Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 5 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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      *

      »Ich fahre in dieser speziellen Situation nicht gern weg, Sofia«, sagte der Baron, »aber ich will versuchen, diesen jungen Hengst zu kaufen, von dem ich dir erzählt habe, Silberstern. Die Gelegenheit ist günstig, die sollte ich nicht versäumen.« Er zog sie in seine Arme. »Bis jetzt lief es doch einigermaßen mit Julietta, oder?«

      »Das kann man so eigentlich nicht sagen«, murmelte die Baronin. »Sie lässt es gegenüber den Angestellten an Respekt fehlen, Fritz, und ich schäme mich für ihr Benehmen. Wir können niemanden einladen, so lange sie am Tisch herumlümmelt wie in einer miesen Dorfkneipe. Sie scheint es nicht einmal zu merken, dass sie die Einzige ist, deren Arm auf dem Tisch liegt, die schlürft und schmatzt und die Getränke hinunterschüttet, als wäre es Wasser. Ich weiß nicht, wie Caro und Bert das ausgehalten haben – sie müssen es doch tagtäglich vor Augen gehabt haben. Und ich mag sie nicht dauernd maßregeln wie ein kleines Kind, das ist mir selbst peinlich. Gestern hat sie ein Messer abgeleckt, ob du es glaubst oder nicht.«

      »Tatsächlich? Das glaube ich dir nicht, das hast du erfunden.«

      »Habe ich nicht«, erklärte sie niedergeschlagen. »Wenn ihre Eltern nicht unsere Freunde wären und wenn ich nicht Mitleid mit ihnen hätte, dann würde ich sie zurückschicken, Fritz. Es ist nicht unsere Aufgabe, das nachzuholen, was Caro und Bert versäumt haben.«

      »Sie haben es sicherlich nicht versäumt«, entgegnete er. »Und ich könnte schwören, dass Julietta genau weiß, was höfliches Benehmen ist. Vielleicht hat sie es vergessen, weil sie es so lange schon nicht mehr geübt hat, aber im Prinzip weiß sie es. Sie probiert aus, wie weit sie gehen kann.«

      »Wie ein kleines Kind«, murmelte Sofia. »Das ist doch nicht zu fassen. Allerdings habe ich den Eindruck, dass sie allmählich den Spaß daran verliert, weil sie eher Verständnislosigkeit als Empörung hervorruft.«

      »Siehst du? Den Eindruck hatte ich auch. Und sie ist noch nicht einmal eine Woche bei uns.«

      »Was sagt denn eigentlich Herr Wenger über sie?«

      Der Baron lächelte. »Er ist wild entschlossen, ihr eine Chance zu geben, obwohl sie seine Geduld schwer auf die Probe stellt.«

      »Und warum ist er trotzdem so entschlossen?«

      »Er denkt, sie hat einen guten Kern – und das denke ich auch, Sofia.«

      Die Baronin dachte über diese Worte nach, dann gab sie ein wenig widerwillig zu: »Na ja, wenn ich ehrlich sein soll, ich denke es auch, Fritz.«

      Er gab ihr einen Kuss. »Dann sind wir uns ja einig, Liebste«, sagte er erleichtert. »Ich bleibe höchstens drei Tage weg, in der Zeit wird schon nichts Besonderes passieren.«

      »Hoffentlich«, murmelte Sofia.

      *

      »Mach mal ein bisschen schneller, Julietta«, sagte Patrick Kleber, einer der Pferdepfleger. »Du kannst dich nicht in jeder Box eine halbe Stunde aufhalten, wir müssen sehen, dass wir mit der Arbeit fertig werden!«

      Sein Ton war freundlich, aber entschieden. Der Stallmeister hatte ihn angehalten, die Neue ein bisschen im Auge zu behalten, und natürlich wussten sie alle längst, dass Julietta von Barrentrop drüben im Schloss in einer Gästesuite wohnte – sie war also etwas Besonderes. Andererseits machte sie hier ein Praktikum, an das sich eine Ausbildung anschließen sollte, wenn sich erwies, dass sie das Zeug dazu hatte, und sie wurde vom Stallmeister behandelt wie alle anderen auch. Es hatte leises Gegrummel gegeben an ihrem ersten Tag, aber dann hatten sie es gemacht, wie sie es bei allen Neuen machten: Erst einmal gucken, dann handeln.

      Julietta konnte mit Pferden umgehen, sie ritt ausgezeichnet – und das war auch schon alles, was man an Gutem über sie sagen konnte. Um unangenehme Arbeiten drückte sie sich gern, sie kam morgens regelmäßig zu spät und bildete sich ein, niemand würde es merken, vor allem aber hielt sie Abstand zu den anderen, was diese ihr am meisten ankreideten. War sie hochmütig? Dann hatte sie in den Ställen von Schloss Sternberg nichts zu suchen.

      »Ich mache, so schnell ich kann.« Juliettas Stimme klang genervt. Sie hatte nicht gut geschlafen, war zu spät wach geworden, hatte sich dann gleich den ersten Rüffel eingefangen, und seitdem hinkte sie ihrem Pensum hinterher. Warum blieb sie überhaupt auf Sternberg? Es war die reine Schinderei, was sie hier machte. Abends fiel sie todmüde ins Bett, jeder Knochen tat ihr weh, sie hatte Schwielen an den Händen und Muskelkater in den Beinen – und trotz ihrer zunehmenden Erschöpfung konnte sie meistens nicht sofort einschlafen, weil sie mit ihrem Schicksal haderte und sich vornahm, am nächsten Tag ihre Sachen zu packen und nach Hause zu fahren.

      Doch jeden Morgen, wenn der Wecker klingelte, hielt etwas sie davon ab, diesen Vorsatz in die Tat umzusetzen. Sie wusste selbst nicht, warum sie sich dann doch aus dem Bett quälte, eine Kleinigkeit aß und über den Schlosshof zu den Ställen lief, um mit ihrer Arbeit zu beginnen. Vielleicht wollte sie einfach nicht scheitern? Nicht zugeben, dass sie es nicht geschafft, nicht durchgehalten hatte? Vielleicht wollte sie sich und ihren Eltern – und allen anderen, die ihr nichts zutrauten – beweisen, dass sie durchaus imstande war, ein körperlich hartes Praktikum durchzustehen?

      Vielleicht lag es aber auch einzig und allein an den Pferden, diesen wunderschönen Geschöpfen mit den großen glänzenden Augen, dem seidigen Fell und der eleganten Haltung, in deren Gegenwart vieles von dem, was sie bedrückte, von ihr abfiel? Sobald sie im Stall war, fühlte sie sich wohl, so einfach war das. Und die Pferde schienen sich in ihrer Gesellschaft ebenfalls wohl zu fühlen, sie hatte jedenfalls noch nie Probleme gehabt, auch nicht mit den Tieren, die als schwierig galten. Vielleicht also hatte sie in dieser Hinsicht doch eine Begabung, aus der sich etwas machen ließe?

      Sie wusste es nicht, sie wusste nur, dass sie sich von Patrick jetzt nicht schon wieder antreiben lassen wollte, und deshalb hatte sie auf seine recht freundliche Aufforderung, sich zu beeilen, auch ziemlich patzig reagiert.

      »Hör mal«, entgegnete er, nun deutlich hitziger im Ton, »du kannst hier nicht auf unsere Kosten die Prinzessin spielen. Wenn du so langsam machst, muss jemand anders deinen Teil mitmachen, das ist dir hoffentlich klar? Wir arbeiten hier alle hart, da lässt niemand einen anderen darunter leiden, dass er ein bisschen durchhängt. Wenn du müde bist, geh abends früher schlafen, den guten Rat gebe ich dir hiermit. Und jetzt gib Gas oder du wirst mächtig Ärger kriegen.«

      Mit diesen Worten ging er. Sie sah ihm fassungslos nach. Wie der mit ihr redete, dieser …, dieser … Sie probierte in Gedanken mehrere Schimpfwörter aus, als er sich plötzlich umdrehte und sie dabei ertappte, dass sie untätig dastand und ihm hinterhersah. »Nicht gaffen, schaffen!«, schrie er zornig.

      Sie erschrak so, dass sie seiner Aufforderung tatsächlich nachkam. Zu ihrem Erstaunen bemerkte sie, dass ihre Müdigkeit jetzt, da sie sich beeilte, nach und nach wich. Sie fühlte sich wach und leistungsfähig.

      Die wollten sie ja nur alle kleinkriegen, aber es würde ihnen nicht gelingen!

      *

      »Schöner Hengst«, bemerkte ein junger Mann, als Baron Friedrich bei der Pferdeauktion den Zuschlag für Silberstern erhalten hatte.

      »Ja, ich wollte ihn unbedingt haben – für meine Zucht. Ich bin übrigens Friedrich von Kant, wir wohnen auf Schloss Sternberg, meine Familie und ich.«

      »Ich weiß«, erwiderte der junge Mann lächelnd und stellte sich nun ebenfalls vor: »Arndt von Claven, ich vertrete zurzeit Dr. Küppers. Meinen ersten Besuch auf Sternberg habe

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