Sweet Florida Keys. Klaus Barski

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Sweet Florida Keys - Klaus Barski cabrio

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zusammengesteckt. Und ihre blauen Augen mit den langen Wimpern blitzten.

      Sie lächelte mich an. Das gab süße Grübchen in ihren Wangen.

      Ich stammelte «Kein Wunder … Bei diesen tollen Aussichten» und stand auf.

      «Wozu fängst du die kleinen Fische? Die kann man doch nicht essen», sagte sie und schaute interessiert in meinen Eimer hinein.

      «Zu Hause hab’ ich ein Aquarium, und da machen sie sich ganz gut. Allerdings sterben sie ziemlich schnell weg. Deswegen muß ich immer frischen Nachschub holen», sagte ich und streichelte ihren Dackel, der freundlich mit dem Schwanz wedelte und mir die Hand leckte.

      «Ich bin gerne hier am Fluß», sagte Meta. Sie wies auf eine Gruppe alter Eichen, die mit ihren nackten Wurzeln nahe am Uferrand standen, und fuhr fort: «Die Bäume und diesen Teil der Aue kann ich von meinem Zimmer sehen. Eine sehr schöne Aussicht.»

      «Du hast recht, die Aue-Allee ist traumhaft. Das kann man von der Birkumstraße nicht gerade sagen.»

      «Die Birkumstraße hat aber auch Vorteile. Der Edeka-Markt ist nahe, und dein Schulweg ist nur halb so weit wie meiner», sagte sie freundlich.

      «Gehst du oft hier spazieren?»

      «Jeden Nachmittag. Wenn das Wetter gut ist. Mein Dackel Bruno braucht seinen Auslauf. Ich gehe immer am rechten Ufer lang. Bis zur alten Scheune am Waldrand. Hast du Lust, mitzukommen?»

      Und wie gerne ich wollte! Ich versteckte meinen Eimer im Gebüsch und folgte ihr. Fieberhaft überlegte ich, was ich Starkes sagen könnte, um ihre Interesse zu gewinnen. Es war eine einmalige Chance. Ich durfte keine Fehler machen. Auf die nächste halbe Stunde kam es an.

      Meta summte bekannte Schlager, als sie unten im ausgetrockneten Bach von Stein zu Stein hüpfte.

      «Kennst du diese Melodie?» fragte sie plötzlich.

      Ich schüttelte den Kopf.

      «Das ist mein Lieblingslied: ‹Du schwarzer Zigeuner›, von Vico Torriani. Ich mag alles von Vico.» Sie nahm Bruno die Leine ab.

      Ich haßte Vico-Torriani-Lieder und Schlager überhaupt. Damals stand ich nur auf Jazz. Trotzdem nickte ich ihr zu und sagte: «Torriani hat eine gute Stimme.»

      «Ich schmelze dahin, wenn ich ihn singen höre», schwärmte sie und schloß verzückt die Augen.

      «Wie findest du seine Texte?» fragte ich. «Sind sie nicht ein bißchen kitschig?»

      «Ja. Aber sie gehen mir unter die Haut.»

      «Das trifft sich gut. Ich schreibe Gedichte. Vielleicht schreibe ich dir ein Liebesgedicht?»

      Sie zog ein Schmollgesicht. «Vielleicht möchte ich kein Liebesgedicht von dir.»

      «Du würdest etwas verpassen. Meine Gedichte strotzen nur so vor Leidenschaft und Liebesschwüren.»

      «Bisher hat mir keiner ein Gedicht geschrieben», sagte sie und summte ihr «Du schwarzer Zigeuner».

      Am Waldrand angekommen, setzten wir uns ins Böschungsgras. Ihr Kleid schob sich dabei so weit hoch, daß ich die weißen, verlockenden Innenseiten ihrer Oberschenkel sehen konnte. Mir wurde ganz warm.

      «Willst du mit mir gehen?» fragte ich ohne Umschweife.

      Sie errötete, guckte verlegen zu Boden, nahm einen Grashalm in ihren schnuckeligen Mund und stammelte: «Vielleicht … Ja, doch.»

      «Dann mußt du mich küssen», sagte ich und legte meinen Arm auf ihre Schulter.

      «Küssen?» sagte sie überrascht und schob meinen Arm sanft beiseite. «Ich habe noch nie einen Mann geküßt.»

      Sie stand auf, rief ihren Hund und lief ganz schnell hinunter zur Aue-Schleife. Ich war von ihrer Reaktion überrumpelt worden und brauchte einen Moment, bis ich sie verfolgte und dann einholte. Da blieb sie plötzlich abrupt stehen und küßte mich blitzschnell auf die rechte Wange … Lachte hell auf und lief weiter.

      «Ich muß pünktlich zu Hause sein. Auf Wiedersehen, Peter!» rief sie und war verschwunden.

      Ich rief ihr entrückt nach: «Ich liebe dich!»

      Als ich meinen Eimer holte und nach Hause ging, jubelte alles in mir. Ich war wie von Sinnen. Zu Hause setzte ich mich aufs Sofa, holte Papier und Bleistift und fing an zu dichten.

      Gegenüber von uns auf der Birkumstraße stand das Möbelhaus Krawitz. Ein langgestrecktes, eingeschoßiges Gebäude mit vier Schaufenstern. Über jedem Fenster stand mit blauer Schreibschrift «Möbelhaus Krawitz». Also viermal. Das machte Eindruck. Der Krawitz war wer in Birkum.

      Jeden Nachmittag gegen vier Uhr fuhr Krawitz’ Geselle den vorher sorgfältig gewaschenen, auf Hochglanz polierten schwarzen 180er-Mercedes vor das Haus. Der alte Krawitz und seine Frau Emmi traten feierlich auf die Straße. Er in einem grauen Maßanzug und sie im eleganten Kostüm. Bei diesem Abfahrtsritual stellte sich das erfolgreiche, satt aussehende Paar vor das Gebäude und musterte befriedigt die Schaufenster.

      Dann ging der alte Krawitz zum Mercedes und öffnete seiner Frau die rechte Tür. Sie stieg kokett ein, und er schloß sorgfältig zu. Dann er, umständlich, auf der Fahrerseite. Der Motor wurde gestartet, und sie fuhren ab, zum Strandcafé. Dort war der beste Tisch, mit Aussicht zur Wesermündung, für sie reserviert. Für eine kleine Kaffee-und-Kuchen-Orgie.

      Am Wochenende, wenn Mutti zu Hause war, beobachtete sie, hinter der Gardine versteckt, die Krawitz-Abfahrt. Jedesmal sagte sie überwältigt: «Der Krawitz, der stellt was dar. Das sieht man solchen Leuten schon im Gesicht an, daß sie wer sind!»

      Der junge Krawitz war ein Großmaul und Angeber. Als verhätscheltes Kind vermögender Eltern kannte er den Mangel an Kleingeld nicht. Er besaß alles, wovon ich nur träumte: Fahrrad, Fernlenkauto, Filmprojektor, Mikroskop, eine Voigtländer-Kamera und sogar eine Sammlung richtiger St. Pauli-Fickfotos. Die hatte er einem Schiffszimmermann abgekauft, und gegen entsprechendes Honorar verlieh er sie an uns junge, sexhungrige Kerle. Oftmals nahm er mich gönnerhaft mit in die Wohnung der Eltern. Ich durfte für ein paar Stunden an seinem Besitz teilhaben. Davon träumte ich tagelang und kroch ihm dafür ganz schön in den Arsch.

      Familie Krawitz hatte sogar ein Dienstmädchen. Wie die reichen Leute im Kino. Das Dienstmädchen trug eine Spitzenhaube und eine weiße Schürze mit Rüschen. Sie nannte Frau Krawitz respektvoll «Chefin».

      Der junge Krawitz hielt sich auch schon für ’nen Chef und kommandierte ständig die anderen herum. Alle mußten nach seiner Pfeife tanzen. Das stand ihm einfach zu.

      «Peter», sagte er oft zu mir, «auf der Welt gibt es nur zwei Typen: die Macher und die Arschlöcher. Schade, du wirst wohl zur zweiten Gruppe gehören.»

      Ich sagte nichts dagegen. Daß er ein Großmaul war, war für mich nur eine Art Krankheit. Im stillen wußte ich: Irgendwann werde ich es schaffen und es allen in Birkum zeigen!

      In meinen Träumen war ich bereits Bewohner der Aue-Allee. Mein Umzug war lediglich eine Frage der Zeit.

      Mit feurigem Herzen schrieb ich mein Gedicht «Liebesschwur für eine Göttin!» fertig. Es gefiel mir gut. Aber wie würde sie es finden?

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