Sweet Florida Keys. Klaus Barski

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Sweet Florida Keys - Klaus Barski cabrio

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Reaktion gab mir den Rest. Hätte sie mich doch vertrauensvoll angeschaut, um mir Mut zu machen. Aber nein …

      Sie ist für mich gestorben, für immer und ewig, sagte ich mir.

      Der Rektor zog mich durch den Flur. Reynolds, der Dieb! So humpelte ich, nur mit einem Schuh bekleidet, gefolgt vom Lehrer, bis zum Konferenzzimmer.

      «Erst der Betrug im Kino und nun dieser Diebstahl. Reynolds, das ist genug. Sie fliegen raus!» brüllte der Rektor und gab mir keine Chance mehr, mich zu verteidigen.

      Ich flehte ihn immer wieder an. Aber er wollte nichts hören. Ich war ein Dieb.

      «Deine Mutter kriegt morgen den Brief mit der Post. Du kannst sie schon vorbereiten», sagte er und entließ mich.

      Dann durfte ich einfach so nach Hause gehen. Ich holte meine Sachen und zog den anderen Schuh an. Die Schultasche unterm Arm, kroch ich durch den langen, langen Flur bis zum Portal. Dann die ausgetretenen Marmorstufen runter, zum Schulhof.

      Der Lärm verstummte schlagartig, als ich ihn betrat. Alle sahen mich an und tuschelten. Manche grinsten sogar schadenfroh. Ich spürte, was sie alle dachten: Reynolds ist ein kleiner mieser Dieb!

      Langsam setzte ich Fuß vor Fuß und wünschte, die Erde würde sich auftun, um mich zu verschlingen. Aber nichts geschah. Endlich erreichte ich Tor und Straße.

      Birkum war ein kleines Nest. Da kannte jeder jeden.

      Ich kann mich hier nirgends mehr blicken lassen, dachte ich verzweifelt, als ich nach Hause hastete.

      Dort schmiß ich zornig die Schultasche in eine Ecke, mich aufs Sofa und weinte bitterlich. Ich hatte keine Vorstellung, wie nun alles weitergehen sollte.

      Plötzlich hatte ich eine Idee: In Birkum ist alles für mich gelaufen. Aber ich bin doch unschuldig! Ich kann woanders ganz neu anfangen.

      Das richtete mich wieder etwas auf. Meine einzige Sorge war, wie Mutter reagieren würde. Ich schrieb ihr einen Brief, in dem ich ihr meine Unschuld beteuerte und mitteilte, daß ich auf Trampfahrt gehen wollte.

      «Sei bitte nicht verzweifelt. Ich schreibe Dir von unterwegs», endete ich.

      Dann packte ich meine wichtigsten Sachen in einen Koffer und holte meine Sparbüchse hervor. Da waren noch achtzehn Mark und in Mutters Zuckertopf weitere elf Mark. Das muß erstmal reichen, dachte ich.

      Ich nahm meinen Jugendherbergsausweis, zog meine Windjacke an, schmierte mir ein paar Stullen als Proviant und verließ das Haus. Auf der B1, hinter der Aue, stellte ich mich auf. Mit dem Daumen nach oben.

      Nach kurzer Zeit hielt ein verrosteter Uralt-Opel. «Wohin soll die Reise gehen?» fragte mich der Fahrer. «Nach Hamburg und dann weiter Richtung Sylt.» «Steig ein. In Hamburg laß ich dich günstig raus, wo du gut nach Norden weiterkommst.»

      Dann fuhren wir los. Weg von Birkum und meiner Schande.

      Vier Autos und danach die Eisenbahn von Niebüll, dann war ich auf Sylt. Ich hatte viel gehört und gelesen von diesem Tummelplatz der Reichen und Berühmten: Playboys, Gogärtchen, Krupp, Pony, Sachs, Springer und Regenbogenpresse.

      Ich war ziemlich pleite, als ich in der Jugendherberge, im Norden der Insel bei List, ankam. Ich hatte gerade Geld für zwei Übernachtungen. Also verkaufte ich einem amerikanischen Studenten meinen neuen Strickpullover für zwanzig Mark. Das war genug Geld, um die nächsten Tage zu überleben.

      Nach dem Einchecken bummelte ich durch List. Es war Hauptsaison, und da wurden bestimmt ein paar Hilfskräfte gebraucht. In verschiedenen Gaststätten und Pensionen fragte ich nach einem Ferienjob.

      «Wir suchen eine Backstubenhilfe. Es gibt freie Verpflegung und Unterkunft», sagte mir der Geschäftsführer der «Helgoland»-Bäckerei. Er schickte mich zum Meister, und ich war sofort eingestellt.

      Am Montag fing ich an zu arbeiten, um vier Uhr morgens. Furchtbar. Das war einfach zu früh. Ich kam jeden Morgen halbtot dort an. Als erstes mußte ich die fehlerhaften Brötchen des vollautomatischen Formers nachrollen. In jeder Hand eine Teigkugel, die dann auf die frisch gefetteten Backbleche gesetzt wurden. Jede Nacht buken wir zuerst siebentausend, später zehntausend Brötchen. Um diese Arbeit zu schaffen, wurde der Arbeitsbeginn auf drei Uhr früh verlegt. Es war grausam. Immer wieder fiel ich vor Müdigkeit in den Teig. Backstuben-Chef Robert, ein ehemaliger Schiffskoch, schnappte mich dann und kippte mir einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf.

      «Haben wir auf See gemacht. Das ist der Muntermacher», sagte er und lachte sich schief.

      Er hatte recht. Das wirkte. Danach war ich hellwach. Allerdings auch naß bis auf die Knochen. Was aber in der warmen Backstube nicht so schlimm war. Trotzdem, die Sitten waren mir zu rauh.

      Ich kündigte am Monatsende und fand einen besseren Job in Westerland. Als Tellerwäscher im Hotel Atlantik. Auch hier gab es freie Kost und Logis. Zu viert schliefen wir auf einer Bude: ein Kellner, der Büfettier und wir zwei Tellerwäscher. Als jüngster der beiden Tellerwäscher mußte ich früher aufstehen, alle Schuhe einsammeln und putzen. Auch Hausboy war ich ab und zu … Gut war hier die Kofferschlepperei. Da fiel gutes Trinkgeld ab. Ich bekam pro Tag zehn Mark Lohn. Hinzu kamen rund fünfzehn Mark Trinkgelder.

      Das Essen liebte ich. Der Koch mochte mich und schob mir immer die köstlichsten Speisen zu. Spezialität des Hauses waren Fischgerichte und die berühmte Helgoländer Hummersuppe. Zeitweilig lebte ich nur von Hummer. Kaum war ich allein in der Küche, langte ich in den Hummertopf und stopfte mich mit dem wohlschmeckenden Fleisch voll. Ein köstlicher Genuß.

      Ich arbeitete zwar lange, harte Stunden, aber das lockere Inselleben und das Meer versüßten mir die Härten. In meiner Freizeit ging ich täglich zum Strand. Meistens rüber zum FKK-Gelände, um mir die nackten Frauen anzusehen.

      Leider kam ich nie mit meinem Geld aus. Trotz der Trinkgelder war ich ständig pleite, weil das Leben auf Sylt sehr kostspielig war. Nach Kleidung, Zigaretten, Wäscherei und dem abendlichen Kneipen hier war nicht viel übrig. Mal die große Sause machen und ein Mädchen einladen war selten drin.

      Nach Meta war ich ohnehin von den Weibern kuriert. Die faß ich nur noch mit der Feuerzange an, sagte ich mir.

      Wenn ich nach Feierabend braungebrannt, mit weißer Hose, gepflegtem Sporthemd und Sonnenbrille und mit einer dekorativen FAZ unterm Arm (fand ich damals geil) auf der Louisenstraße langschlenderte, fühlte ich mich wie der Größte. Es war fast so, als wäre ich einer der reichen Sylt-Urlauber. Mit der Zeit kam mein Selbstbewußtsein zurück, und das Birkumer Drama war fast vergessen. Dann wurde es Spätsommer und die Saison näherte sich ihrem Ende. Ich wußte, meine Tage als Tellerwäscher waren gezählt.

      Meiner Mutter schrieb ich beruhigende Briefe. Ich lobte mein neues Leben in höchsten Tönen und teilte ihr mit, daß ich vorhatte, für immer auf Sylt zu bleiben.

      Postlagernd antwortete sie mir: «Junge, Du kannst zurückkommen. Die Schulkommission hat entschieden, daß Du wieder aufgenommen wirst, weil es dem Schulverweis an Beweiskraft fehlt. Der Rektor war zu voreilig.»

      Aber dafür war ich zu stolz. Für die in Birkum war ich doch für immer als kleiner, mieser Dieb abgestempelt.

      Nach langer, reiflicher Überlegung beschloß ich, mich nach Bremerhaven zurückzuziehen, um dort eine kaufmännische Lehre zu absolvieren.

      OK, ich hatte das Abi

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