Wien. Dietmar Grieser

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wien - Dietmar Grieser страница 11

Wien - Dietmar Grieser

Скачать книгу

amüsiert und wohl auch mit gelindem Erschrecken, doch letztlich nicht ohne Verständnis – wie folgt schildern: »In allem ging sie nach ihrem eigenen Kopf, erfüllt von tiefstem Mißtrauen gegen alle ihre Berater. Jede Frage, jeden Akt, jede Bilanz, jede Rechnung studierte sie persönlich. Wenn sie etwas nicht verstand, setzte sie an den Rand mit rotem Bleistift ein großes Fragezeichen, und konnte der betreffende Beamte ihre Frage nicht beantworten, wurde er auf der Stelle entlassen. (…) Dieser Umsturz im Leben meiner Mutter hatte einen Umsturz ihres Charakters zur Folge. Sie, einst so sanftmütig und geduldig, wurde hart und despotisch. Ihre frühere Persönlichkeit schwand und machte einer neuen Platz. Als Familienchef war sie von allen gefürchtet. (…) Am meisten hatten ihre Töchter unter ihrem Despotismus zu leiden, denn sie versuchte sie zu asiatischer Selbstbeherrschung und Selbstverleugnung zu erziehen und zu blindem Gehorsam.«

      Vor allem Tochter Olga, die an Mitsukos Seite bis zu deren Ableben ausharrt, bekommt die mütterliche Strenge zu spüren. In eine Villa in Mödling zieht sich die Verwitwete von der Welt zurück, als die Kinder aus dem Haus sind und ihren eigenen Weg gehen. Die großen Wiener Auftritte an der Seite ihrer Söhne, die in der schmucken Uniform der Theresianisten – dunkelblauer Waffenrock, Offizierskappe und Degen mit Goldgriff – auf jeder Gesellschaft bewundernde Blicke auf sich ziehen, sind schon lange nur noch Erinnerung …

      Die Verbindung mit der japanischen Heimat hält Mitsuko weiterhin aufrecht, ohne allerdings noch einmal eine Reise in den Fernen Osten anzutreten. Seit dem Tod ihrer Eltern weiß sie, dass sich auch Japan stark gewandelt hat, ein Wiedersehen also wohl mit Enttäuschungen verbunden wäre. Umso mehr bedeutet es ihr, vom Bruder des japanischen Kaisers und dessen Frau empfangen zu werden, als diese auf ihrer Weltreise auch in Wien Station machen; sie hält Kontakt zu japanischen Diplomaten, liest weiterhin japanische Bücher und Zeitungen, spielt auf ihrem Grammophon japanische Musik, und was die Karriere ihres Sohnes Richard betrifft, der als Präsident der von ihm ins Leben gerufenen Pan-Europa-Bewegung Schlagzeilen macht, so bedeutet ihr die kleinste Notiz in einem japanischen Provinzblatt mehr als der schönste Leitartikel in einer der führenden europäischen Zeitungen.

      Japan dankt es Maria Thekla Mitsu Gräfin Coudenhove-Kalergi bis heute, dass sie in so vielem die Mitsuko Aoyama von einst geblieben ist: In ihrer Heimat werden Bücher über sie geschrieben, Fernsehserien zeichnen ihr ungewöhnliches Leben nach, in einem Manga für junge Mädchen wird sie als Heldin gefeiert, und so mancher japanische Tourist auf Europa-Reise erweist ihr an ihrem Grab auf dem Hietzinger Friedhof, wo sie seit 1941 unter dem Christuskreuz, dem Familienwappen der Coudenhove-Kalergi, einem Mutter-Kind-Relief und dem Vater-unser-Zitat »Zukomme uns dein Reich« ruht, seine Reverenz. Es ist eine stattliche Gruft, die mit Ausnahme des Mädchennamens jeden Hinweis auf die ferne Herkunft der Toten vermissen lässt, und so lassen manche der Besucher, den Mangel kompensierend, japanische Souvenirs auf den Stufen zurück: Reiskuchen und Sake.

      Und mancher Eingeweihter legt bei dieser Gelegenheit auch die paar Schritte zu dem nahen Klimt-Grab zurück: Die Affinität so vieler japanischer Kunstkenner zum Wiener Jugendstil rührt von den starken Einflüssen her, die die japanische Malerei auf Gustav Klimts Werk ausgeübt hat.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQEBLAEsAAD/4R0ERXhpZgAATU0AKgAAAAgABwESAAMAAAABAAEAAAEaAAUA AAABAAAAYgEbAAUAAAABAAAAagEoAAMAAAABAAIAAAExAAIAAAAMAAAAcgEyAAIAAAAUAAAAfodp AAQAAAABAAAAkgAAANQAAAEsAAAAAQAAASwAAAABR0lNUCAyLjguMTAAMjAxOTowNToxMCAxMzo1 MTo0OQAABZAAAAcAAAAEMDIyMaAAAAcAAAAEMDEwMKABAAMAAAAB//8AAKACAAQAAAABAAALuKAD AAQAAAABAAARbQAAAAAABgEDAAMAAAABAAYAAAEaAAUAAAABAAABIgEbAAUAAAABAAABKgEoAAMA AAABAAIAAAIBAAQAAAABAAABMgICAAQAAAABAAAbygAAAAAAAABIAAAAAQAAAEgAAAAB/9j/4AAQ SkZJRgABAQAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0aHBwgJC4n ICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIyMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCADEAIMDASIAAhEBAxEB /8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQAAAF9AQID AAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3ODk6Q0RF RkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWmp6ipqrKz tLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEAAwEBAQEB AQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSExBhJBUQdh cRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElKU1RVVldY WVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3uLm6wsPE xcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD3LyhR5QqQ8daT dmtLsmyIvLNGwU53WNGdmwqgkn0FYsnizSFs5LhLpZPLJBRAS3ft17UOVgsa7lIkLuwVQMkk9KrS 39lAGMt1DGFGTucDArzvxF4hutSlZIJUW28oMVDE568YyOcE+nT2rmVvLeaO2w215AchjkgjqM96 z9r2LdNpXPYV17SHuDAuo23mDsXAH4Hoa0QFYZDAj1FeGSzokJV0Tpkg9Bzjg4pdL125iOLW6mtp FbayxyHAPup/wpqoTynuQj5o8uvLLLxzrMUyl7mO4jAGVlj2kj6jvXTWnj+1kwt5ZzQHoWjIkX9O f071SqIXKdYUpdtZ9rrul3zBba9hdz0Qthv++TzV5ZAwyDwatO4rCsoqJlxUpbAqIv600JoZgDmm k05mGKhLe9MkfuxRUBkAPUUU7ATW+uaZcyGKG/t5JAQuBIMk1ma94qOky2gt7YXazn5vLcFlGR0H fOTzmvGoWvrOdWjgYE4+Z2JX2zx1rautY0xrCO1W31KSdNpfy7QFc4zxnnHXHtXDPEWWx1xpXZ6P 4u1eOLQHCeYXl2gRxsA+D7ZHHWvN1mvJNg+ysEuHIG+QAkcDJPbv2NR2WqSMCbvT9XaMHIIsQ24g

Скачать книгу