Sie kannten Richard Strauss. Christoph Wagner-Trenkwitz

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Sie kannten Richard Strauss - Christoph Wagner-Trenkwitz

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Richard!

      Heute abend Deinen lieben, treuen, inhaltsschweren Brief mit herzl. Dank erhalten.

      Punkto Deiner Stellungsfrage ersuche ich Dich nach reiflicher Überlegung und Selbsteinkehr keine Rücksicht auf mein Engagement zu nehmen, sondern wenn Du lieber und profitabler in Hamburg bist, dorthin zu gehen, bist Du lieber in München mit 12.000 M., dann bleiben wir in München, liebster Schatz! Gehst Du gerne nach Hamburg, weil sie Dich in München drücken wollen – meinen Liebling – dann gehe ich nach Hamburg ohne gleich mein Engagement durchdrücken zu wollen; ich gehe dann mit Dir und sehe ich, daß Klima, Verhältnisse, Deine häusliche Bequemlichkeit mir hinreichend gestatten meine künstlerische Tätigkeit wieder aufzunehmen, dann ist es, wenn wir beide dort eingewöhnt sind – immer noch Zeit an mich zu denken. Doch bitte mich jetzt bei Deinen Bedingungen vollständig aus dem Spiele zu lassen und nur das in jeder Beziehung für Dich, uns und Buberl Vorteilhafteste zu wählen!!!

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       9 Die stolze Mama Pauline mit dem »herrlichen Riesenbuben« Franz

      Genug davon und meine innigsten Segenswünsche für Dich in dieser Angelegenheit!!

      Das Kind ist lieb, sanft und gesund, ein herziger Kerl, er hielt heute abend ganz stolz Deinen Brief.

      Ich selbst bin in recht trüber Stimmung, weinte heute den ganzen Tag, eigentlich ohne Grund, ich nehme eben alles recht schwer und meine Nerven lassen recht zu wünschen übrig, liebster guter Richard! Mein ganzes Glück bist Du und Bubi, möge es mir erhalten bleiben und trachten wir uns viel zu verdienen, damit Du bald Dir selbst leben kannst. Also am 10. Ds. Bist Du gewiß hier, ich freue mich unsäglich, ich weine vor lauter Sehnsucht nach Dir, ach mir ist’s oft schwer, so schwer ums Herz, alle trösten mich.

      Für heute gute Nacht, mein Richardi! Ich umarme Dich in größter Liebe!

      Paula

      Der Ehemann antwortete postwendend und mit einer rührenden Liebeserklärung, ohne auf die trübe Stimmung Paulines näher einzugehen – offenbar ist er die Launen gewöhnt.

      Meine Geliebte, süße, reizende Frau!

      Du hast mir einen so entzückenden, herrlichen Brief geschrieben, daß ich nicht weiß, wie ich Dir dafür danken soll. Derselbe war mir eine wahrhafte Stärkung bei den schweren Sorgen, die ich in der gegenwärtigen Krisis in meinem Hirn herumzuarbeiten habe, um das Gescheiteste und für unser beider Wohl und Ruhe Ersprießlichste auszudeuten. Du bist eine liebe, brave, prächtige Frau und wer Dich sein nennt, der hat eine Stütze und einen Tröster für sein Leben, daß ihm für keine Zukunft bange zu sein braucht.

      [...]

      Morgen bin ich bei Boy-End in den Jahreszeiten mit Sporks zu Tisch. Du hast doch eigentlich Sauglück, daß Du nicht hier bist. Aber Du mußt nicht mehr weinen und traurig sein, denn ich denke, es wendet sich alles zum Guten, und unser Bübchen und seine liebe Mutter sollen’s gut bei mir haben und ein schönes Leben führen! ... Tausend Dank nochmals für Deinen herrlichen Brief, sei nicht mehr traurig und gedenke stets fröhlichst

      Deines Dich innigst umarmenden R.

      Bei Pauline stellen sich – wie auch ihr voriger Brief zeigt – bald Depressionen ein, die weit über die normale postnatale Traurigkeit hinausgehen. Regelmäßig entladen sich Kräche, auf die neuerliche Niedergeschlagenheit folgt. Wohl wenige haben Pauline Strauss – die folgenden Brief mit dem Namen »Bi« unterzeichnet, den sie sich selbst als Kind gegeben hat – in dieser Gemütsverfassung kennengelernt:

      München, Abends 8 Uhr 26. Okt. 97

      Liebster Richard!

      Ich sitze so traurig allein und habe solche Sehnsucht nach Dir, daß ich unendlich traurig bin und es Dir unbedingt schreiben muß; ich las eben einige Deiner lieben Briefe aus Athen und da sprachst Du mir damals von Deiner Sehnsucht nach mir; denke ich nun über das alles nach und wie lieb wir uns doch beide haben und von Anbeginn an schon hatten, so bin ich doppelt unglücklich über mich, daß ich Unglückselige Dir solche Szenen zu machen im Stande bin wie neulich abend. Verzeihe mir, mein lieber guter Mann, mehr kann ich Dir nicht sagen, als daß ich Dich innig um Verzeihung bitte, der ganze Auftritt ist mir in traurigster Erinnerung und ich flehe Dich an, mich nur desto lieber zu haben, denn ich bin das bedauernswerteste Geschöpf und ganz trostlos, Dich so betrübt zu haben. Mein süßer Mann, wenn Du wüßtest, was Du mir bist und wie ruhelos ich ohne Dich bin, es fehlt mir das Licht zum Leben und zu allem die Freude, wenn Du nicht da bist, ich bin unendlich traurig und tief verstimmt, warum bin ich so elend schlecht gegen Dich? Wenn Du nur wüßtest wie ich darüber alteriert bin, mein geliebter, lieber Richard; den ganzen Tag denke ich darüber nach und hoffe auf Besserung.

      Wie gut und edel bist Du stets gegen mich und wie schlecht benehme ich mich, mir schaudert vor mir, am liebsten möchte ich sterben, dann wärst Du von mir befreit und mir wäre es leichter. Mein bester Richard, ich wollte ich wäre anders und Du deshalb glücklicher mit mir.

      Bei dem herrlichen Wetter war Bübchen vorm. und nachm. spazieren gefahren, unser lieber kleiner Spatz, er muß sich erst an die Neue gewöhnen. Adieu für heute, Liebster! Tausend Küsse auf Deinen treuen, guten Mund und die lieben Augen.

      Deine Bi

      Die Zeiten der berufsbedingten Trennung waren für Richard Strauss und Pauline mindestens so »ungenießbar« wie der Gesundheitstee, mit dem sie ihn ausgestattet hat.

      Charlottenburg, 2. Sept. 99

      Geliebtes Bauxerl!

      So sitze ich denn in meiner Einsamkeit recht trübselig, komponiere und saufe Deinen schlechten Tee, trotzdem er eigentlich ungenießbar ist, was mir aber noch nie so sehr aufgefallen ist, wie diesmal. Im Theater der alte Trödel. [...]

      Oder im gleichen Sinne, eine Woche später:

      Mein liebes süßes B!

      Meiner Jubiläumskarte von heute mittag muß ich noch ein paar Zeilen nachsenden, um Dir zu sagen, daß so ein Hochzeitstag solo doch eine recht ungemütliche Sache ist. Wenn ich auch den ganzen Tag an der Arbeit sitze, fürs eigentliche Leben braucht man eben doch seine lieben Plagegeister, und wenn man nun das gemütliche, schöne Familienleben gewöhnt ist, wie ich – und wenn man sich so lieb hat wie wir zwei uns und unseren herrlichen Buben, da wird einem die Solistenherrlichkeit recht sauer. [...]

      Pauline, bald wieder selbstbewusster, kündigt an, den Ehemann beim Wiedersehen auf Distanz halten zu wollen:

      Marquartstein, 26. 9. 99

      Meine liebste, verlassene Maus!

      Heute abend Deinen lieben Brief von gestern Montag 24. ds. freundlichst dankend erhalten; für Deine schlechte Laune kann ich aber wirklich nichts, mein Gutester, ich finde, daß ich und Bubi hier in dem angenehmen Besitztum wirklich den Sommer in der herrlichen Luft ausnützen müssen. [...]

      Ich komme nach München am 13. oder 14. und bitte Dich inständigst, lieber Richard, mich nicht mit Deinen Zärtlichkeiten zu quälen, Du weißt, wie zuwider mir das ist und daß es mich einfach krank macht. Ich habe mich jetzt so herrlich erholt, daß ich meine Gesundheit und Stimme nicht gleich wieder aufs Spiel setzen möchte. [...]

      Nun gute Nacht, mein liebster guter Richard, sei innigst umarmt und abgebusselt vom netten Buberl von Deinem gesunden,

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