dazu hatte sie keine Kraft mehr.
Sie wartete, bis er mit dem schweren Koffer zurück ins Erdgeschoß kam. Dann fragte sie: »Was ist mit den Kindern?«
»Du bekommst das Sorgerecht, und ich zahle, was nötig sein wird. Über das Haus müssen wir uns noch unterhalten.«
»Das meinte ich nicht! Sie werden nach dir fragen. Willst du zu ihnen etwa auch den Kontakt abbrechen?«
»Natürlich nicht. Ich werde heute abend anrufen und mit ihnen reden. Am Wochenende hole ich sie, und wir unternehmen etwas. Bist du jetzt zufrieden?«
»Wie sollte ich zufrieden sein, wo du Jana und Alex dies alles antust?« fragte sie verzweifelt.
»Tja, daran ist nichts mehr zu ändern. Wie haben es die beiden aufgenommen?«
»Jana war sehr vernünftig, und Alex weiß es noch gar nicht.«
»Wie? Du hast es meinem Sohn vorenthalten, daß wir uns trennen?«
»Ich habe es heute morgen noch nichts übers Herz gebracht; er hängt besonders an dir.«
»Kein Wunder!«
Silvia überging die Anspielung. »Jana ist heute nacht von dem Lärm aufgewacht. Sie hat sofort begriffen, daß es zu Ende ist.«
»Ich denke, ihr werdet es überstehen«, gab er zurück und hatte schon den Griff der Haustür in der Hand.
»Wie kannst du nur so herzlos reden?« rief Silvia aufgebracht.
»Reg dich nicht schon wieder auf. Was ändert sich denn großartig, wenn ich nicht mehr hier lebe? Vorher war ich doch auch höchstens mal am Wochenende für die Kinder da – das will ich auch weiterhin. Ihr lebt in einem schönen Haus und müßt keinen Hunger leiden, ich denke, es gibt Schlimmeres.«
Mit diesen Worten verließ Robert Kirstein das Haus, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Wütend blickte Silvia auf die geschlossene Tür. Robert hatte ganz recht mit seiner Behauptung, daß es ihnen finanziell nie an etwas mangeln würde – aber gab es nicht auch noch etwas anderes, was die Kinder vermissen würden? Nämlich einen Vater! Es gab sehr wohl einen Unterschied, ob er bei seiner Familie wohnte oder die Kinder am Wochenende für ein paar Stunden zu sich holte.
*
Silvia versuchte sich mit aller Kraft auf die Gerichtsverhandlung zu konzentrieren; schließlich erwartete ihr Klient nichts anderes von ihr. Es ging um einen Verkehrsunfall, und in diesem Prozeß sollte geklärt werden, ob Silvias Klient schuld daran war oder nicht.
Schließlich wurde ein wichtiger Zeuge aufgerufen. Der jedoch war nicht erschienen, und so wurde die Verhandlung auf einen späteren Zeitpunkt vertagt.
Silvia hatte große Mühe, sich ihre Erleichterung nicht anmerken zu lassen.
»Es wird schon alles gutgehen, Herr Meisner«, sagte sie zu ihrem Klienten vor dem Gerichtsgebäude.
»Und wenn er jetzt ganz kneift?« fragte Herr Meisner verzweifelt. »Dann bekomme ich eine Strafe für etwas, an dem ich keine Schuld habe.«
»Darüber brauchen Sie sich nicht den Kopf zerbrechen. Der Zeuge wurde vorgeladen, und wenn er beim nächsten Mal nicht erscheint, macht er sich selber strafbar.«
Herr