Nur wenn ich lebe. Terri Blackstock
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Читать онлайн книгу Nur wenn ich lebe - Terri Blackstock страница 14
Ich wiederhole meine Frage nach dem Poollifter.
„Wollen Sie reservieren?“, fragt er.
„Noch nicht“, antworte ich. „Ich wollte mich erst nach Ihrer Ausstattung erkundigen.“
Stille.
Ein unangenehmes Gefühl befällt mich und ich frage: „Also, haben Sie einen?“
Ich warte einen Moment. „Hallo?“, frage ich erneut und merke, dass der Mann aufgelegt hat.
Auf dem Zettel, den ich für Mr Barbero ausfülle, schreibe ich: „Hat aufgelegt, als ich fragte.“
Ein paar Minuten später versuche ich es erneut und frage die Frau, die abhebt, nach dem Namen des Besitzers. Sie gibt ihn mir und ich notiere ihn. Ob er jetzt wohl verklagt wird?
Anschließend rufe ich das zweite Motel auf meiner Liste an. Diesmal sagt die Person am Telefon: „Sehen Sie, ich weiß genau, was Sie da versuchen. Sie gehören zu einer dieser Google-Anwaltskanzleien, richtig? Wenn Sie eine Reservierung beantragen möchten, dann bitte. Wir werden dafür sorgen, dass ein Poollifter vorhanden sein wird.“
„Heißt das, dass Sie bis jetzt noch keinen haben?“, frage ich und bekomme ein mulmiges Gefühl.
„Wann würden Sie denn gerne kommen?“, will der Mann wissen. Als ich einen Moment still bin, sagt er: „Ich habe zwei Kinder im College. Haben Sie überhaupt ein Gewissen?“
Das erschüttert mich. Ich runzle die Stirn, weil ich mich für etwas verantwortlich gemacht fühle, von dem ich keine Ahnung habe. „Ja, ich … ich überprüfe doch nur …“
„Das ist kriminell!“, fährt der Mann fort. „Jawohl … ich habe einen Poollifter, okay?“
„Aber Sie sagten doch …“
„Verklagen Sie mich doch!“, brüllt er mich an. „Ich besitze einen Zehntausend-Dollar-Lifter. Verschwenden Sie ruhig Ihre Zeit mit mir, wenn Sie wollen!“
Nachdem ich aufgelegt habe, starre ich auf das Satelliten-Bild des Motels auf meinem Computer. Was war das eben? Habe ich mich in noch größere Schwierigkeiten gebracht?
Gerade als ich die Worte des Mannes notiere, ruft Claire mich an. Ich hebe ab. „Hey, Claire.“
„Liana?“, fragt sie. „Hör zu, ich weiß, dass es sehr spontan ist, aber ich frage mich, ob du mich nicht abholen könntest, damit ich ein paar Besorgungen machen kann.“
Ich werfe einen Blick auf meine Arbeit. Eigentlich könnte ich doch meinen Computer mitnehmen und die Google-Suche im Auto fortsetzen. Die Anrufe bei den Motels, die die Vorschrift nicht befolgen, werde ich einfach später nachholen.
Auf dem Weg zu Claire zieht sich mein Magen zusammen. Nachdem ich in ihre Einfahrt eingebogen bin, klingle ich sie an. Statt abzunehmen, kommt sie direkt aus dem Haus gelaufen, Butch an ihrer Seite. Zielstrebig läuft sie auf mein Auto zu, öffnet die Hintertür für Butch und setzt sich selbst zu mir nach vorne.
„Tut mir leid, dass ich mich so kurzfristig gemeldet habe“, sagt sie. „Aber du hattest dich als Fahrerin angeboten. Außerdem dachte ich, dass du etwas Geld gebrauchen könntest.“
„Stimmt“, sage ich. „Ist schon in Ordnung. Wohin soll es denn gehen?“
„Erst muss ich in den Drogeriemarkt und dann zur Bank.“
„Kein Problem“, sage ich und fahre zu der Adresse, die sie mir nennt. Vor dem Eingang halte ich an und lasse Claire und Butch aussteigen. Ich beobachte, wie sie sich an der Wand entlangtastet, bis sie bei der automatischen Schiebetür angelangt ist. Anschließend parke ich rückwärts in einer Parklücke ein, um sie beim Herauskommen nicht zu übersehen.
Claire meinte, sie würde etwa fünfzehn Minuten brauchen. Deswegen logge ich mich in dem internen WLAN des Geschäfts ein und recherchiere weiter. Diesmal finde ich sogar ein paar Motels mit einem Poollifter, dabei handelt es sich aber auch um größere Anlagen. Von den kleineren Motels hat keins einen Lifter. Ich notiere mir die Namen der Motels und ihrer Besitzer mitsamt Telefonnummer. Später werde ich sie anrufen, wenn ich weniger unruhig bin.
Als ich Claire entdecke, die aus dem Laden kommt, schließe ich meinen Laptop und öffne das Seitenfenster. „Hier bin ich“, rufe ich und Claire lässt sich von Butch zu meinem Wagen führen. Anschließend fahre ich sie zur Bank. Nachdem sie auch dort alles erledigt hat, möchte sie mich zum Mittagessen einladen.
„Sehr gern“, antworte ich, „aber nicht auf deine Kosten. Ich zahle für mich selbst.“
Claire schlägt ein kleines Café vor und bevor wir hineingehen, nehme ich unauffällig die Armschlinge ab. Während wir auf einen Tisch im hinteren Bereich des Cafés zusteuern, lasse ich meine Sonnenbrille auf. Vielleicht denken die Leute ja, dass ich auch blind bin. Ich wähle den Stuhl, der mit der Lehne zum Rest der Gäste zeigt.
„Das macht Spaß“, sagt sie. „Ich komme tagsüber nicht oft dazu, auswärts zu essen.“
Nachdem der Kellner unsere Getränke gebracht und Claire an ihrem genippt hat, fragt sie: „Und? Wie findest du es, für Billy zu arbeiten?“
„Ich bin mir noch nicht sicher“, gestehe ich und erzähle von dem Kerl am Telefon, der wissen wollte, ob ich ein Gewissen hätte. „Ehrlich gesagt habe ich ein wenig Mitleid mit dem Mann. Ich meine, irgendwie hat er mir das Gefühl gegeben, etwas falsch zu machen. Billy verklagt die Leute nicht einfach nur aufgrund dieser Informationen, oder? Ich meine, gibt er ihnen wenigstens eine Chance, die Dinge zuerst selbst zu regeln? Lässt er ihnen Zeit, um sich einen Poollifter anzuschaffen, bevor er mit dem Prozess vor der Türe steht?“
„Das sollte er wohl“, sagt Claire. „Meiner Meinung nach geht es doch vor allem darum, dass Unternehmen behindertengerecht ausgestattet werden, und nicht darum, ihnen einfach eine Klage um die Ohren zu hauen.“
„Aber Billy verklagt eine ganze Menge Leute, oder?“
„O ja, das tut er. Viele Unternehmen verstoßen gegen dieses Gesetz.“
„Also verwendet er deinen Namen, wenn er ein Unternehmen für etwas anklagt, das eine blinde Person beeinträchtigen könnte?“
„Genau. Ihm stehen mehrere Namen von Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen zur Verfügung und außerdem ist er selbst auf den Rollstuhl angewiesen. Allerdings bezweifle ich, dass er jede Klage in seinem eigenen Namen verfassen kann.“
„Bekommst du wenigstens einen prozentualen Anteil der gewonnenen Prozesse?“
„Nein, bloß eine Pauschalbezahlung. Ich habe keine Ahnung, was so eine Klage einbringt, oder was Billy dadurch bekommt.“
Was bedeutet, dass Billy sich Millionen in die eigene Tasche stecken könnte. Ich atme tief ein. „Ich weiß nicht. Ich fühle mich einfach so, als würde ich etwas Unehrliches tun. Vielleicht sogar etwas Illegales.“
„Es ist nicht illegal!“ Claires Stimme klingt jetzt gereizt. „Das Gesetz ist sehr spezifisch. Wenn es illegal wäre, dann würde Billy die Prozesse nicht gewinnen.“
„Aber trotzdem tue ich