Die ganz Großen. Georg Markus

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Die ganz Großen - Georg Markus

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Professor Dr. Julius Wagner-Jauregg ins Hotel kommen und beauftragte ihn, den Geisteszustand ihres Ehemannes zu untersuchen. Der spätere Nobelpreisträger setzte sich vorerst mit Girardis Hausarzt Dr. Joseph Hoffmann in Verbindung und ging gemeinsam mit ihm zur Wohnung des »Patienten«, den sie dort jedoch nicht antrafen. Und dann passierte das Unfassbare: Ohne den Schauspieler je persönlich gesehen, geschweige denn untersucht zu haben, stellte Professor Wagner-Jauregg die Diagnose, dass Girardi »vom Cocainwahn befallen, irrsinnig und gemeingefährlich« sei, und beantragte bei der Polizeidirektion dessen Einweisung in die Wiener Irrenanstalt Svetlin. Später rechtfertigte sich Wagner-Jauregg damit, er hätte sich »auf Dr. Hoffmanns Aussagen verlassen«. Jedenfalls beauftragte Polizeipräsident Franz Ritter von Stejskal mittels Fahndungsbefehl sämtliche Dienststellen, »den Schauspieler Alexander Girardi, wo immer er angetroffen werde, als gemeingefährlich festzunehmen«.

      Kurzfristig nahm die Tragödie jetzt eher komödiantische Züge an: Als der Ambulanzwagen mit zwei Wärtern vor Girardis Haus vorfuhr, trat gerade der Nachbar des Schauspielers – ein hochrangiger Staatsbeamter – auf die Straße. Wie so viele Wiener war auch er, mit Strohhut und elegantem Stock, à la Girardi gekleidet. Worauf der gute Mann von den beiden Wärtern in den Krankenwagen gezerrt und ins Privatsanatorium Svetlin eingeliefert wurde.

      Girardi, von Freunden rechtzeitig gewarnt, befand sich zu diesem Zeitpunkt bereits auf der Flucht. Er wusste: Die Einzige, die ihm helfen konnte, war seine Kollegin Katharina Schratt – mit der er in Jugendtagen kurzzeitig verlobt gewesen war.

      Die Burgschauspielerin und Vertraute des Kaisers erklärte sich bereit, Franz Joseph ehestmöglich von der Affäre zu informieren, und ließ Girardi, um ihn vor seinen Verfolgern zu schützen, in ihrem Gartenhaus in der Gloriettegasse übernachten. Am nächsten Morgen begrüßte Katharina Schratt den Kaiser mit den Worten: »Majestät, in Ihrem Staat geht es schön zu« und erzählte ihm von der Verfolgung Girardis.

      Da der gewissenhafte Monarch den umjubelten Theaterstar nicht voreilig »freisprechen« wollte, ordnete er die Einberufung einer ärztlichen Kommission an. »Wenn die konstatiert, dass er gesund ist, lass ich die polizeiliche Verfügung sofort aufheben«, sagte der Kaiser, »früher nicht.«

      Tags darauf wurde Girardi von einem Ärztekonsilium unter dem Vorsitz des Psychiaters Regierungsrat Dr. Hinterstoisser untersucht und für »völlig normal« befunden.

      Bald danach war der große Komödiant auch von Helene Odilon »geheilt«, die Ehe wurde am 16. Jänner 1896 geschieden. Girardi heiratete später noch einmal und verbrachte mit seiner zweiten Frau Leonie – der Adoptivtochter des Klavierfabrikanten Bösendorfer – zwanzig glückliche Jahre.

      Der »Fall Girardi« hatte in allen Teilen der Monarchie einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Wie war es möglich, dass ein Mann ohne ärztliche Untersuchung für geisteskrank erklärt werden konnte? Und wie schützt sich ein Betroffener, der nicht gerade über einen Draht zum Kaiser verfügt?

      Die scharfen Presseattacken auf die geltenden »Vorschriften des Irrenwesens« waren von Erfolg gekrönt: Franz Joseph verfügte mittels kaiserlicher Verordnung eine völlige Neuregelung des Entmündigungsverfahrens. Seit damals – und so blieb es bis zum heutigen Tag – ist ein Gerichtsbeschluss notwendig, ehe eine Person in eine Anstalt für Geisteskranke eingeliefert werden kann. Ein »Fall Girardi« könnte sich in dieser Form nicht mehr wiederholen.

      Helene Odilon wurde nach Bekanntwerden des Skandals gemieden, die Verbindung mit Baron Rothschild ging bald in Brüche. Die ehemals berühmte Schauspielerin verbrachte ihre späten Jahre in großer Armut. Girardi aber wurde durch die Affäre noch populärer.

      Am 15. Februar 1918 erfüllte sich sein lebenslanger Traum, als er in der Rolle des Fortunatus Wurzel in Raimunds Der Bauer als Millionär zum ersten Mal auf der Bühne des Burgtheaters stand. Doch er konnte die späte Ehrung nicht lange genießen. Nach wenigen Vorstellungen wurde der schwer zuckerkranke Schauspieler ins Spital eingewiesen, wo ihm das linke Bein amputiert werden musste. Er starb dort am 20. April 1918.

      »Seine angeborene Tragikomik lag darin«, meinte Anton Kuh in seinem Nachruf, »dass sich hinter seiner Spitzbüberei der Schmerz, hinter dem Schmerz die Spitzbüberei duckte, dass er in derselben Falte seines Gesichtes Spaß und Unglück stecken hatte.« Und noch einmal Felix Salten: »Es wird ein Wein sein und wir wer’n nimmer sein, ’s wird schöne Maderln geben und wir wer’n nimmer leben – niemand hat das so gesungen. Niemand, den wir noch hören können, wird das wieder so singen wie er.«

      Nach seinem Tod munkelte man hinter vorgehaltener Hand: Der Johann Strauß ist tot, der alte Kaiser ist tot – und jetzt ist der Girardi g’storben. Da wird’s die Monarchie a nimmer lang geben.

      Ein halbes Jahr später sollte sich diese düstere Prophezeiung bewahrheiten.

»DIE ANDEREN SIND AUCH VOM THEATER«
DER TEUERSTE RING DER WELT

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