Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi Zietsch

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Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch Elfenzeit

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König um und lehnte sich nach hinten. »Erstens: Wehe, du pfuschst mir noch einmal in meine ausgefeilte Strategie. Zweitens: Kehre an den Ursprung zurück, nur dort kannst du die Spur aufnehmen.«

      »Sagtest du nicht, ich soll in der Geisterwelt …«

      »Ich sage nichts weiter, als dass Bandorchu nicht hier ist, und wenn sie es wäre, würde ich sie sofort wieder hinausschicken, ganz ohne Fragenspiel. Für sie ist kein Platz hier. Was sie im Schattenland getan hat, mag sie vielleicht hier wiederholen, und das wäre wirklich das Ende, meinst du nicht?«

      Der Getreue stand auf. »Ich tu, was getan werden muss, das ist nach wie vor meine einzige Antwort, die ich habe.« Es hatte keinen Sinn, hier würde er keine Wegweisung finden, und Unterstützung auch nicht.

      Blieb also nur noch die Geisterwelt, die beide Welten miteinander vereinte.

      Er ging auf das Portal des Schlosses zu, schritt hindurch und war verschwunden.

      *

      Die Geisterwelt beanspruchte ihn für lange Zeit. Hier galten keine bekannten Regeln und Gesetze, und selbst der Getreue konnte nicht einfach hindurchmarschieren und seine Kräfte einsetzen, wie es ihm beliebte. Er durchstreifte diese Sphäre mit der Geschwindigkeit, die ihm möglich war, und öffnete all seine Sinne. Nach einer ergebnislosen Weile fing er an, nach seiner Königin zu rufen.

      Nur Stille antwortete ihm. Er war völlig auf sich allein gestellt. Und die Geisterwelt war … unendlich.

      Schließlich, weil ihm überhaupt nichts mehr einfiel, überschritt er die Grenze zu den sterblichen Geistern, und schon nach kurzer Zeit fand er die beiden Gesuchten, streckte die behandschuhte Hand aus und griff zu. Entriss die beiden Geister ihrem vertrauten Bereich und zerrte sie zu sich ins düstere Nichts, stellte sie dort ab und blickte auf sie hinab.

      Sie sahen sich zuerst verstört um, doch dann ergriff sie beide Empörung.

      »Sir! Erlauben Sie mal!«, beschwerte sich Lord Byron als Erster.

      »Das geht aber nun zu weit, ehrenwerter Feind, was erlaubt Ihr Euch?«, schlug Casanova in dieselbe Kerbe.

      Hier waren sie bedeutend mutiger als das letzte Mal in Venedig, als sie sich noch halb in der materiellen Welt befunden hatten. Irritiert wirkten sie allerdings doch, weil der Getreue auch hier nach ihnen greifen und sie festhalten konnte.

      »Soweit mir bekannt ist, ist dieser Austausch innerhalb der Sphäre unerwünscht, noch dazu ohne unsere Einwilligung«, fuhr Byron fort.

      »Es gibt Regeln!«, rief Casanova und fuchtelte mit dem Zeigefinger, versteckte sich dann aber schnell hinter seinem englischen Freund, als der Getreue eine Bewegung machte. »W-wieso tut Ihr das?«

      »Ich tu es«, zischte er heiser, »weil ich es kann

      Das beeindruckte auch den stolzen Lord. »Da hat er Recht, lieber Freund«, sagte er zu Casanova und wedelte ungeduldig mit der Hand. »Kommen Sie schon wieder hervor, er will uns nicht … äh … auslöschen, sonst hätte er es längst getan.«

      Casanova folgte dem Rat und musterte den Getreuen aus kurzsichtigen Augen. »Ah, Signore, dann braucht Ihr unsere Hilfe, ist es so?«

      »Ja.«

      »Kurz und bündig, ganz unpoetisch – so kennen wir Euch.« Der alte Charmeur grinste jetzt. »Das muss ja ziemlich dramatisch sein, wenn Ihr Euch ausgerechnet an uns wendet …«

      »Wobei könnten wir Ihnen wohl schon helfen?«, meinte Byron misstrauisch. »Ist etwas mit unserer Freundin Nadja Oreso?«

      Casanova machte ein erschrockenes Gesicht.

      »Nein«, antwortete der Getreue, dem die beiden bereits so lästig fielen wie die Tauben, und er bereute schon, sie geholt zu haben. »Sie ist wohlauf, aber das dürftet ihr ohnehin wissen.«

      »Nicht mehr, seit Sie diesen vermaledeiten Stab gesetzt haben, der alles durcheinandergebracht hat«, erwiderte der englische Lord. »Es gab eine Erschütterung bei uns, die uns fast zur Auflösung brachte, und die gesamte Geisterwelt kreiselte in einem wirren Strudel, der sich zum Glück wieder ins vertraute Chaos aufgelöst hat. Das haben Sie in Ihrem hohen Turm natürlich nicht mitbekommen.«

      Casanova nickte beipflichtend. »Habt Ihr schon darüber nachgedacht, dass es vielleicht ein großer Fehler war? Warum wohl findet Ihr die Königin nicht? Was für ein Wahnsinn, das Schattenland zu öffnen!«

      »Findet sie, und das Chaos hat ein Ende«, brummte der Getreue.

      »So? Und was bieten Sie uns dafür, Sir?«

      »Ich löse euch beide nicht auf, nachdem ich auch keine unangenehmen Dinge mit euch angestellt habe, die selbst Geistern nicht wohl bekommen.«

      Zweifelnd sahen sie ihn an, nicht sicher, ob es eine leere Drohung war. Vor dem Setzen des Stabs hätten sie ihm vorbehaltlos geglaubt. Doch alles hatte sich verändert. Vor allem er selbst, da er nun eine brennende Aura trug. Sogar die beiden Menschengeister begriffen, dass er seinem Ende entgegenging.

      Er sollte die Drohung wahrmachen, einfach so, denn er hatte genug von Aufsässigkeiten. Doch bevor er einen Schritt auf die beiden Geister zumachen konnte, willigten sie rasch ein. Anscheinend hatte sich seine Aura so verändert, dass sie sofort begriffen, was er vorhatte, und nun glaubten sie ihm.

      »Es ist sehr unwahrscheinlich, doch wir werden uns augenblicklich umsehen«, sagte Byron, und Casanova stimmte zu. Dann kehrten die beiden in ihre Geisterwelt zurück, und der Getreue musste sich gedulden und warten.

      Er nutzte die Zeit, indem er seine Fühler nach der Menschenwelt ausstreckte und Nadja Oreso über die magische Verbindung suchte, die er in Venedig aufgebaut hatte. Schnell hatte er sie ausgemacht, sie befand sich immer noch in Sizilien, zusammen mit ihrer Familie, den Zwillingen und den beiden Kobolden. Unerreichbar für ihn im Moment, aber gut: sollten sie sich erholen. Der Zeitpunkt des nächsten Aufeinandertreffens lag nicht fern. Es gab keinen Grund zur Beunruhigung.

      Bis auf den Umstand, dass Byron und Casanova, die ihre Neugier nie im Zaum hielten und sonst über alles Bescheid wussten und jeden aufspürten, ebenfalls nur einen Fehlschlag melden konnten. Sie hatten nicht die leiseste Spur entdeckt.

      »Sir, mehr können wir leider nicht tun. Dürfen wir nun wieder dorthin gehen, wo wir hingehören?«, fragte Byron, während Casanova seine Perücke nervös knetete.

      Der Getreue machte eine wegwerfende Handbewegung. »Verschwindet, ich bin nicht an euch interessiert.« Aber ein anderer wird büßen, dachte er grimmig. Mit ihm hat alles angefangen, und er wird bezahlen.

      Wieder ein Fehlschlag. So ging es nicht mehr weiter. Wohin sollte er sich noch wenden? Was hatte Samhain doch gleich gesagt? Zurück an den Ursprung, nur dort könne alles geklärt werden. Also ins Schattenland? Aber da hatte er doch schon jeden Winkel untersucht. Doch was blieb sonst? Vielleicht die beste Idee. Im Schattenland konnte er in Ruhe nachdenken und seine weitere Strategie planen. Dort würde ihn die brennende Aura nicht schmerzen. Gleichwie: Er sollte sich beeilen, bevor ihm die Zeit zu knapp wurde. Es musste etwas geschehen, und zwar rasch.

      Der Getreue konzentrierte sich und fand sich gleich darauf am Ätna wieder, wo Cor und der Kau getreulich Wache hielten. Es war Tag, noch immer oder schon wieder, darüber hatte er den Überblick verloren. Die beiden Elfen betrachteten ihn mit einer Mischung aus Neugier

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