G.F. Barner 1 – Western. G.F. Barner

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G.F. Barner 1 – Western - G.F. Barner G.F. Barner

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hatte er nicht gerülpst, das hätte Maria nicht gelitten. Sie war wirklich eine gute Frau gewesen, seine Maria. Sie hatte ihn und den alten Vater versorgt – alles war hier in Ordnung gewesen, alles sauber, aufgeräumt. Ja, Maria Palucco hatte wirklich alles bestens getan, nur etwas nicht – sie hatte kein Kind bekommen. Und dann war sie auch noch gestorben, wie so viele Frauen in diesem weiten Land, das zu wenig Ärzte hatte und in dem die Leute glaubten, daß die Krankheit, die von selbst gekommen war, auch von allein fortgehen würde.

      »Maria«, sagte Antonio Palucco zwischen zwei Rülpsern, »Maria war schon in Ordnung. Bei ihr hätte es keinen Staub auf dem Regal gegeben – auch kein dreckiges Geschirr oder Bettzeug. Was soll’s, ich bin zu faul!«

      Er sagte es, stellte die Blechtasse hin und zog sich die Hose über seine hervorstehenden Hüftknochen. Antonio kochte nicht gern, darum hatte er seit Marias Tod abgenommen und war dürr geworden. Wozu sollte man kochen, wenn es einem ohne Gesellschaft doch nicht schmeckte, he? Gut, er hätte ja noch mal heiraten können, eine Frau hätte ihm Liza schon besorgt, aber was für eine? Vielleicht eine, die schon zwanzig Männer gehabt hatte, was? Eine anständige Frau hielt es in Vermejo ja doch nicht aus. Das Nest verfiel immer mehr – die Bewohner waren zumeist alt, sie starben weg – die jungen Leute zogen fort nach Raton.

      Wenn die Straße von Raton nach Santa Fé nicht durch Vermejo geführt hätte, wäre das Nest längst verlassen gewesen. Neuerdings fuhr die Bahn nach Santa Fé. Dann gab es noch die südliche Straße nach Santa Fé, die für Wagen besser war, weil sie durch weniger Berggelände verlief.

      »Wer will denn schon nach Vermejo heiraten?« brummte Antonio Palucco mürrisch und trat aus dem flachen Mexikanerhaus, das sein Großvater einmal gebaut hatte. »Ich will auch keine Frau mehr. Eine wie Maria finde ich doch nicht!«

      Er schlurfte zum Hof und die Dämmerung hinein. Seine Stiefel hatten sechs Wochen kein Fett mehr gesehen, seine Hose war ausgebeult und hatte einen Riß zwischen den Beinen. Die Naht war aufgeplatzt, als er sich vor drei Wochen beim Saubermachen der Wassertröge im Stall zu tief gebückt hatte. Beim Gehen klatschten die Stiefelschäfte gegen seine mageren Waden. Die Schäfte waren zu hart geworden, aber ehe sich Antonio Palucco zwei Stunden hinstellte und sie mit Fett durchknetete, wie es sich gehört hätte, schlurfte er lieber staksig durch die Gegend.

      »Immer dasselbe«, sagte er mürrisch. Heute war so ein Tag, an dem er morgens müde aufgestanden und vollkommen lustlos geblieben war. »Aufstehen, Kaffee kochen, dem Viehzeug Wasser geben, Futter einwerfen, Mittag essen – schlafen – aufstehen, Kaffee trinken, ausmisten – immer dasselbe, was?«

      Der Maulesel, den er vom alten Martinez gekauft hatte, ehe der sich zum Sterben hinlegte, schrie ihn klagend an. Das blöde Vieh konnte sich immer noch nicht daran gewöhnen, daß es nicht zweihundert Schritt weiter in seinem alten Corral untergebracht war und der alte Martinez ihm kein Futter gab.

      »Blödes Vieh!« sagte Antonio mürrisch. »Was schreist du? Wenn ich nur jemand finden könnte, der dich kauft, aber du bist schon alt, dir geht das Fell aus. Na ja, wenn man bedenkt, daß ich dich für vier Dollar bekam, könntest du mir doch noch zehn Dollar einbringen. Hör auf zu schreien, du Langohr!«

      Antonio schlurfte zum Brunnen, ließ den Eimer hinunter, zog ihn gähnend hoch und gab den sechs Pferden und vier Eseln nach und nach Wasser.

      Es war eine zeitraubende Arbeit, doch Antonio Palucco dachte nicht daran, ein Windrad und eine Pumpe zu bauen.

      Schon sein Großvater hatte das Wasser eimerweise aus dem Brunnen geschöpft – warum sollte er es anders machen?

      Nachdem er die Pferde und Esel in den Corrals versorgt hatte, machte sich Antonio auf den Weg zum Stall. Er war ein vorsichtiger Mann, klug geworden durch die Erfahrung, daß gute Pferde zu leicht gestohlen wurden, wenn man sie nicht im Stall unterbrachte. Zwar liefen seine sieben besten Pferde, jedes gut hundert Dollar wert, tagsüber auch im Corral vor dem Stall umher, doch bei Einbruch der Dämmerung brachte er sie in den Stall.

      Antonio Palucco rülpste laut, als er, den Wassereimer in der Linken, die Stalltür aufschloß und den Stall betrat. Hier herrschte schon tiefe Dunkelheit, darum stellte Antonio den Eimer links neben der Tür im Gang ab. Dann machte er einen Schritt nach rechts und streckte die Hand nach dem Wandregal aus. Dort stand die Laterne und dort lagen auch Streichhölzer.

      »Immer dasselbe – tagaus, tagein«, sagte Antonio mürrisch, als er das Streichholz an den Docht der Lampe führte. »Nie eine Abwechslung, nie etwas anderes.«

      Die Lampe brannte, er schlurfte durch den Gang bis zur Heukammer, hängte die Laterne an den Haken und öffnete im Schnauben seiner sieben guten Pferde, die ihn freudig begrüßten, die schiefe Brettertür.

      Als er die Kammertür aufzog, sah er den Mann mit dem Revolver in der Faust grinsend vor sich stehen.

      Antonio Palucco bekam einen derartigen Schreck, daß er einen vollen Schritt zurückprallte und so dem zweiten Mann entgegenkam, der bis jetzt in der Box gegenüber und in seinem Rücken zusammengekauert neben dem Rostbraunen gesteckt hatte. In diesem Moment wußte Antonio, daß es endlich einmal eine Abwechslung seines eintönigen Lebens geben würde. Die erste Abwechslung erfuhr er in der nächsten Sekunde.

      Der Mann hinter ihm hatte bereits ausgeholt, machte einen Satz und schlug dem dürren Antonio Palucco die geballte Faust in den Nacken.

      Der fürchterliche Hieb ließ den Pferdehändler auf der Stelle zusammenbrechen. Vor seinen Augen tanzten Sterne und Sonnen, ehe er in den Gang stürzte und wie tot liegenblieb.

      *

      »Ist er nicht ein freundlicher Mensch?« fragte Mort Dillon grinsend. »Sogar das Wasser hat er mitgebracht, als hätte er gewußt, daß wir es brauchen würden, um ihn munter zu machen. Sage nur, er ist kein freundlicher Pilger, Bruder!«

      »Das ist er«, versicherte Charly glucksend. Wenn er einmal selbst keine Prügel empfing, war es ihm eine reine Freude, andere zu verdreschen, und er reichte seinem großen Bruder kichernd den Eimer. »Kann ich das nicht machen?«

      »Nein«, antwortete Mort mürrisch. »Das muß man verstehen. Du kannst nicht mal einen Eimer Wasser richtig über jemand ausgießen. Das muß man ganz langsam machen – gaaanz laaangsaaam!«

      Charly stülpte beleidigt die Lippen auf. Immer durfte er nur arbeiten…

      Mort Dillon hob den Eimer langsam an, schwenkte ihn vorsichtig und ließ das Wasser in einem dünnen Strahl über den Eimerrand laufen. Es rieselte auf den Hinterkopf und den Nacken Antonio Paluccos herunter. Der Eimer wanderte hin und her, so daß sich der dünne Strahl nicht auf die gleiche Stelle ergoß.

      »Siehst du«, sagte Mort. Er grinste schon wieder. »So macht man das – davon wacht er garantiert auf. Das ist sozusagen eine Lebenserweckungsmedizin. Sieht verkommen aus, der Kerl – genauso verkommen wie alles hier. Kaum zu glauben, daß es vor zweieinhalb Jahren einmal sauber und aufgeräumt gewesen ist, was? Der Stinkstiefel muß wohl gar nichts mehr getan haben, nachdem sein Alter starb. Vor dem hat er Respekt gehabt. Siehst du, er atmet schon wieder richtig!«

      Charly blickte neugierig auf Antonio herab, der jetzt tief und röchelnd durchatmete, dann die Arme bewegte, als wolle er durch seinen Gang schwimmen und schließlich mit den Beinen strampelte.

      Antonio Palucco zog die Beine an. Er schien aufstehen zu wollen, denn er stemmte nun auch die Hände gegen den Boden. Doch dann sank er mit einem kurzen Keuchen zurück und bewegte nur den Kopf. Antonio Palucco blickte nach links auf die Stiefel, nahm den Kopf immer weiter herum und ließ den

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