Wenn sie mich finden. Terri Blackstock

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Wenn sie mich finden - Terri Blackstock

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vielleicht verteidigen?“, fragt Swayze vorwurfsvoll.

      „Natürlich nicht, aber man kann nicht einfach die Fakten verdrehen, nur weil sie uns nicht passen. Sie ist berechnend, ja. Aber sie ist ganz sicher keine Psychopathin. Um dieses Mädchen zu retten, hat sie es riskiert, selbst gefasst zu werden.“

      Sofort erhebt sich von allen Seiten Protestgemurmel, aber ich sage laut und mit Nachdruck: „Vor allem müssen wir einen klaren Kopf bewahren, wenn wir ihr Profil erstellen. Zumindest habe ich das so gelernt. Sie ist, die sie ist.“

      Keegan stimmt mir zu, bevor irgendjemand anders etwas sagen kann. „Ja, er hat recht.“

      Verblüfft wende ich mich zu ihm.

      „Eine Psychopathin ist sie vermutlich nicht. Vielleicht hat sie sogar einen tiefen, fast zwanghaften Gerechtigkeitssinn. Vielleicht hat sie geglaubt, Brent hätte etwas Unrechtes getan und sie würde dieses Unrecht wiedergutmachen, indem sie ihn umbringt.“

      Alle lassen die Worte auf sich wirken. Ich sage nichts, bin aber höchst misstrauisch.

      „Ihre Mutter hat eine Zwangserkrankung, schwerer Fall. Vermutlich liegt etwas Derartiges in der Familie.“

      „Für eine genetische Vererbung von Zwangsstörungen gibt es keinerlei wissenschaftliche Belege“, werfe ich ein. Ich habe mich diesbezüglich bereits informiert. „Die Experten streiten sich da. Aber ihre Freunde und auch ihre Familie haben gesagt, sie hätten keine Anzeichen für eine Geisteskrankheit an ihr bemerkt.“

      „Hören Sie, was er da sagt?“, wirft Sy an den Polizeichef gewandt ein. „Er klingt geradezu wie ihr Verteidiger. Auf wessen Seite stehen Sie eigentlich, Dylan?“

      Ich schüttele den Kopf. „Ich bin kein Verteidiger. Ich klinge wie ein Ermittler, der Ihnen helfen will, den Fall so weit aufzurollen, dass man einen Verteidiger brauchen wird. Wollen Sie dafür solide Fakten oder nicht?“

      „Man hat Sie nicht eingestellt, damit Sie für uns die Fakten erhärten“, schnaubt Keegan. „Man hat Sie eingestellt, damit Sie Casey zurückbringen. Und sonst nichts.“

      Die Adern an meinen Schläfen pulsieren. „Ich bin kein Beutejäger. Ich bin Ermittler.“

      „Sie sind weder das eine noch das andere“, schreit Keegan.

      „Ruhe!“, donnert der Polizeichef. „Dylan arbeitet vollkommen im Rahmen seiner Befugnisse, wenn er Beweise sichert und Fakten recherchiert, um sie zu finden. Und offen gesagt, Männer: Von Ihnen hoffe ich, dass Sie besser informiert sind, als es gerade den Anschein hat. Lassen Sie also den Mann in Ruhe arbeiten. Dylan ist näher an sie herangekommen als Sie. Jim, ich stimme Ihnen zu, wir sollten Dylan weiter auf ihre Fährte setzen. Und ich weiß es zu schätzen, dass Sie die Mittel dafür bereitstellen.“

      Jim sieht mich aus müden Augen an. „Dylan, ich vertraue dir“, sagt er. „Ich will, dass du an der Sache dranbleibst.“

      „Danke“, antworte ich. „Ich werde dich nicht enttäuschen.“

      Keegan lehnt sich abrupt in seinem Stuhl zurück. „Das haben Sie bereits.“

      „Es reicht“, schnappt der Polizeichef. „Die Sache ist entschieden. Dylan, lassen Sie uns wissen, was Sie brauchen. Sie bleiben in Kontakt mit Keegan und Rollins – halten Sie sie auf dem Laufenden, falls Sie neues Beweismaterial finden. Und wenn Sie sonst noch etwas brauchen, wissen Sie ja, wie Sie mich erreichen können. Dieser Fall hat für mich Priorität und ich werde tun, was ich kann. Bringen wir das hinter uns.“

      Wir verabschieden uns alle. Jim bittet mich, noch kurz zu warten, damit er mir mein Honorar zahlen und mir noch einen Vorschuss für weitere Auslagen geben kann. Ich bleibe vor Jims Büro stehen, während er noch letzte Worte mit Polizeichef Gates wechselt. Schließlich kommt er heraus und reicht mir einen Scheck.

      „Ich bin froh, dass du die Sache weiterverfolgst, Dylan“, sagt er. „Dir kann ich es ja sagen: Keegan gefällt mir. Rollins ist vielleicht ein anständiger Kerl, aber er sagt nicht viel. Manchmal, glaube ich, riecht er nach Alkohol. Aber Detective Keegan … mit dem kann man wohl schwer zusammenarbeiten, was?“

      „Er hat eine eigenwillige Persönlichkeit“, antworte ich ausweichend. „Aber ich kann mit jedem zusammenarbeiten. Das geht schon in Ordnung. Ich denke, er hat ein höchstpersönliches Interesse daran, sie zu finden.“

      Er glaubt offenbar, ich rede von Keegans Ego. Wenn er wüsste, was Keegans wirkliches Interesse ist.

      „Ich möchte, dass du alles hast, was du brauchst“, sagt Jim. „Chartere dir einen Flieger, wenn es nötig ist. Ruf mich an, wenn du einen Flug brauchst. Und sobald du weißt, wo sie steckt, fährst du auf der Stelle hin.“

      Ich versichere ihm, dass ich das tun werde. Beim Hinausgehen frage ich mich, ob ich Jim nicht vielleicht die ganze Wahrheit hätte sagen sollen. Würde er mir glauben? Nein, natürlich nicht. Im Moment gibt es nichts, was ihn davon überzeugen könnte, dass das Mädchen, deren DNA man an der Leiche seines Sohnes gefunden hat, keine Mörderin ist. Warum sollte er Mitleid mit ihr empfinden? Und man kann nicht einfach Anschuldigungen gegen Polizisten vorbringen, ohne sehr viele stichhaltige Beweise dafür zu haben. Aber diese Beweise kann ich nur erbringen, wenn die Situation vorerst so bleibt, wie sie ist.

      Als ich über den Parkplatz zu meinem Auto gehe, fährt Keegan gerade davon. Der Blick, mit dem er mich durch das Fenster bedenkt, lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen. Ich setze die Sonnenbrille auf und tue so, als hätte ich ihn nicht bemerkt.

      5

      Dylan

      Keegans Blick beim Verlassen des Parkplatzes macht mich krank. Er ist ein gefährlicher Mann, und wenn er das Gefühl bekommt, dass ich nicht auf seiner Seite bin oder ihm seine Geschichte nicht abkaufe, bin ich beinahe schon so tot wie Brent. Ein paar Meilen entfernt vom Haus der Paces stoppe ich bei einem Burger King und öffne meinen Laptop. Ich melde mich beim offenen WLAN an und kopiere alle Dateien über Brent, die ich habe, auf den Stick, den Casey mir vor ein paar Wochen zugeschickt hat – den Stick, auf dem alle Daten waren, die Brent gesammelt hatte. Dann lösche ich die Dateien aus dem Postfach und von der Festplatte.

      Vom Stick kopiere ich die Dateien auf einen weiteren Stick. Dann fahre ich zu meiner Bank, miete ein Tresorfach und hinterlege den Originalstick dort. Ich nehme den Schlüssel mit und überlege, wem ich den geben kann. Wem kann ich vertrauen?

      Meiner Therapeutin? Ich könnte ihr sagen, falls ich ums Leben komme, soll sie das Beweismaterial ans FBI oder die Bundespolizei geben. Aber das klingt ein wenig paranoid, wie Mel Gibson in Conspiracy Theory. Ich will nicht, dass sie denkt, mein PTB-Syndrom habe ein neues Level erreicht.

      Ich könnte Hannah den Schlüssel geben, Caseys Schwester. Aber ich glaube, sie verfügt bereits über das Beweismaterial. Ich weiß, dass sie Casey schon einmal ein Päckchen geschickt hat. Und darin war vermutlich eben dieser Stick.

      Ich könnte ihn den Paces geben, aber ich bin mir nicht sicher, ob sie nicht früher oder später doch sehen wollten, was in dem Tresorfach ist.

      Nein, es gibt niemanden, dem ich genug vertrauen kann.

      Der Gedanke stößt mich fast zurück in die Depression, aber ich gehe mit Gewalt dagegen an. Ich kann mich da nicht hineinfallen lassen. Ich muss etwas tun. Irgendwann wird mir eine Idee kommen,

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