Nur wenn ich lebe. Terri Blackstock

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Nur wenn ich lebe - Terri Blackstock

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für den Mord verwendet wurde. So haben wir sie beide geschnappt.“

      „Und dann wurden sie vor das Kriegsgericht gestellt?“

      „Darauf kannst du wetten. Sie sitzen noch immer ihre lebenslange Haftstrafe ab.“

      „Warum hast du dann keine Tafeln, Mann?“

      Seufzend lasse ich mich neben Dex aufs Sofa fallen. „Ich habe schon darüber nachgedacht, aber ich kann das nicht einfach hier herumstehen haben. Was, wenn Keegan oder Rollins hereinschneien? Ich hätte keine Möglichkeit, sie zu verstecken. Meine Wohnung ist einfach nicht groß genug. Und sollte einer von ihnen – Gott bewahre – herausfinden, was ich hier tue, dann könnten sie problemlos genug Beweise finden, um einen Durchsuchungsbefehl durchzubringen.“

      „Wie wäre es mit irgendetwas, das du zusammenrollen kannst? Etwas, das du nur dann herausholst, wenn du daran arbeitest? Zum Beispiel Papierrollen?“

      Wieder starre ich die Wand an. Könnte das funktionieren? „Ja, vielleicht“, sage ich.

      „Außerdem könntest du Fotos davon machen und sie Casey zuschicken, damit auch sie das Material überprüfen kann. Es könnte euch beiden helfen, endlich herauszufinden, was ihr noch braucht. Umso schneller gelangt ihr ans Ziel und Caseys Name kann reingewaschen werden.“

      Ich nicke. Mich nervt, dass meine Möglichkeiten für die Auflösung des Falls so eingeschränkt sind.

      „Wie geht es ihrer Schulter?“, fragt Dex.

      Wieder seufze ich und antworte: „Keine Ahnung. Sie nimmt meine Anrufe nicht entgegen.“

      „Hey, ich habe getan, was ich konnte. Aber es war definitiv nicht meine beste Arbeit.“

      „Du hast das großartig gemacht“, sage ich.

      Mit seiner gesunden Hand stemmt sich Dex vom Sofa hoch und zeigt mit seiner Hakenhand auf mich. „Auf geht’s.“

      „Wohin?“, frage ich.

      „Zum Schreibwarenladen. Wir werden schon etwas Geeignetes finden. Du brauchst dein Werkzeug, Alter, damit du endlich den Fall abschließen kannst.“

      „Okay. Lass uns gehen.“

      Wir machen uns auf den Weg in den Schreibwarenladen und besorgen verschiedene Dinge, die ich für meine Übersicht verwenden könnte. Ich lasse mehrere Rollen weißes Papier in meinen Einkaufswagen fallen. Dann greife ich nach einer Packung mit mehrfarbigen Markern.

      Dex hinkt mir hinterher. Während ich bezahle, fragt er: „Wirst du damit arbeiten können?“

      „Bestimmt, das ist eine Superidee! Wenn ich sie nicht benutze, kann ich die Papiere einfach aufrollen.“

      Dex grinst. „Junge, ich habe dich noch nie so begeistert über Bürokram gesehen.“

      Er hat recht. Ich kann es kaum erwarten, endlich nach Hause zu kommen.

      In meiner Wohnung beginne ich sofort damit, das Papier abzuwickeln und in lange Bahnen zu schneiden. Schließlich ist die gesamte Wand mit einer riesigen Arbeitsfläche bedeckt. Wenn ich aufhören will, kann ich die Papierbahnen zusammenfalten und in meinem Kofferraum verbergen. Dex ist ein Genie!

      Ich mache mich an die Arbeit und sichte alle Notizen und Beweise, die wir bereits gesammelt haben. Auf dem Papier trage ich zusammen, gegen welche Personen wir Beweise haben und welche als Zeugen dienen. Statt der Namen von Alvin Rossi und Gus Marlowe, die sich vor Keegans Leuten verstecken, trage ich die Namen der Städte ein, in denen sie sich zurzeit aufhalten – Jackson und GR für Grand Rapids. Sollte Keegan jemals meine Papiere entdecken, wird er die beiden wenigstens nicht aufspüren können.

      Nachdem Dex gegangen ist, arbeite ich noch den ganzen Tag weiter, sogar bis in die Nacht hinein. Ich liste auf, verbinde einzelne Punkte und kreise Überschneidungen ein. Ich drucke sogar Fotos aus und hefte sie mit Klebeband an die Stellen, wo ich sie brauche. Dann fotografiere ich die Wand und sende sie per E-Mail an Casey. Schließlich drehe ich mein Sofa und den Beistelltisch so um, dass sie auf die Wand zeigen, und setze mich hin. Die Füße lege ich auf dem Tisch ab und verschränke die Arme hinter dem Kopf. Ich starre auf die Wand. Mein Blick springt von einem Hinweis zum nächsten.

      Wir brauchen einen unwiderlegbaren Beweis, der Keegan und Rollins mit einem der Morde verbindet. Ich schaue auf die Namen der drei Menschen, die umgebracht wurden – Andy Cox, Brent Pace und schließlich Sara Meadows. Gibt es irgendeinen versteckten Hinweis? Bevor ich den nicht gefunden habe, kann ich nicht damit rechnen, dass Keegan und Rollins für diese Morde zur Rechenschaft gezogen werden. Wenn man ihnen nur Erpressung und Geldwäscherei zur Last legen kann, werden sie sich höchstwahrscheinlich irgendwie herausreden. Das ist einfach nicht genug.

      Mit dem neuen Ziel vor Augen mache ich mich wieder an die Arbeit. Ich gehe jeder Vermutung nach, die mir in den Sinn kommt. Casey verlässt sich auf mich. Also werde ich etwas finden. Ich muss!

      Spät in der Nacht döse ich immer wieder ein und schwebe zwischen Wachzustand und Schlaf – an dem Ort, wo verdrängte Erinnerungen liegen und nur darauf warten, wie unkontrollierbare Sprengsätze in die Luft zu fliegen. Hier erinnert mein Gehirn mich daran, wieso ich immer wieder versagen werde.

      Irgendwo an einem anderen Ort klingelt ein Telefon … Es ist das Zuhause meiner Kindheit, das wie ein Schlachtfeld aussieht. Was hat meine Mutter nun schon wieder getan?

      Ich nehme ab und höre ihr zu. Dann werfe ich mir meine Klamotten über und eile aus dem Haus. Immerhin hat sie von einem Notfall gesprochen. Ich wünschte, ich hätte mir wenigstens einen Thermosbecher mit heißem Kaffee mitgenommen. Doch der Weg zu der genannten Stelle ist nicht weit.

      Immer handelt es sich um einen Notfall. Ich habe zwei Explosionen überlebt, während meine Kameraden in Leichensäcken nach Hause gebracht wurden. Dennoch sind es die Dramen meiner Mutter, die mich in diesen Tagen auf Trab halten.

      Ich biege um eine Ecke und sehe sie. Offensichtlich hat sie ihr Auto in den Graben gefahren und stiefelt vor ihrem Wagen auf der Straße auf und ab, während sie wild auf ihr Telefon einredet. Auf der anderen Seite des Grabens befindet sich ein Parkplatz. Ich bremse ab, bis ich den Eingang entdecke, und biege ab. Meinen Wagen stelle ich direkt hinter ihrem verunglückten Auto ab. Auch als ich aussteige, brüllt sie ohne Unterlass in ihr Handy.

      „Mum!“, sage ich, doch sie hört mich nicht. „Mum!“, rufe ich jetzt. Sie wirbelt herum und lässt ihr Telefon fallen. Fluchend bückt sie sich danach und tritt dabei in den Matsch. „Warum hast du so lange gebraucht?“, fragt sie mich.

      „Bist du verletzt?“, frage ich zurück.

      „Sehe ich aus, als wäre ich verletzt? Hilf mir einfach mit meinem Wagen, damit ich so schnell es geht nach Hause fahren kann.“

      Hilflos starre ich von der anderen Seite des Grabens auf ihren Wagen. Die Vorderseite ist zertrümmert, die Motorhaube sieht aus, als hätte jemand sie zur Hälfte gefaltet. „Er wird nicht mehr fahren. Wir müssen einen Abschleppwagen kommen lassen.“ Ich sehe mich um. „Hast du die Polizei verständigt? War ein anderes Auto in den Unfall verwickelt?“

      „Keine Ahnung“, erwidert sie, ungenau wie immer. „Ich setze mich hinein und du schiebst von hinten, während ich Gas gebe.“

      Ich mache mich auf den Weg zu der Parkplatzeinfahrt und überquere den Graben, um auf ihre

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