Sonderlinge, Außenseiter, Femmes Fatales. Michaela Lindinger

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sonderlinge, Außenseiter, Femmes Fatales - Michaela Lindinger страница 10

Sonderlinge, Außenseiter, Femmes Fatales - Michaela Lindinger

Скачать книгу

den k. k. Offizieren hatte vermutlich ein Drittel einmal im Leben homosexuelle Erfahrungen gemacht, bei den Mannschaften rechnet man mit etwa zwanzig Prozent. Die männlichen Darsteller der weiblichen Rollen bei Fronttheatergruppen sollen sehr begehrt gewesen sein. Erpressung und Verrat wegen homosexueller Handlungen hatten in militärischen und vergleichbaren Kreisen eben nichts mit der »neuen Zeit« zu tun, sondern ganz im Gegenteil eine lange Tradition. Zu dieser gehörte eine Art »Scheintoleranz«, das heißt, Insider waren informiert, nur an die Öffentlichkeit durfte nichts dringen. Trieb es ein Kamerad zu bunt, wurde er zum Beispiel im Jahr 1890 ermahnt, »sich der Theilnahme an Liebesmahlen« und des »intimen Verkehrs mit jüngeren Offizieren« zu enthalten (nach Helmut Neuhold). Uneinsichtige wurden »aus gesundheitlichen Gründen« versetzt (etwa nach Czernowitz, nicht nach Salzburg!), pensioniert oder in eine »Ehe zum Schein« gezwungen.

      So gesehen hatte es Luziwuzi noch ganz gut erwischt. Soldatenuniformen für ihn selbst, silberne Livreen für seine Dienerschaft und goldene Räder für die Equipage waren zwar gestrichen, doch wurde er trotz dieser Degradierungen mit größter Achtung und Höflichkeit behandelt. Niemand ließ sich anmerken, dass »etwas geschehen« war. Franz Joseph aber blieb unerbittlich. Rückkehrgesuche nach Wien wurden abschlägig beschieden.

      Daraufhin sei der ohnehin schon schrullige ältere Mann immer wunderlicher geworden. Angrenzend an das Schloss Kleßheim befand sich die Landesheilanstalt für Geisteskranke, deren ärztlicher Leiter Ludwig Viktor wohl gesinnt war und ihn in diesem Sinn behandelte. Der ehemalige Erzherzog Leopold Wölfling schrieb in seinen Memoiren: »Ich war damals in Salzburg und sah Ludwig Viktor oft. Wenn ich ihm begegnete, lächelte er sonderbar, und seine Blicke begannen umherzuirren. Er machte auf mich den Eindruck eines Menschen, der dem Irrsinn nahe ist.« Nach und nach war der Kranke ein entmündigter Gefangener geworden, über den 1915 die Kuratel verhängt wurde. Er war dem Kaiser, der unbotmäßige Leute gern der Psychiatrie überantwortete, zu lange auf die Nerven gegangen. Auch nach Franz Josephs Tod änderte sich für den Exilierten nichts. Es war Krieg und ganz andere Dinge hatten Ende 1916 Priorität. Der Journalist Max Reversi bedauerte, dass Ludwig Viktor »nicht die Kraft Ludwigs II.« aufwenden konnte, der »seinen Peiniger Dr. Gudden wirklich erdrosselt hat«. »Nur einmal, als einer der diebischen Verwalter mit einer gestohlenen Fuhre Holz an ihm vorbeikam, ohne zu grüßen, erhob er seinen Regenschirm gegen ihn; mehr brachte er nicht fertig« (Max Reversi).

      Der 76-jährige Ludwig Viktor Habsburg-Lothringen war schon lange kränklich und erlag schließlich in der Zeit der Spanischen Grippe einer Lungenentzündung. Nichte Marie Valerie, Elisabeths Lieblingstochter und unermüdlich in familiären Belangen, stand als einzige Habsburgerin am Sterbebett ihres Onkels. Als jüngster Sohn von Erzherzogin Sophie hatte er die Monarchie überlebt, um ein paar Monate. Die Tragödie eines Außenseiters aus den allerbesten Kreisen war am 18. Jänner 1919 vorüber. In der Ersten Republik hätte es ohnehin keinen Platz mehr gegeben für die künstliche, parasitäre Spezies, der der Party-Erzherzog angehört hatte.

      »Ergriffen«, wie er selbst schrieb, betrat Edmund Glaise-Horstenau 1943 noch einmal die »altbekannten Räume« im Schloss Kleßheim. Er war in Begleitung des kroatischen Faschistenführers Ante Pavelić, den er in Kleßheim, nun Hitlers Gästehaus, unterzubringen hatte. Dem »armen Fürstensohn« (Edmund Glaise-Horstenau) hatte der höchstwahrscheinlich homosexuelle Militär bis zu seinem unrühmlichen Ende im Lager Nürnberg-Langwasser die Treue gehalten. Seine Zusammenkünfte mit Ludwig Viktor waren für ihn »immer eine schöne Sache« gewesen.

      image Der Aufsteiger-Baron Franz von Wertheim, um 1875

      Für den in Krems geborenen und von Franz Joseph für besondere wirtschaftliche Verdienste geadelten Tresor- und Kassenfabrikanten Baron Franz von Wertheim war es Anfang der »goldenen« 1860er-Jahre von Bedeutung, genau gegenüber von Ludwig Viktor zu wohnen. 1879 stand er vor seinem Ferstel-Palais am Schwarzenbergplatz, um den Makart-Festzug zu Ehren des Kaiserpaars aufzuhalten. Er wollte Fotos machen. Sehr junge Schauspielerinnen debütierten im privaten Wertheim-Palasttheater, wobei das Bühnentalent wohl nicht ausschlaggebend war. Im Zweifelsfall konnte der Hausherr die Elevinnen gleich zum Nachbarn Luziwuzi hinüberschicken, wurde doch diesem eine Schwäche für Balletteusen nachgesagt – in seinen Jugendjahren. Wertheim sammelte Orden für seinen Frack wie andere Tabaksdosen, verfasste ständig Eingaben für diese oder jene Auszeichnung, von der er meinte, sie verdient zu haben und trug das viele Blech bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit, was eine Menge Spott, Hohn und Arbeit für die Karikaturisten der Stadt bedeutete.

      image Das Palais Wertheim am Schwarzenbergplatz, Ende 1860er-Jahre

      Die Platzierung des Wertheim-Palastes just gegenüber von Ludwig Viktor verzieh der darob höchst erzürnte Erzherzog dem Parvenu-Baron übrigens nie.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQEBLAEsAAD/4RXdRXhpZgAATU0AKgAAAAgABwESAAMAAAABAAEAAAEaAAUA AAABAAAAYgEbAAUAAAABAAAAagEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAMAAAAcgEyAAIAAAAUAAAAfodp AAQAAAABAAAAkgAAANQAAAEsAAAAAQAAASwAAAABR0lNUCAyLjguMTAAMjAxNTowNDoyMiAxNTox Njo0OQAABZAAAAcAAAAEMDIxMKAAAAcAAAAEMDEwMKABAAMAAAAB//8AAKACAAQAAAABAAAGvKAD AAQAAAABAAAKJgAAAAAABgEDAAMAAAABAAYAAAEaAAUAAAABAAABIgEbAAUAAAABAAABKgEoAAMA AAABAAIAAAIBAAQAAAABAAABMgICAAQAAAABAAAUowAAAAAAAABIAAAAAQAAAEgAAAAB/9j/4AAQ SkZJRgABAQAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0aHBwgJC4n ICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIyMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCADEAIIDASIAAhEBAxEB /8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQAAAF9AQID AAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3ODk6Q0RF RkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWmp6ipqrKz tLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEAAwEBAQEB AQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSExBhJBUQdh cRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElKU1RVVldY WVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3uLm6wsPE xcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDxKloopDEpaKSg ApaKSgBaSlooASlFJ3pwoAeoq5bx7jzVRKuQtjBAoAh1BWdjGpOF7D1pdOgkaRAYw4z0zW3ZaBd6 tZz3MMHmpG3zbT84+nr9K1vDmjPb3atMEktj1JbYy/gaAOi06Oz07T4TKDAX6ZPB/H1pmtarFHp7 GGbbMnXPeofGttdW2lJJCjTWZYEmMZC/XHT61w+qapb3FsvkBhkcqf4aYF7/AIS5P47GJn/iJHU0 VzItbhgCIzg89KKQENFJS0AFFJRQAtFJS0AJRRS0AJThTTThQBInWrUeT0qvGOatxjjFAHf/AA61 m0smubS4lCPKcrv6MPT6129x4TsdZYnJQk5BRsA145pFvbz6jFBdD91IdpIOMZ6H88V6qnhDU5vD ENxYatcRuhbkOd20HA570wKOreFdf0O0lltLozwquQjjII7jBrgJrLTdRlkl2mGcvuKk7fqPqD+e a9O0u18aXTCymu9tqF2tPMd5YewrO1jwMts5kMmX9VH3qAOI/sVP+erD23UV1K+FVKAkHJHNFAjy KiiikMWiiprWzuL2XyraIyPjJA7CgcYuTtFXZHHE8pIjUsRjOPrj+Zpwt5SM7DycDPc5xx61pR6J rMRJjtmUn0df8ad/Y+tcf6MeDuHKcHOeOeKdjpWFqW1hL7jLW3mY4CHkgfiRkUnkyHOFJwCxxzxn Ga1l0nXV6QP1B++vbHv7CkGj62BgWxAwQcFOhz7+5p2H9VqfyS+4ylglcqFjJLYwAOuc/wCBp628 u0NsOPrzWj/YutYA+zNhRgfMvv7+5p50jW2JLW7ZJzncmf50WBYWp1hL7iisEqn5kK4HJJxVyKCX aWK8DBPPr0qZNK1njdAxx

Скачать книгу