Nur wenn ich lebe. Terri Blackstock

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Nur wenn ich lebe - Terri Blackstock

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      Mein Auto steht immer noch in Dallas. Kurz bevor Casey von Nate Trendall, einem Kinderschänder und Drogendealer, angeschossen wurde, hat sie es dort stehen lassen. Mein Freund Dex nimmt mich mit und setzt mich dort ab. Ich sehe mich nach Keegan oder Rollins um – den beiden Detectives, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Casey zu töten, bevor sie selbst die beiden auffliegen lassen kann. Aber ich kann sie nirgendwo entdecken. Das Auto steht auf der Rückseite des Hauses, in dem Casey angeschossen wurde. Von unserem Platz aus kann ich zwischen dem Haus der Trendalls und ihrem Nachbarhaus hindurch auf den Garten und die Einfahrt blicken. Es sind keine Polizeiwagen zu sehen. Ehrlich gesagt, sieht es so aus, als sei überhaupt niemand zu Hause. Auch der Truck, der im Garten stand und mehr als nur ein paar der kriminellen Machenschaften Trendalls aufgedeckt hätte, ist verschwunden. Ich hoffe sehr, dass die Polizei ihn abgeschleppt und ins Labor gebracht hat.

      „Du musst dir unbedingt ein neues Handy zulegen“, meint Dex, kurz bevor er davonfährt. „Keegan wird versuchen, dich unter deiner Nummer zu erreichen.“

      „Sie werden merken, dass es nicht dasselbe Handy ist, wenn sie mich nicht mehr darüber orten können.“

      „Trotzdem wissen sie nicht, was mit deinem alten Handy geschehen ist. Du kannst sagen, dass es kaputtgegangen ist oder du es verloren hast“, schlägt Dex vor.

      Ich verstehe Dex’ Besorgnis um mein Handy, schließlich habe ich es mit Panzerband an die Unterseite eines Sattelschleppers geklebt, um Keegan und Rollins von meiner Spur abzubringen. Hätte ich das nicht getan, wären Casey und ich jetzt vermutlich beide tot.

      „Es sollte möglich sein, das Handy zu ersetzen und trotzdem meine Nummer zu behalten“, sage ich.

      „Geh zu einem Handy-Geschäft. Die können dort deine Nummer innerhalb weniger Minuten übertragen. Wenn Keegan die Seriennummer oder was auch immer er braucht, um dich zu orten, nicht hat, dann gewinnst du damit etwas Zeit.“

      Dex fährt davon und ich mache mich auf den Weg zum Handy-Geschäft, um zu tun, was er vorgeschlagen hat. Keegan geht wahrscheinlich die Wände hoch, weil ich ihn auf die falsche Fährte geführt habe. Wie gerne hätte ich sein Gesicht gesehen, als er herausfand, dass er überlistet wurde.

      Kaum halte ich mein neues Handy in der Hand, muss ich dem Drang widerstehen, Casey auf ihrem Wegwerfhandy anzurufen oder ihr eine E-Mail über unseren geheimen Account zu schicken. Je seltener ich mich bei Casey melde, desto größer ist ihre Chance davonzukommen. Ich will nicht der Grund dafür sein, dass Keegan Casey erneut auf die Spur kommt.

      Stattdessen tue ich das, was Keegan vermutlich von mir erwartet, und rufe ihn an. Gleich beim ersten Klingeln hebt er ab: „Wo sind Sie, Dylan?“ Seine Stimme klingt scharf und wütend.

      „In Dallas“, antworte ich. „Mein Handy ist kaputtgegangen und ich war so sehr mit der Jagd nach Casey beschäftigt, dass ich es bis jetzt noch nicht ersetzen konnte.“

      „Das habe ich bemerkt“, sagt Keegan. „Sie haben den ganzen Spaß verpasst.“

      „Ich war schon vor Ihnen am Tatort“, sage ich, weil ich weiß, dass er auch darüber Bescheid weiß. „Direkt nach dem Schuss bin ich angekommen und sofort hinter Casey her. Nachdem ich sie nicht finden konnte, habe ich die Krankenhäuser abgeklappert und überall ihr Bild herumgezeigt. Ich wollte wissen, ob sie irgendwo ihre Schusswunde behandeln lassen hat.“

      Keegan zögert kurz, bevor er sagt: „Wir wissen bereits, dass sie in die Toilette einer Tankstelle gegangen ist. Bevor wir dort ankamen, war sie schon wieder verschwunden, aber auch ihre Blutspur endet dort. Entweder hat sie sich selbst genäht oder jemand hat sie dort abgeholt.“

      „Keine Ahnung“, sage ich. „Casey wirkt eher wie eine Einzelgängerin. Ich bezweifle, dass sie irgendwelche Freunde hat, die ihr zuliebe das Gesetz brechen würden.“

      „Ich traue ihr alles zu“, grummelt Keegan. „Ich traue Ihnen alles zu. Vielleicht sind Sie derjenige, der ihr geholfen hat.“

      Meine Nackenmuskeln verkrampfen und ich spüre, wie starke Kopfschmerzen meinen Hinterkopf hinaufkriechen. „Ich habe sie nicht entkommen lassen“, sage ich. „Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich auf der Suche nach ihr war.“

      „Wieso dachten die dann, Sie wären ich? Diese Leute, die Casey angeschossen haben.“

      „Ich habe nicht behauptet, ich sei Sie“, gebe ich zurück. „Als ich dort auftauchte, schien es, als hätten die Leute mich erwartet. Also, was hat es mit ihnen auf sich?“

      „Sie wurden von der Polizei in Dallas verhaftet“, sagt Keegan. „Können Sie das glauben? Endlich hilft uns jemand auf der Suche nach Casey und dann erschwert uns die Polizei in Dallas die Arbeit, weil sie wichtige Zeugen wegen irgendeines Kindesmissbrauchs einsperren.“

      „Irgendeines Kindesmissbrauchs?“, frage ich. „Meinen Sie den sexuellen Missbrauch eines siebenjährigen Mädchens? Die für Drogen verkauft wurde?“

      „Okay, diese Menschen haben es verdient. Trotzdem hat es unserem Fall einen Stoß versetzt. Als Zeugen sind sie jetzt jedenfalls nicht mehr zu gebrauchen. Zum Glück waren das nicht die einzigen. Caseys Arbeitskollegen, Leute, die sie mit diesem Cole Whittington in Verbindung bringen – Sie wissen schon, der Mann, der von der Klippe gefahren ist –, und Leute, bei denen Casey sich ein Zimmer gemietet hat, wollen ebenfalls aussagen.“

      Dass Casey absolut nichts mit Cole Whittingtons Tod zu tun hat, wage ich nicht, ihm zu sagen. Sie hatte versucht, dem Mann das Leben zu retten.

      „Die Trendalls sind also im Gefängnis? Und auch ihr Dealer? Alle?“, frage ich.

      „Habe ich doch gesagt.“

      „Und das Kind befindet sich bei Pflegeeltern?“, hake ich weiter nach.

      „Soweit ich weiß. Sind Sie auf dem Rückweg?“

      Meine mangelnden Schauspielkünste reichen nicht aus, um Keegan noch länger anzulügen. So schnell wie möglich muss ich das Gespräch beenden. Ich teile Keegan also noch ein paar Pläne mit, wie ich Casey in Dallas finden will, und er akzeptiert das. Offenbar hat er auch keine Lust, das Gespräch in die Länge zu ziehen. Er will niemanden außer Rollins um sich haben, wenn er Casey findet. Damit er mit ihr machen kann, was er will. Und dann wird er erzählen, dass sie bewaffnet war und auf die beiden schießen wollte und Rollins und er dazu gezwungen waren, Casey niederzustrecken.

      Nachdem ich aufgelegt habe, frage ich mich: Was würde ich tun, wenn ich Casey wirklich jagen würde? Wahrscheinlich würde ich den Detectives aus Dallas einen Besuch abstatten und so tun, als wüsste ich noch nichts über die Verhaftung der Trendalls oder den Verbleib der kleinen Ava. Wenn ich sonst nichts machen kann, dann kann ich wenigstens Caseys Sorge um das kleine Mädchen lindern.

      3

      Casey

      Ich weiß nicht einmal, in welcher Stadt ich mich gerade befinde. Trotzdem checke ich in einem No-Name-Motel ein und wechsle meinen Verband. Während ich mich auf dem Bett ausstrecke, läuft nebenher der Fernseher. Etwa alle Viertelstunde gibt es Nachrichten vom aktuellen Stand der Ermittlungen. Langsam wird es langweilig.

      Ich döse ein, bis mich eine Eilmeldung aus dem Schlaf reißt.

      „…mögliche Anklage gegen Casey Cox. Hören

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