Ein Wagnis aus Liebe. Susan Anne Mason

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Ein Wagnis aus Liebe - Susan Anne Mason

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er nicht mehr so genervt war. Paul Edison hatte ihn zu einem ungeplanten Treffen gerufen, was seinen Terminplan für den heutigen Tag ganz schön durcheinanderbrachte. Eigentlich hatte Andrew gehofft, schnell mit seinen Aufgaben fertig zu werden und dann etwas früher nach Hause gehen zu können. Beim Gespräch mit einem potenziellen Kindermädchen heute Nachmittag wollte er gern dabei sein, aber diese unerwartete Unterredung bedeutete wahrscheinlich das Aus für seinen Plan.

      Was hatte Edison sich wohl dieses Mal ausgedacht? Aller Wahrscheinlichkeit nach etwas, das Andrew vor seinem Vater bloßstellte. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, rückte seine Brille zurecht und trat ins Büro.

      Sein Vater und Edison waren bereits da und Edison saß so selbstsicher auf dem Stuhl, als gehörte das Hotel bereits ihm. Mit seinen nach hinten gegelten blonden Haaren und den hellblauen Augen war er ein gefährlicher Gegner: hübsch genug, um den Frauen den Kopf zu verdrehen, und clever genug, um auch die Männer auf seine Seite zu ziehen.

      „Andrew, komm doch herein. Paul und ich haben gerade über einen Vorschlag gesprochen und hätten gerne deine Meinung dazu.“

      Pauls arroganter Blick holte schlechte Erinnerungen an Frank hoch. Er war immer Vaters Goldjunge gewesen, sein ganzer Stolz. Der, der nie einen Fehler gemacht hatte.

      „Warum hast du nur so wenig von deinem Bruder?“, hatte ihm sein Vater früher häufig vorgeworfen. „Wenn du dich mit Kunden unterhältst, musst du ihnen das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein. Beobachte Frank und tu es ihm gleich.“

      Sein Vater hatte nie verstanden, dass Andrew einfach nicht so gesellig war wie Frank. Während Frank sich stets danach sehnte, im Mittelpunkt zu stehen, bevorzugte es Andrew, im Hintergrund zu bleiben; am liebsten arbeitete er diskret und unauffällig. Und sosehr Franks Abkehr von der Familie ihn auch verletzt hatte, etwas Gutes hatte sie auch: Wenigstens wurde Andrew so nicht länger mit ihm verglichen und für weniger gut befunden. Naiverweise hatte Andrew gedacht, die Aufmerksamkeit seines Vaters galt nun ihm. Endlich sah er die Chance, seine Anerkennung zu gewinnen – doch diese Illusion zerbarst in dem Moment, als Paul zum Juniormanager ernannt wurde.

      Mit diesem Gedanken im Kopf setzte sich Andrew. „Worum geht’s?“, fragte er knapp und hoffte nur, dass es sich nicht als eine kostspielige Investition herausstellte.

      „Das lasse ich besser Paul erklären“, entgegnete ihm sein Vater, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und faltete erwartungsvoll die Hände vor dem Bauch.

      Paul stand auf und strich sein Jackett glatt, als bereite er sich auf eine große Rede vor. „Folgendes ist unsere Idee: Jetzt, wo der Krieg seit über sechs Monaten beendet ist, wird es Zeit für eine Feier. Ich denke da an eine Gala – eine Siegesfeier, wenn man so will. Dem erfolgreichen Kriegsausgang zu Ehren.“ Je länger er redete, desto enthusiastischer wurde er. „Wir könnten einige der wichtigsten Veteranen des Landes einladen und ihnen im Rahmen einer großen Verleihung irgendeine Auszeichnung zukommen lassen. Und für diese Veranstaltung nehmen wir natürlich teuren Eintritt, den aber jeder gern zahlen wird, da es schließlich um eine gute Sache geht“, erklärte er selbstsicher und mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. „Das ist die perfekte Möglichkeit, Menschen zusammenzubringen und ihnen wieder einen Grund zum Feiern zu geben. Das wird sie aufbauen. Und uns bringt es jede Menge Geld ein.“

      Andrews Magen zog sich zusammen. „Du willst tatsächlich die armen Soldaten für deinen unternehmerischen Ehrgeiz ausnutzen? Sie haben die Schrecken des Kriegs überlebt – Dinge, die wir uns nicht einmal vorstellen können.“

      Augenblicklich verfinsterte sich Pauls Miene. „Dass du dir nichts dergleichen vorstellen kannst, verstehe ich. Schließlich hast du die Zeit ja auch hier auf eurem schönen Familienanwesen verbracht, in Sicherheit. Aber ich habe den Krieg selbst schmecken gelernt. Und eines versichere ich dir, von Ausnutzen kann hier nicht die Rede sein.“

      Erneut biss sich Andrew auf die Zähne. Natürlich musste Paul Salz in die Wunde streuen und es Andrew vorhalten, dass er wegen einer körperlichen Einschränkung ausgemustert worden war, während er und die meisten anderen Männer seines Alters dem Vaterland gedient haben.

      „Die Einnahmen würden gleichermaßen geteilt werden“, setzte Paul unbeirrt fort. „Eine Hälfte geht an die Kriegsveteranen, die andere Hälfte ans Hotel. Somit profitiert jeder davon. Und wie bereits erwähnt, würde es die Gesellschaft auf eine ganz neue Weise zusammenschweißen.“

      „Ich finde den Vorschlag hervorragend“, schaltete sich nun Andrews Vater ein und lehnte sich über den Schreibtisch. „Und von dir erwarte ich absolute Kooperationsbereitschaft, Andrew. Wir müssen einen Termin festlegen, einige der anderen Angestellten mit an Bord holen, vor allem aber müssen wir ein Budget erarbeiten. Und hier kommst du ins Spiel. Ich möchte, dass du mit Paul zusammenarbeitest und ihr euch überlegt, wie viel Geld wir brauchen. Gib ihm so viel wie nötig, um diese Veranstaltung auf die Beine zu stellen.“

      Das war es also, wofür man ihn hierherzitiert hatte. Offensichtlich ging es seinem Vater in dieser Sache überhaupt nicht um Andrews Meinung. Die Veranstaltung war anscheinend beschlossene Sache, nur noch die Finanzen mussten geklärt werden. Verärgert stand Andrew auf und brummte nur ein kurzes „Gut“, bevor er sich zur Tür wandte.

      Aber Paul hob die Hand: „Halt – bevor du wieder gehst, ich habe da noch eine Idee.“ Widerwillig drehte Andrew sich noch einmal um. „Ich denke, Cecilia Carmichael wäre die perfekte Partnerin für dieses Projekt. Sie hat ein Händchen für Dekoration und kennt sich gut damit aus, derart Abendgesellschaften zu organisieren. Die unsrige wäre nur noch ein bisschen größer.“

      In Andrew brodelte die Wut. „Also bitte“, sagte er und stemmte seine Hände in die Hüften. „Wir haben durchaus kompetentes Personal für Veranstaltungsorganisation. Ich sehe absolut keinen Grund, warum Celia …“

      „Eine wunderbare Idee, Paul“, unterbrach ihn sein Vater. „Und ich bin sicher, wir werden es alle genießen, Cecilia mit dabeizuhaben.“

      Bevor Andrew ein weiteres Wort des Protests äußern konnte, klopfte es an der Tür und eine Sekretärin kam herein. „Es tut mir leid, Sie zu unterbrechen, Sir, aber da ist ein Anruf für Sie, Andrew.“

      „Danke, Martha. Ich bin sofort da“, erwiderte er und verabschiedete sich wortlos von den anderen beiden.

      Wenige Sekunden später schritt er über den Flur in sein Büro und atmete einmal tief durch, bevor er den Hörer abnahm. „Andrew Easton hier.“

      „Drew, ich bin’s, Ginny. Darf ich dich um einen Gefallen bitten?“

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      Während Grace die lange Auffahrt der Eastons entlanglief, spürte sie, wie sich ihr vor Aufregung der Magen verkrampfte. Erneut kam ihr der Gedanke, dass diese Idee auf so viele Weisen ein katastrophaler Einfall gewesen war, und doch war es ihre einzige Möglichkeit. Sie musste es wenigstens versuchen, das schuldete sie Rose. Und ihrer Mutter. Und selbst wenn sie die Stelle als Kindermädchen nicht bekommen würde, hätte sie immerhin einen Eindruck von Christians Zuhause gewonnen. Das wäre all die Aufregung wert, hoffte sie.

      Je näher sie dem Anwesen kam, desto langsamer wurden ihre Schritte. Nachmittägliche Schatten lagen über Haus und Grundstück und verliehen ihnen etwas Unheimliches. Aus der Nähe sah alles noch imposanter aus – zwischen ihrem kleinen Cottage zu Hause in Sussex und diesem herrschaftlichen Anwesen lagen Welten. Drei Stockwerke hohe Wände aus weißem Stein und ein opulenter Eingangsbereich, eingerahmt von zwei stattlichen Säulen. Einen Moment lang bewunderte Grace die aufwendigen Holzverzierungen an der Tür. Natürlich wollte sie keineswegs

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