Wenn sie mich finden. Terri Blackstock
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„Ja, mach ich. Aber dann müssen wir dem Chef noch ein paar Geschichten über Dylan stecken. Nichts zu Offensichtliches. Nur hier und da einen Floh in sein Ohr – Dylans Inkompetenz, seine Krankheit … dass wir uns immer wieder bemühen, über seine offensichtlichen PTBS-Episoden hinwegzusehen.“
„Das hat schon nicht funktioniert, als du es in seinem Büro versucht hast. Dylan gibt sich zu kompetent. Ich fürchte, wir müssen uns etwas Subtileres ausdenken.“
„Jedenfalls müssen wir Zweifel an ihm säen.“
„Aber was ist mit der Suche nach ihr?“ Sy greift wieder zur Flasche, sinkt auf einen Sessel und zieht sich den Fußschemel heran. „Wir müssen sie finden. Ich kann nachts nicht mehr schlafen, solange sie frei herumläuft und uns die Hölle heißmachen könnte. Sie kann uns jederzeit auffliegen lassen. Ich bin kein Typ, dem es im Knast gut gehen würde, weißt du.“
„Halt den Mund. Du gehst nicht in den Knast. Und woher willst du wissen, dass sie was gegen uns in der Hand hat? Sie ist gerade auf der Flucht vor dem Gesetz. Das ist alles. Es bedeutet nicht, dass sie etwas weiß. Bis jetzt haben wir es doch geschafft, oder etwa nicht?“
Sy trinkt jetzt aus der Flasche. Ich stehe auf und gehe zu ihm rüber. Ich packe ihn am Kinn, gebe ihm einen leichten Klaps auf die Wange, hebe sein Gesicht zu mir hoch. „Hab ich dich vielleicht nicht reich gemacht? He? Sag mir jetzt nicht, das war alles nichts. Wir müssen uns mit so viel Dreck herumschlagen, wir sollten wie die Könige leben. Wir setzen an jedem verdammten Tag unser Leben aufs Spiel und für die meisten von uns reicht es nicht mal für ein neues Auto. Man schuldet uns das – und wir waren Manns genug, es uns zu nehmen. Wir haben nur genommen, was uns zustand.“
Sy befreit sich aus meinem Griff. „Vielleicht sind wir zu weit gegangen, Gordon. Diese Sache mit Andy Cox – seitdem stecken wir im Schlamassel … und dann erst Brent …“
„Jedes Mal, wenn du dich betrinkst, fängst du wieder an mit dem Gejammer über Cox. Es ist dreizehn Jahre her. Wir sind damit davongekommen.“ Ich packe ihn erneut am Kinn und blicke ihm mit zusammengepressten Zähnen direkt in die Augen. „Stecken wir gerade im Schlamassel? Hat man uns gefasst? Ist uns je etwas passiert?“
Sy windet sein Gesicht aus meiner Hand.
„Nein“, fahre ich fort. „Wir leben noch immer ein komfortables Leben. Und Casey Cox ist nur ein Niemand im Nirgendwo, der versucht, in Deckung zu bleiben. Sie kann mit niemandem reden. Und wir werden sie bald genug finden und der Sache ein Ende machen. Das ist alles. Sie kann ihrem ehrenwerten Kadaver von Vater in dem Grab Gesellschaft leisten, in dem er verrottet.“
„Aber selbst wenn er sie findet – oder wir –, wenn ihr irgendwas passiert, werden die Medien verrücktspielen. Sie haben die Geschichte jetzt auf dem Schirm.“
„Wenn wir jetzt die richtigen Infos streuen, wird das keine Rolle spielen.“ Ich gebe ihm einen Klaps auf den Schädel und setze ihm den Zeigefinger auf die Brust. „Du sorgst dafür, dass du einen klaren Kopf behältst, verstanden! Dieser Whisky macht einen Feigling aus dir. Wir haben diese Geschichte in der Hand, wir und sonst niemand. Du hast mir bisher vertraut und ich hab dich nicht enttäuscht. Alles, was wir getan haben, mussten wir tun. Wir haben unsere Sache gut gemacht, Sy.“
„Okay, Gordon. Schon kapiert.“
„Nein, du kapierst nicht. Sieh mich an.“ Ich packe ihn erneut am Kinn. Seine Augen sind blutunterlaufen. „Sieh. Mich. An. Sy. Vertraust du mir?“
„Die Dinge laufen uns aus dem Ruder, Gordon.“
„Vertraust du mir?“, beharre ich, diesmal lauter.
Wieder entwindet er sich meinem Griff und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund. „Ja, ich vertraue dir.“
„Dann machen wir es so. Und wir bleiben schön nüchtern und verfolgen unsere Strategie. Und wenn Casey Cox tot ist, können wir endgültig aufatmen.“
„Was ist mit Dylan?“
„Dylan ist verwirrt im Kopf, der wird einfach zur Tagesordnung übergehen. Vor allem, wenn wir ihm einen Job bei uns verschaffen. Das ist nämlich das, was er wirklich will. Der macht uns keine Schwierigkeiten.“
Als ich Sy schließlich wieder auf Spur gebracht habe, fahre ich nach Hause, in Gedanken beschäftigt mit unserer Strategie. Adrenalin pulsiert in meinen Adern, als ich mir die nächsten Schritte überlege, wie wir den Rest von Casey Cox’ gutem Ruf zerstören können. In so was bin ich gut. Ich mache es ja schon jahrelang. Und es bereitet mir sogar Vergnügen.
Im Gegensatz zu Sy schlafe ich in dieser Nacht unbeschwert.
11
Dylan
Wieder eine schlaflose Nacht. Meine Einschlafversuche sind unterbrochen von Zeiten vor dem PC. Schließlich gebe ich es auf und mache Kaffee, dann stelle ich den Fernseher an. Die Lokalnachrichten laufen gerade und als Brent Paces Foto auf dem Bildschirm erscheint, gehe ich näher an den Fernseher heran.
Die örtliche Polizei ist noch immer auf der Suche nach der mutmaßlichen Täterin, die in Georgia gesehen wurde, wo sie ein junges Mädchen und ihr Baby aus der Hand eines Kidnappers befreit hat. Heute erhielten wir aus einer anonymen Quelle Bilder vom Tatort des Mordes an Brent Pace, die dieses Verbrechen ins rechte Licht rücken. Der brutale Mord geschah bereits vor Monaten …
Die Moderatorin berichtet die Einzelheiten und dann wird das Bild eingeblendet, das man mir damals nicht überlassen wollte: Brents blutüberströmter Leichnam am Fuß der Treppe in seinem Haus.
Die Bilder werden nur kurz eingeblendet und sind stark verpixelt, aber die Moderatorin verkündet, wer mehr sehen wolle, könne auf die Website des Senders gehen. Sofort bin ich am Computer und rufe die Seite auf. Hier sind die Bilder, unverpixelt, blutig und brutal.
Ich spüre die Hitze in meinen Ohren, ein Brennen in meinem Rückgrat und Herzrasen, wenn ich daran denke, dass Brents Mutter diese Bilder zu sehen bekommt. Wie muss es sie verletzen, wenn sie zum Tagesgespräch bei allen Freunden und Bekannten werden. Ich weiß ohne Zweifel, warum sie gerade jetzt veröffentlicht werden. Das ist Keegans Methode, die Öffentlichkeit daran zu erinnern, dass Casey Cox keine Heldin ist, sondern ein Killer. Und ich weiß auch, wem man die Indiskretion anlasten wird.
Ich lasse den Fernseher laufen und stürme aus meiner Wohnung hinunter zu meinem Auto. Auf der Fahrt zum Polizeidezernat zittern mir die Hände.
Dort angekommen, laufe ich im Eilschritt über den Rasen und die Stufen zum Eingang hinauf. Ich nehme Kurs in Richtung von Keegans Abteilung, um ihn mir zunächst direkt vorzuknöpfen, aber dann besinne ich mich eines Besseren. Es ist sinnlos, ihn und Rollins direkt zur Rede zu stellen. Stattdessen gehe ich zum Büro von Polizeichef Gates weiter hinten im Gebäude und hoffe, dass ich ihn antreffe. Seine Sekretärin telefoniert gerade und ein weiterer Apparat klingelt. Ich höre ihn reden, er ist in seinem Büro.
Er hat bereits von den Bildern gehört und versucht gerade, sich aus der Sache herauszureden. Ich stecke meine zitternde Faust in die Tasche. „Ich muss ihn sprechen“, sage ich zu der Sekretärin. „Dylan Roberts.“ Bei diesem Namen sieht sie erschrocken hoch, legt den Hörer ab und geht zu seiner Tür. „Er ist hier“, sagt sie. „Dylan Roberts.“
„Dylan, rein mit