Sie kannten Richard Strauss. Christoph Wagner-Trenkwitz

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Sie kannten Richard Strauss - Christoph Wagner-Trenkwitz

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in Weimar, machte Strauss der Primadonna einen Heiratsantrag im Anschluss an einen handfesten Krach, den sie vom Zaun brach.

      Auf einer der letzten Proben, wo ich Zeller unzählige Male abklopfen mußte, kam endlich Pauline im 3. Akt mit ihrer einwandfrei »gekonnten« Szene. Trotzdem fühlte sie sich unsicher und beneidete Zeller anscheinend wegen seinem vielen »Wiederholen«. Plötzlich hörte sie zu singen auf und frug mich: »Warum klopfen Sie bei mir nicht ab?« Ich: »Weil Sie Ihre Rolle können.« Mit den Worten »Ich will abgeklopft haben« wollte sie mir den Klavierauszug, den sie gerade in der Hand hatte, an den Kopf werfen, derselbe flog aber zur allgemeinen Heiterkeit dem 2. Geiger Gutheil (dem späteren Gatten der berühmten Gutheil-Schoder [...]) aufs Pult.

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       7 In der Wiener Villa unter dem PorträtPaulines

      Die immerhin schon 31-jährige Braut in spe leitete nicht jugendliche Verschämtheit, sondern handfeste Sorgen um Fortsetzung der vielversprechenden Sängerinnenkarriere, als sie mit dem Jawort zögerte:

      Weimar, 24. März 1894

      Mein lieber Herr Strauss!

      Das kommt ja alles wie ein Sturzbach; ich bitte Sie um Gotteswillen sich nicht so übermäßig zu freuen, Sie wissen selbst am besten, wie viele Fehler ich habe und sage Ihnen aufrichtig, es ist mir trotz allem Glücksgefühl, was mich überkommt, manchmal entsetzlich bang. Werde ich Ihnen das sein können, was Sie verlangen und was Sie verdienen? Darf ich nicht zuerst in Hamburg gastieren, um wenigstens voll Stolz meinem verehrten Lehrer auch einen schönen Erfolg aufweisen zu können? Leider wird’s aus der Montag-»Elisabeth« nichts. Kennen Sie mich denn nicht, und Ihre Eltern und Hanna kennen ja auch meine Launen; ach Gott, und nun soll ich plötzlich ein wahres Muster von Hausfrau werden, damit Sie sich nicht enttäuscht fühlen. Lieber Freund, ich fürchte es wird scheitern, und je mehr sich alles freut, desto gedrückter wird meine Stimmung. Von Papa ist’s nicht hübsch zu sagen, ich machte ihm Sorgen mit meinem Theaterleben; ich verstehe das nicht; bis jetzt ging alles glatt und würde es auch weiter gehen.

      Wird das viele Dirigieren heuer im Sommer Sie nicht überanstrengen? Ach Gott, ich habe soviel Sorgen und Kummer. Haben mich denn Ihre verehrten Eltern lieb und Hanna, wenn sie nur wüßte, wie ich Ihnen von allem abrate. So schnell, lieber Freund, brauchen wir wirklich nicht zu heiraten; wenn sich jedes zuerst allein gewöhnen könnte, in seinem Berufe alles Glück zu finden; Sie in München, ich in Hamburg; bringen Sie bitte meinen Kontrakt mit; verzeihen Sie diesen Brief, aber ich bin von zwei Gefühlen – des Glückes und der Angst vor einem neuen Leben – so befangen, daß ich nur halb zurechnungsfähig bin. Bitte lassen Sie mich wenigstens hier noch recht viele Partien singen; das wird mir über manches hinweghelfen. Ich bin ungemein fleißig im Studium der »Freihild« mit Klatte und Gutheil; das größte Glück ist eben doch unsere Kunst, lieber Freund, vergessen Sie das nicht. Für heute kann ich nicht mehr. Nehmen Sie bitte gar nichts übel. An die teuren Ihrigen die ergebensten Grüße; ich küsse Ihrer verehrten Mama die Hand und bitte alle, Geduld mit mir zu haben.

      Leben Sie wohl und werden Sie so glücklich, als Sie es verdienen. Ihre aufrichtige

      Pauline de Ahna

      Vier Monate nach der offiziellen Verlobung am Uraufführungstag des »Guntram« (10. Mai 1894) folgte die Eheschließung am 10. September in Marquartstein, wo die de Ahnas ein Sommerhaus besaßen.

      Mutter Strauss begrüßte die Verbindung. Am 11. Juni 1894 hatte sie an ihren Sohn zu seinem Geburtstag geschrieben:

      Ich kann Dir nicht sagen, lieber Richard, wie sehr ich mich über Deine Verlobung mit der uns so lieb gewordenen Pauline gefreut habe, wie sehr sie mir beim Wiedersehn gefallen hat. Ich mußte sie immer wieder ansehen und bin überzeugt, daß Du recht glücklich mit ihr wirst. Es wird Dir dann auch alle Unannehmlichkeiten in Deiner neuen Stellung in München erträglicher machen, da sie Dich durch ihr heiteres, kluges Wesen stets aufheitern wird und so liebevoll für Dich zu sorgen weiß.

      Grüße die liebe Pauline und die ganze Familie de Ahna recht herzlich von mir.

      Deine treue Mutter

      Doch schon bald nach der Heirat traten auch mit Strauss’ Eltern Spannungen auf, für die sich der junge Ehemann wiederholt rechtfertigen musste:

      Ich wäre glücklich, wenn meine fortdauernden Bemühungen, zwischen meiner Frau und meiner Familie ein gutes Einvernehmen zu erzielen, nicht von so geringem Erfolg gekrönt sind. Wenn ich Euch versichere, daß sie das redliche Bemühen hat, ihre kleinen, zum Teil recht harmlosen Fehler (die sie selber und ich am besten kennen) zu verbessern, daß ein elender erlogener Altweiberklatsch (wie der, auf Grund dessen ihr heute morgen so schlimme Vorwürfe gegen Pauline erhobt) genügt, um von vorneherein liebevolle Nach- und Einsicht für Pauline’s unüberlegte, heftige, zu burschikose, aber im Grunde seelengute kindlich-naive Art zu zerstören, frage ich mich, ob es nicht besser wäre, den Verkehr zwischen Euch und Pauline ganz aufzuheben. [...]

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       8 Die Hochzeit am 10. September 1894 in Marquartstein

      Sie hegt für Euch im Grunde ihres eifersüchtigen Herzens aufrichtige Liebe und Verehrung. Ich kann nicht immer den leider erfolglosen Erklärer der verschiedenen Eigenschaften meiner Frau machen, die ich nach sehr reiflicher Überlegung zu der meinigen erkoren habe und sie trotz ihrer Fehler liebe und verehre [...]

      Der Ton zwischen den Eheleuten zeugt auch zumeist von gegenseitiger Liebe, Verehrung und von einer gesunden Portion Humor, wie die folgenden Briefstellen zeigen.

      Berlin, den 16. März 1895

      Meine süße allerliebste Frau!

      Zeller hat heute auf der Probe prächtig gesungen und mir große Freude bereitet, er hat die Sache jetzt gut verdaut und besonders die Fürstenerzählung, die in Weimar stets etwas verunglückt, famos zur Geltung gebracht. Das Orchester klingt grandios und wenn das Volk nicht gar zu dumm ist, müßten sie, wie ich, schon merken, daß der »Guntram« verdient, an den heutigen Theatern, nicht aufgeführt zu werden. Da dieselben nur mehr Schund bringen. Ha – Schund bringt – Tantiemen!

      [...]

      Wie geht es Dir, süße, liebe Pauline? Hoffentlich so gut wie mir, übrigens Zeller läßt Dich besonders herzlich grüßen. Hast Du mich lieb? Freust Du Dich auch so auf meine Rückkehr nach München wie ich? Sei fleißig, Häschen, sing schön, schmiere dein Kehlchen, damit ich mit Dir üben kann.

      Im übrigen Grüße und 10000 Küsse Deines sonst nur gegen Dich sehr sterblich verliebten

      R

      Mit einem Zitat aus Engelbert Humperdincks Oper »Hänsel und Gretel«, die Richard und Pauline 1893 gemeinsam in Weimar zur Uraufführung gebracht hatten, beginnt der folgende Brief der lebens- und auch kauffrohen jungen Ehefrau.

      München, Donnerstag 12. März 96

      Mein liebstes gutes Schätzchen,

      Ich bring Dir was für’s Kröpfelchen, doch besser noch fürs Köpfelchen von einem klugen Hänselchen! D.h. ich schreibe Dir schon wieder und gebe Dir geistiges Manna!!!! Eine kurze Sing-Pause benütze ich, um Dir zu sagen, daß ich sehr beruhigt bin Dich wohlauf und in Rußland nicht zu kalt zu wissen. Ich bin fleißig, hüben und drüben, leider auch in den Läden, indem ich bei Bernheimers Ausverkauf von echten Teppichen 2 mittelgroße und 1 kleinen

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