Nur wenn ich lebe. Terri Blackstock

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Nur wenn ich lebe - Terri Blackstock

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ich.

      Der Anwalt sieht hinunter auf meine Bewerbung, nickt anerkennend und sagt: „Dann lassen Sie mich mal erklären, welche Aufgabe Sie übernehmen werden.“

      „Okay“, nicke ich.

      „Ich vertrete behinderte Klienten. Das Mädchen, das Sie vorhin gesehen haben, ist eine von ihnen. Wir verklagen Einrichtungen, die sich nicht an die amerikanischen Bestimmungen bezüglich behindertengerechter Ausstattung halten.“ Kurz hält er inne, kichert und fährt dann fort: „Bereits Hunderte Klagen sind überall im Land anhängig. Unglücklicherweise ist jedoch mein bester Ermittler vor Kurzem verstorben. Lungenentzündung, schlimme Sache. Hätte nie damit gerechnet.“

      „Das tut mir leid“, sage ich.

      „Jedenfalls müssen wir ihn ersetzen.“

      „Was tut denn so ein Ermittler?“, frage ich.

      „Ich brauche Sie, damit Sie solche Verstöße aufdecken. Vor allem Hotels, die keinen behindertengerechten Pool-Zugang haben. Das bringt am meisten Geld und ist am einfachsten zu finden.“

      Ich nicke. „Das heißt, ich soll die lokalen Hotels abklappern?“

      „Nein, Ma’am“, sagt er. „Nicht in echt. Sie können einfach Google Earth benutzen oder Google Maps. Suchen Sie sich einfach eine Stadt aus und zoomen Sie an jedes Motel heran, das in diesem Bereich verzeichnet ist. Wenn Sie keinen Poollifter daneben erkennen können, dann verklagen wir die Einrichtung.“

      „Wirklich?“, frage ich. „Ist das wirklich so einfach?“

      „Ja, in der Tat“, antwortet Mr Barbero. „Gesetz ist Gesetz.“

      Er tippt etwas in seinen Computer, woraufhin sich auf Google Earth das Satelliten-Bild eines Hotels mit Pool öffnet. Dann zoomt er näher heran und zeigt mir, wie ein Poollifter aussieht. „Das Teil ist rechteckig, so wie hier. Sollten Sie so etwas in der Art sehen, gehen Sie direkt zum nächsten Hotel über. Sehen Sie jedoch keinen behindertengerechten Zugang, dann rufen Sie das Motel an und fragen, ob sie dort einen Poollifter haben. Anschließend geben Sie mir den Namen des Hotels, die Adresse und Telefonnummer, damit ich sie im Namen eines meiner Klienten verklagen kann.“

      Ich erinnere mich an die Motels, in denen ich schon untergekommen bin. Nicht in einem davon habe ich einen Poollifter gesehen. Allerdings habe ich auch nicht darauf geachtet. „Das heißt … Sie müssen nicht unbedingt Besucher des Hotels sein, um es verklagen zu können?“

      „Genau. Das Gesetz erlaubt uns, jedes Motel zu verklagen, ohne jemals auch nur einen Fuß hineingesetzt zu haben. Wir dienen damit allen Behinderten.“

      Mein Blick bleibt an dem Satellitenbild hängen. „Ich glaube das schaffe ich.“

      „Sie brauchen bloß eine ordentliche Internetverbindung. Bezahlung erhalten Sie nach der Anzahl der Hinweise, die Sie mir geben. Je zehn Dollar pro Hinweis.“

      Es klingt wirklich einfach. Ob es das ist, werde ich wohl erst sehen, wenn ich es ausprobiert habe. „Ich kann sofort anfangen.“

      „Dann herzlich willkommen in Ihrem neuen Job“, sagt Mr Barbero und streckt mir seine Hand entgegen. Wieder schüttle ich sie und stehe auf. „Sie können mir die Hinweise einfach per E-Mail schicken. Behalten Sie die Anzahl aber im Auge, um sicherzustellen, dass Marge Sie dementsprechend entlohnt. Sie ist sehr zerstreut. Sie können auch persönlich vorbeikommen, wenn Ihnen das lieber ist, und die Daten bringen.“

      „Okay, das werde ich. Ich freue mich darauf, mit Ihnen zu arbeiten, Mr Barbero“, sage ich.

      „Wenn Sie nichts dagegen haben, können wir uns einfach duzen. Mein Name ist Billy. Wir legen hier nicht besonders großen Wert auf Formalitäten.“

      „Okay, Billy.“

      Lächelnd rollt er hinter mir her in das Empfangszimmer. „Danke, Marge“, sage ich.

      „Wann fängt sie an?“, fragt sie ihren Mann.

      „Jetzt. Ich glaube, sie ist ein richtiger Draufgänger. Guter Fang.“

      Ich fühle mich richtig gut, als ich das Büro verlasse.

      Während ich auf mein Auto zulaufe, entdecke ich das blinde Mädchen und ihren Hund. Sie warten immer noch auf dem Bürgersteig.

      Einer Eingebung folgend trete ich an sie heran und sage: „Entschuldigen Sie mich, ich habe vorhin mitbekommen, dass Sie Probleme mit Ihrer Mitfahrgelegenheit haben.“

      Ihre Augen wandern zu mir herüber, blicken aber links an meinem Gesicht vorbei. „Ja, das stimmt … Wer sind Sie?“

      „Mein Name ist Liana Winters“, sage ich voller Selbstbewusstsein, weil sie mein Gesicht nicht sehen kann. „Die Barberos haben mich eben als ihren neuen Ermittler eingestellt. Falls Sie noch immer auf eine Mitfahrgelegenheit warten, würde ich mich freuen, Sie mitzunehmen.“

      „Wirklich?“, fragt sie. „Das wäre fantastisch. Ich kann Sie auch dafür bezahlen. Bei Uber kann ich mir keine Mitfahrgelegenheit bestellen, weil ich die App nicht sehen kann. Eigentlich sollte ich Billy sagen, dass er Uber verklagen soll. Jedenfalls wollte ich dann ein Taxi rufen, aber Siri will nicht so wie ich.“

      Dann stellt sie mir ihren Hund vor, Butch. Er scheint friedlich zu sein, wenn auch hoch konzentriert. Ich führe die beiden zu meinem Auto, unsicher, wie viel Unterstützung sie dabei benötigen. Erst räume ich auf meinem Rücksitz auf und schmeiße meine Notfalltasche in den Kofferraum, damit Butch genug Platz hat. Anschließend öffne ich dem Mädchen die Tür. Sie scheint etwa in meinem Alter zu sein und ein freundlicher Ausdruck liegt auf ihrem Gesicht. Mir tut es leid, dass sie nichts sehen kann, aber gleichzeitig bin ich dankbar dafür, dass sie mich nicht sehen kann.

      Erst lässt sie den Hund auf die Rückbank und gleitet dann ohne Probleme auf den Beifahrersitz. Ich lasse mich auf den Fahrersitz fallen und frage: „Wohin?“

      Nachdem sie mir die Adresse genannt hat, fragt das Mädchen: „Wie war noch einmal Ihr Name?“

      „Liana Winters“, sage ich. „Und ein Du reicht vollkommen.“

      „Gerne. Mein Name ist Claire“, sagt sie.

      „Und du bist also eine von Billys Klientinnen?“

      „Jep. Er war ein Geschenk Gottes. Wir haben uns im Starbucks kennengelernt. Als er mich beim Kaffeebestellen gesehen hat, hat er mich angesprochen und gefragt, ob ich mir nicht etwas dazuverdienen möchte.“

      „Also arbeitest du auch für ihn?“

      „Nein, eigentlich arbeitet er für mich. Ich bin eine Klägerin. Das heißt, dass er manche Klagen in meinem Namen verfasst. Er hat eine ganze Liste mit Namen von behinderten Personen, deren Namen er verwenden kann. Dafür bezahlt er uns etwas.“

      „Oh.“ Für einen Moment bin ich still, weil ich mir nicht sicher bin, ob das legal ist oder nicht. Ich hoffe sehr, dass Mr Barbero sie nicht ausnutzt.

      „Ich kann mir vorstellen, dass wir damit überall behinderten Menschen helfen, weißt du? Die Prozesse machen es möglich, dass wir Zugang zu den unterschiedlichsten Dingen haben. Außerdem lässt es sich gut damit leben.“

      Ich

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