Sweet Florida Keys. Klaus Barski

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Sweet Florida Keys - Klaus Barski cabrio

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lief ich hinter Krawitz her, zur Bühne und dann in das Herrenklo rein. Gott, hatte ich Angst! Das Herz klopfte mir bis zum Hals. Als wir uns in den engen Raum zwängten, bereute ich bereits, daß ich mitmachte. Gerne hätte ich auf alle Filme der Welt verzichtet, wenn ich eine Chance gehabt hätte, es rückgängig zu machen.

      Auf einmal klopfte jemand an die Tür.

      «Kommt raus, ihr Lümmel!» schrie eine Männerstimme. «Hab’ ich euch endlich, ihr Betrüger! Ich werde euch der Polizei übergeben.»

      Krawitz hatte natürlich eiserne Nerven. Er grinste mich an und sagte: «Pech gehabt. Aber das schmeißt einen alten Seemann noch lange nicht um.»

      Er riß die Tür auf, sprang raus, schubste den alten Platzanweiser zur Seite und rannte wie ein geölter Blitz davon.

      Mich aber schnappte der Mann und drehte mir den Arm auf den Rücken.

      «Einen von euch Tagedieben habe ich. Das wird ein teurer Spaß für dich! Einen Mordsärger wirst du bekommen», sagte der Alte mit finsterer Miene.

      «Bitte, bitte … Lassen Sie mich gehen», bettelte ich. «Zu spät, du kleiner Dieb. Dich bring’ ich zum Chef!» Er zerrte mich an den neugierig gaffenden Besuchern, die vor der Absperrung standen, vorbei, quer durch den Zuschauerraum zum Chefbüro.

      Der Geschäftsführer des Lichtspieltheaters war ein kugelrunder Mann mit wenig Haaren auf dem Kopf. Er schmunzelte vergnügt, als mich der Platzanweiser triumphierend vorführte.

      «Wieder ein blinder Passagier, Chef», sagte er stolz.

      «Sehr tüchtig», lobte ihn der Chef. «Na, mein junger Freund. Der Spaß kostet hundert Mark, und wir benachrichtigen die Polizei nicht.» Dabei weidete er sich an meinem entsetzten Gesichtsausdruck.

      «Warum so viel Geld?»

      «Wir nehmen an, wir erwischen nur jeden zwanzigsten Blinden. So kriegen wir unsere Verluste wieder rein.»

      «Meine Mutter kann nicht so viel Geld auftreiben», jammerte ich. «Bitte lassen Sie mich laufen. Das war mein erstes Mal. Ich schwöre, ich mach’s nie wieder.»

      «Nee, Freundchen! Bist erwischt worden. Gib mir die Telefonnummer deiner Eltern.»

      Mutter kam später mit ihrem Fahrrad rüber. Mit Tränen in den Augen zahlte sie die hundert Mark. Sie entschuldigte sich unentwegt: «Wissen Sie, der Vater ist tot. Da fehlt dem Jungen die strenge Hand.»

      Der Chef steckte den Hunderter lässig in die Hosentasche und sagte: «Das ist eine verlockende Welt, in der wir leben. Manch hoffnungsvoller Bursche kommt schnell auf die schiefe Bahn. Reynolds junior! Laß es dir eine Lehre sein.»

      Mutter und ich dankten untertänig für seine Milde.

      Auf der Straße sagte Mutter nichts. Als ich das Fahrrad neben ihr herschob, wäre ich vor Scham und Reue am liebsten im Erdboden versunken.

      Mitte der Woche, in der Schule, wurde ich zum Rektor gerufen.

      «Ist es wahr, Reynolds? Hat man dich beim Eintrittsgeld-Betrug erwischt?», fragte er mit strenger Miene.

      Ich stotterte etwas wie «ein Versehen, schon längst ordnungsgemäß bezahlt» und daß es mir leid tue.

      Da explodierte er.

      «Unsere Lehranstalt ist die angesehenste in Birkum, Reynolds. Alle Schüler habe die Pflicht, sich draußen in angemessener Weise zu verhalten. Was du da verbrochen hast, ist Pflichtverletzung gröbster Art. Wär’ die Polizei dabei mit reingezogen, würdest du von der Schule fliegen. Aber du hast Glück gehabt, es gibt diesmal nur den schärfsten Verweis. Und jetzt raus!»

      Mein Herz klopfte, und ich stammelte eine letzte Entschuldigung. Dann rannte ich hinaus. Mein einziger Trost war, daß meine Mutter von diesem Verweis nichts erfahren würde.

      Jeder Mieter hatte seinen eigenen, abgeteilten Verschlag auf dem Dachboden des Mietshauses. Oft ging ich nach Schulschluß in unseren und stöberte in den alten Sachen herum. Eines Tages fand ich hinter einer altmodischen Wäschekommode eine tarnfarbene, unverschlossene Holzkiste, die ich sofort neugierig öffnete.

      Sie war bis zum Rand mit Büchern, hauptsächlich Kunstbüchern gefüllt … mit Museumskatalogen vom Louvre bis zur Alten Pinakothek, Nachschlagewerken von Benezit und Thieme-Becker sowie deutschen und amerikanischen Auktionskatalogen. Dominierend waren Bildbände über Barock- und Renaissancemaler. Hauptsächlich über Lucas Cranach dem Älteren.

      Ich war überrascht. Zum ersten Mal wurde ich mit ein paar Fragmenten aus dem Leben meines Vaters konfrontiert. Sein Name stand auf dem Deckel der Kiste, und die Bücher waren wohl seine. Mir fiel auf, daß sich in unserer Wohnung keine Erinnerungen an ihn befanden. Mutter hatte nach der Scheidung alle vernichtet.

      Der rote Leineneinband mit dem Titel «Lucas Cranach/ Des Meisters Gemälde» fiel mir sofort auf, weil ein mit einem Gummiband zusammengehaltenes Fotobündel drin steckte.

      Ich schaute die schwarzweiße Fotoserie durch. Sie zeigte nur ein Motiv: das mit einem geschnitzten Rahmen versehene Ölgemälde eines Sünders in der Hölle. Er wurde im Feuer stehend von Schlangen gefressen. Die Photos waren aus verschiedenen Perspektiven mit veränderten Belichtungszeiten aufgenommen worden. Das optimalste Foto steckte ich in die Hosentasche.

      Als ich die anderen in die aufgeschlagenen Buchseiten zurücklegte, bemerkte ich etwas Interessantes. Auf Seite 142 war ein dreiteiliger Flügelaltar von Cranach abgebildet.

      Der linke Flügel war mit Vaters Foto identisch. Eine Gruppe fliegender Engel über dem «Sünder» setzte sich im Mittelteil, einer Kreuzigungsdarstellung, bis hinein in den rechten Altarflügel fort. Im rechten Flügel dominierte eine von einem Schleier bedeckte, zierliche nackte Sünderin, ebenfalls von Schlangen gemartert. Darunter stand: «Jesus, vergib uns Sündern», Um 1520. Wien, Galerie Schonborn.

      In den nächsten Seiten verklemmt entdeckte ich eine vergilbte Abbildung aus einem Auktionskatalog der Galerie. In der Winter-1912-Ausgabe wurde der komplette Altar zur Auktion angeboten.

      Ich legte das Buch zurück und verschloß die Kiste sorgfältig. Das rote Buch mit den Fotos ging mir nicht mehr aus dem Sinn.

      An einem freien Samstag ging ich mit einem alten Zinkkessel und einer Blechdose Stichlinge fangen. Aufgrund des trockenen Wetters war die Aue kein Fluß mehr, sondern eine lange Addition einzelner Wasserpfützen. Darin schwammen silbrige, fingergroße Stichlinge mit hübschen blaugrauen Rücken.

      Ich krempelte meine Ärmel auf, ging in die Knie und versuchte die Stichlinge mit der Dose in meinen Eimer zu schaufeln. Im Nu fing ich ein rundes Dutzend und gab ihnen reichlich Frischwasser nach.

      Auf einmal hörte ich ein Geräusch hinter mir und spürte etwas Feuchtes, lebendig Warmes an meinem Unterschenkel. Vor Schreck ließ ich die Dose fallen und drehte mich um.

      Hinter mir stand Meta Wertheim. An einer Leine hielt sie einen dunkelbraunen Dackel, der mich mit seiner feuchten Schnauze beschnupperte. Sie lachte mich aus.

      «He, Peter! Du bist aber schreckhaft», sagte sie.

      Ich schaute von unten zu ihr hoch. Ihre wunderschönen Beine entlang, über die Knie, die Oberschenkel. So prall, so weich … Dann kam das kurze gelbe Sommerkleidchen. Die vollen Rundungen ihres Pos,

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