Ein Wagnis aus Liebe. Susan Anne Mason

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Ein Wagnis aus Liebe - Susan Anne Mason

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was war Ihr eigentlicher Plan, als Sie hier angekommen sind?“

      Nun wurde Grace wieder nervös. „Ich hatte von Pastor Burke und dem Einwandererprogramm gehört, also habe ich ihn direkt aufgesucht. Man sagt, er gibt sich größte Mühe, Neuankömmlinge zu unterstützen.“

      „Das klingt nach einem guten Verbündeten“, gab Andrew zurück, legte seinen Kopf schief und spitzte die Lippen. „Wenn ich so direkt sein darf, was ist mit einem Partner? Es gibt keinen Ehemann oder einen Anwärter, den sie zurückgelassen haben?“, fragte er, während sein Blick zu Graces ringloser Hand wanderte.

      Diese Frage überraschte Grace sehr und ein wenig entrüstet antwortete sie: „Ich denke nicht, dass das hier irgendeine Rolle spielt.“

      Beschwichtigend hob Andrew die Hände. „Bitte verzeihen Sie. Ich wollte damit nicht in Ihre Privatsphäre eindringen, ich möchte nur sicherstellen, dass es keinen Grund für Sie gibt, Kanada bald wieder zu verlassen. Dass nicht irgendein Mann hier auftaucht und Sie zurück nach Hause zitiert.“

      Graces Puls raste und ihr war durchaus bewusst, wie aufgeregt sie wirken musste, also atmete sie einmal tief durch, bevor sie weitersprach. „Ich kann Ihnen versichern, dass ich völlig ungebunden bin. Es gibt auch niemanden, der einfach hierherkäme, um mich zurückzuholen.“

      Nun stieg auch Andrew Hitze ins Gesicht und er entschuldigte sich. „Ich bitte nochmals um Verzeihung, ich wollte Sie nicht in eine unangenehme Situation bringen, aber ich musste fragen.“

      Grace nickte kurz und Andrew räusperte sich.

      „Ich kann also davon ausgehen, dass Sie vorhaben, in Kanada zu bleiben?“

      Erneut zögerte sie. Was hatte sie vor? Bisher hatte Grace nicht weiter in die Zukunft gedacht als bis zu diesem Gespräch. Sollte sie die Stelle jedoch bekommen und eine Bindung zu ihrem Neffen aufbauen können, würde sie auch so lange wie nötig bleiben. „Ich hoffe es, ja.“

      „Sehr gut. Ich würde nicht zulassen, dass der Kleine sich an eine Vertrauensperson gewöhnt, nur um erneut von ihr verlassen zu werden. Nicht, nachdem er schon seine Mutter verloren hat.“

      Bei diesen Worten spiegelte sich Trauer in Andrews Gesicht wider.

      „So etwas wäre mir nie in den Sinn gekommen, Mr Easton“, sagte Grace mit fester Stimme. Gleichzeitig kämpfte sie gegen die in ihr aufkommenden Gefühle an und ergänzte: „Kinder sind ein wertvolles Geschenk, um das wir uns kümmern dürfen.“ Schließlich war das alles, was sie wollte: für ihren kleinen Neffen da sein und ihn lieben – so wie es auch Rose getan hätte.

      „Das sind sie“, erwiderte Andrew und ein Lächeln löste seine Sorgenfalten ab. „Und bitte nennen Sie mich doch Andrew. Immer, wenn mich jemand mit Mr Easton anspricht, suche ich im Raum nach meinem Vater.“

      „In Ordnung, Andrew“, gab Grace mit einem Lächeln zurück.

      Langsam entspannte sie sich, doch zugleich schämte sie sich auch ein wenig. Andrew schien ein guter Mensch zu sein. Bestimmt hätte er Verständnis für ihre Situation. Das Ehrlichste wäre, ihm die Wahrheit zu erzählen. Sie sollte dieses Lügenspiel beenden und klarstellen, dass sie Christian in guten Händen wissen wollte.

      Während sie darüber nachdachte, biss sie sich auf die Lippe und spielte mit dem Griff ihrer Handtasche.

      Aber was, wenn Andrew doch nicht so freundlich war, wie er schien? Was, wenn er in Zorn ausbräche, sobald sie ihre falschen Vorwände preisgab? Was, wenn plötzlich Mr Easton auftauchte und sie aus dem Haus schickte, bevor sie alles aufklären konnte?

      Das würde bedeuten, ihren kleinen Neffen ein für alle Mal hierzulassen und allein nach England zurückzukehren. So würde sie nie ein Teil seines Lebens werden.

      Es war einfach zu riskant. Zu viel stand auf dem Spiel. Ihr Plan war nicht sonderlich ehrlich, aber doch ihre einzige Möglichkeit, redete sie sich ein.

      Dann hob sie wieder ihren Blick und bemerkte, dass Andrew sie beobachtete.

      Schnell schaute er wieder auf die Papiere vor ihm und räusperte sich, bevor er weitersprach: „Ich bin ehrlich mit Ihnen, Grace. Ich werde Ihnen nicht verheimlichen, dass meine Mutter und ich schon Dutzende Gespräche mit Bewerberinnen geführt haben. Viele davon waren hoch qualifiziert, doch immer gab es den einen oder anderen Charakterzug an ihnen, der mir nicht gefallen hat. Ich suche eine junge, kraftvolle Frau, die genug Energie hat, um mit Christian zu spielen, aber auch, um sich durchzusetzen, wenn nötig. Eine Frau, die ihm ein guter Mutterersatz wäre“, sagte er und wirkte, als müsste er seine Gedanken ordnen.

      Das war Graces Gelegenheit. „Darf ich Ihnen eine Frage stellen?“

      „Natürlich.“

      „Sie sind nicht verheiratet, oder?“

      „Richtig.“

      „Und was ist, wenn Sie eines Tages heiraten?“ Wenn er ihr Fragen über die fernere Zukunft stellen konnte, dann auch sie.

      „Machen Sie sich Sorgen darüber, wie sicher diese Stelle ist?“

      „Ja, sozusagen.“

      „Wenn es so weit ist, hoffe ich natürlich, dass meine künftige Frau Christian genauso lieben wird wie ich und dass sie ihm eine gute Mutter sein möchte. Doch eine Heirat wäre nicht unbedingt auch das Aus für ein Kindermädchen. In unseren Kreisen sind Kindermädchen oder Gouvernanten keine Seltenheit.“ Dann hielt Andrew inne. „Wie dem auch sei, sollte es tatsächlich dazu kommen, dass wir Ihre Dienste nicht länger benötigen, würden wir Sie das natürlich rechtzeitig wissen lassen und Sie angemessen entschädigen.“

      „Das klingt gerecht.“

      Nach diesem letzten Kommentar stand Andrew auf und kam um den Tisch zu ihr herum. „Also gut, Grace. Ich werde mich noch mit meiner Familie besprechen müssen und Ihnen dann Bescheid geben, wie wir uns entschieden haben. Wie kann ich Sie am besten erreichen?“

      „Am besten hinterlassen Sie wieder eine Nachricht bei Pastor Burke.“

      „Sehr gut. Dann wäre es das erst einmal“, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen. „Vielen Dank, Grace. Wir melden uns baldmöglichst.“

      Andrew schien nett und vertrauensvoll zu sein. Und auch als sie ihm die Hand gab, hatte sie ein gutes Gefühl dabei. Sie bedankte sich und wurde hinausgeführt.

      Auch wenn Andrews Identität Grace zunächst überrumpelt hatte, hatte sie das Gespräch doch ganz gut bewältigt, dachte sie beim Hinausgehen. Nun lag alles in Gottes Hand und sie musste die Entscheidung der Eastons abwarten und akzeptieren. Immerhin schien ihnen der kleine Christian viel zu bedeuten. Das war gut. Und doch wäre es vorteilhaft, im selben Haus zu wohnen, um die Situation wirklich einschätzen zu können. Ob sie ihn wohl einfach an ein Kindermädchen abgeben und sich dann nicht weiter um ihn kümmern würden? Oder sahen sie ihn als echtes Familienmitglied an?

      Diese und weitere Fragen schwirrten Grace durch den Kopf. Erst die Antworten darauf würden ihr Frieden über Christians Zukunft in dieser Familie bringen.

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      Als Andrew die Tür hinter Grace schloss, atmete er laut hörbar aus. Er hätte nicht gedacht, dass er

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