Sweet Florida Keys. Klaus Barski

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Sweet Florida Keys - Klaus Barski cabrio

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ich hatte andere Schwierigkeiten. Die verschiedenen Abteilungsleiter schoben mich einer nach dem anderen ab. Keiner hatte Verwendung für mich. Ich war einfach zu schlecht. Auch die Schule packte ich nicht, obwohl ich mich verzweifelt bemühte. Erst zwanzig Monate waren um, als mein Lehrvertrag platzte. Die Schule teilte meinem Chef mit, daß meine Chancen für einen erfolgreichen Abschluß mit Gehilfenbrief gleich Null waren.

      Er ließ mich zu sich rufen.

      «Du bist der faulste Stift, der je in dieser Firma lernte! Du schaffst es nicht», sagte er barsch. «Sag deiner Mutter, ich muß mit ihr reden.»

      Ich war am Boden zerstört. Das war zuviel für mich. Da flippte ich aus! Ich schnappte mir den Papierkorb und kippte ihm den Inhalt auf seinen eleganten Eichenschreibtisch. Dann schrie ich: «Sie bösartige Krabbe!»

      Verärgert stand er auf, ein fetter, würdig aussehender Graukopf, mit einer Zornfalte auf der Stirn. «Du elender Wicht. Raus mit dir, für immer!» brüllte er mit rotem Kopf.

      Die Tür ging auf, und die Chefsekretärin, vom Lärm angelockt, kam herein. Ich rannte durch die offene Tür und schubste sie gegen den Türrahmen. Sie schrie auf. «Mein Kopf … Aua!»

      Ich packte meine Sachen zusammen und verließ das Verlagsgebäude für immer. Der furchtbare Druck wich. Ich fühlte mich auf einmal frei.

      Aber wie sollte ich das Mutter beibringen?

      War eine lausige Situation. Ich war fast neunzehn Jahre alt, arbeitslos. Und kein erlernter Beruf. Mutter weinte das ganze Wochenende. Einen erwachsenen Sohn mit ihrem bescheidenen Gehalt durchfüttern. Das war hart!

      Ich jobbte hier und da: Prospekte verteilen, Gartenarbeit, Hilfsarbeiter im Hafen und in der Autowaschanlage. Nichts war mir zu schlecht. Ich nahm jede Arbeit an.

      In meiner freien Zeit lebte ich für meine Kunstbücher, studierte sie immer intensiver und eignete mir von Buch zu Buch immer mehr Wissen an. Ich träumte von Vaters Gemälden.

      Was wohl aus dem Cranach geworden ist? dachte ich oft.

      Abends ging ich in die Kneipen im Hafenviertel. Meistens ins Bermuda-Dreieck. Zum Biersaufen und Automatenspielen.

      Die Spielautomaten wurden meine große Leidenschaft. Stundenlang stand ich am Automaten und steckte Groschen rein. Obendrauf standen mein Bierglas und ein Aschenbecher mit meinem Glimmstengel. Die Musikbox plärrte Rock ’n’ Roll. Die Kneipe war brechend voll. Vor lauter Zigarettenqualm konnte man kaum die andere Wand erkennen. Dieses Milieu machte mich immer an. Nach zwei Steinhägern und einem Bier war ich in Topform.

      Die bunten Räder des Spielautomaten drehten sich unentwegt. Mein Glück waren die drei goldenen Glocken. Wenn sie im mittleren Feld auftauchten, wurde es spannend. Links eine Glocke … in der Mitte eine Glocke. O Gott, bitte auch rechts!

      Ich deckte das rechte Fensterchen mit der Hand ab, um den Spannungsmoment zu verlängern. Das Rad stoppte. Vorsichtig lüftete ich die Hand, um aufgeregt in das letzte Fensterchen zu schauen Hurra, noch eine goldene Glocke!

      Bei drei Glocken in einer Linie spielte der Automat eine markante Glockenmelodie. Dann wußte die ganze Kneipe, daß man den Haupttreffer erzielt hatte. Dieser, zehn weitere Spiele, in denen sich jeder Gewinn auf volle zehn Mark aufrundete, war toll. Da spielte man dann clever auf die Vierzig-Pfennig-Chancen, die fast jedes zweite Mal kamen, mit einem Hauptgewinn von zehn Mark. Das war ein mordsgeiler Moment. Da fuhr ich voll drauf ab und war richtig glücklich … Glücklich? Ach ja, doch.

      Im Bermuda-Dreieck kannten mich alle. Groschen-Peter nannten sie mich. Wegen der Dauerspielerei am Automaten. War schon OK. Der Name paßte zu mir. Dort war ich wer: ein richtiger anerkannter Stammgast. In der Kneipe galt mein Wort was.

      Wir führten nächtelang nie endende Diskussionen über Politik, Fußball, Arbeit und natürlich Sex und Weiber. Wir hatten große Sprüche drauf und kannten uns in der Welt aus. Und merkten nicht, daß wir nur ein paar dumme junge Säufer waren: in der Kneipe die «Kings» und im richtigen Leben die Versager.

      Jeder Stammgast hatte sein Konto. Edwin, der Wirt, führte genau Buch. Auch wenn du kein Geld hattest, konntest du als Stammgast auf Anschreiben saufen. Es war prima. Bloß wenn gelohnt wurde, war’s schlimm. Ein mittlerer Stammgast gab so im Monat seine vierhundert Mark aus. Das war viel Geld, wenn du nur neunhundert Mäuse im Monat machst.

      Aber etwas muß der Mensch doch vom Leben haben.

      An einem Sonntag, als ich zum Frühschoppen ins Bermuda-Dreieck ging und an der Barockkirche der St. Bonifatius-Gemeinde vorbei kam, strömten gerade die Kirchenbesucher heraus. Jemand drückte mir einen Zettel in die Hand. Ich steckte ihn ungelesen in meine Manteltasche.

      Edwin schloß gerade auf, und ich war der erste Gast. Fröstelnd stellte ich mich an die Theke. Es herrschte typisches Bremerhavener Mistwetter. Die Fenster und Türen waren weit geöffnet, um den Mief der letzten Nacht rauszulassen. Zum Aufwärmen knallte ich mir einen Doornkaat rein. Dann ein Helles zum Nachspülen. In der Musikbox lief «I Can’t Get No Satisfaction» von den Rolling Stones.

      Da raschelte das Papier in meiner Manteltasche. Ich zog das Blatt heraus. In schlecht lesbarem Schreibmaschinensatz stand oben drauf: «St. Bonifatius Nachrichten». Darunter waren ein paar Worte des Pfarrers, an die Gemeinde gerichtet, gedruckt sowie eine Auflistung der monatlichen Kirchentermine: Wochentage und Uhrzeiten der Gottesdienste, Kommunionsstunden, Pfarrclub-Nachrichten, Beerdigungen und sonstige Gemeindedaten. Unten am Fuß stand eine Anzeige: «Betten kauft man bei Betten-Breiter».

      Die Rückseite sah auch so aus. Da waren jede Menge Termine und darunter eine Anzeige: «Kauf deine Brille bei Brillen-Wille!»

      Ich las es aus purer Langeweile. Dann knüllte ich den scheußlich gedruckten Zettel zusammen und warf ihn über die Theke in den Abfalleimer.

      Ich bestellte ein frisches Bier, stellte es auf den Automaten, steckte mir eine Zigarette in den Mund und warf die ersten Münzen ein. Ich nahm mir vor, nicht zuviel zu verspielen, denn die Verdienstmöglichkeiten in den nächsten Wochen sahen schlecht aus.

      Nach dem ersten guten Gewinn wollte ich eigentlich aufhören. Aber ich war schwach drauf, und der Automat schluckte mein Geld im Nu weg. Zweimal warf ich ein Fünfmarkstück rein. Danach zwei Zweier. Dann war ich pleite. Scheiße!

      Ich ging zu Edwin an die Theke und bestellte noch ein Bier.

      «Aufs Konto, Edwin», sagte ich lässig.

      Der schrieb es ins Buch und sagte ernst: «Stehst ganz schön hoch in der Kreide, Peter. Das ist dein letztes Bier auf Anschreiben. Du mußt erstmal eine Zahlung leisten. Dann hast du wieder Kredit … OK?»

      Ich nickte und langte mir mein kühles Bier.

      Das Leben ist doch ein Mordsbeschiß, dachte ich.

      Dann hielt ich mich an dem Glas noch eine Stunde fest. Ein paar Stammgäste kamen und gingen, aber keiner, den ich ein bißchen besser kannte. Noch länger am Glas festhalten konnte ich mich dann nicht mehr.

      «Edwin, mach’s gut», sagte ich, knöpfte den Mantel zu und verließ das Lokal. Draußen pfiff mir ein eiskalter Wind ins Gesicht.

      Als ich an der Kirche vorbeikam, fiel mir das Mitteilungsblatt wieder ein.

      Das könnte man viel besser machen. Da müßten noch ein paar Anzeigen mehr rein, dachte ich.

      Als

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