Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi Zietsch

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Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch Elfenzeit

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klingt nicht gut«, murmelte Nadja.

      »Gar nicht gut«, stimmte David zu.

      »Und passt genau zum Getreuen«, stellte Rian fest.

      »Möglicherweise öffnet das Grab sich auch vorwärts in der Zeit«, setzte Fabio noch einen drauf. »Ich möchte sogar darauf wetten, dass der Getreue genau das versuchen wird.«

      Daraufhin herrschte nachdenkliches Schweigen. Schließlich sagte David: »Also gut, dann lasst uns mal Kräfte sammeln.« Damit stand er auf und ging an die Theke. Kurz darauf hatte er schon die Seite gewechselt und gab die ersten Drinks aus, die umgehend reißenden Absatz fanden. In die Augen des Barmanns trat ein zunehmend stärker werdendes Leuchten.

      Pirx und Grog waren schon bei den Musikern, und auch Rian ging nach nebenan; kurz darauf klang ihre glockenreine Stimme herüber und lockte noch mehr Zuhörer an. Fabio ging mit grüblerischem Gesicht an die Theke, und Nadja saß auf einmal allein am Tisch. Achselzuckend widmete sie sich ihrem Cider und beobachtete die Leute, legte die Hand an den Bauch und erzählte ihrem Kind, was ihr auffiel. Es schien aufmerksam zuzuhören, denn es rührte sich ausnahmsweise einmal nicht, trotz der Musik.

      Die Stimmung im Pub wurde zusehends gelöster und heiterer, aber das war für Nadja nichts Neues. Die Zwillinge verbreiteten überall Leben und Frohsinn, wo sie auftraten.

      Die junge Frau sah kurz auf, als ein Mann sich über ihren Tisch beugte. Er musste sich ziemlich nah zu ihr neigen, damit sie ihn verstehen konnte, denn es war recht laut. Der Mann mochte um die Sechzig sein und war nicht weiter auffällig. Er trug eine Schiebermütze, Jeans und Streifenhemd, seine Finger waren gelb von Nikotin, die Gesichtshaut großporig und wettergegerbt. »Er gefällt dir«, sagte er und wies mit dem Daumen auf David, der hinter der Theke die Regale entlangtanzte, Flaschen durch die Luft wirbeln ließ und lachte, wobei seine Augen verräterisch violett im Schummerlicht aufblitzten.

      »Natürlich, er ist …«, begann sie, doch der Mann hob die Hand.

      »Ich weiß, was er ist, und seine Schwester. Dass die beiden blutsverwandt sind, ist nicht zu übersehen. Bei dem Weißhaarigen bin ich mir nicht sicher, aber du passt nicht hinein.«

      »Inwiefern?«, wollte sie leicht gereizt wissen.

      »Ich meine, du solltest auf deine Seele aufpassen, und darauf, wohin du gehst.«

      »Danke für den guten Rat, aber ich kann tatsächlich schon selbst auf mich aufpassen.«

      Das sollte eine deutliche Abfuhr sein, aber der Mann setzte sich jetzt erst recht zu ihr.

      »Dann verrat mir doch mal, was ihr hier macht.«

      »Ich wüsste nicht, wieso dich das was angeht.«

      »Was hier in meinem Land passiert, geht mich sehr wohl was an, Kleine, und ich lasse mich nicht für dumm verkaufen.«

      In Nadjas bernsteinfarbene Augen trat ein spöttisches Funkeln. »Würde mir nicht im Traum einfallen.«

      Der Mann musterte sie aus unstet wirkenden blauen Augen. »Gehört ihr zu den anderen?«

      Nadja wurde hellhörig. »Welche anderen?«

      »Aha, also doch. Es gibt mehr von der Sorte deiner Freunde hier. Sie treiben sich in der Nähe von Newgrange herum, als ob sie auf der Suche wären. Sind das eure Freunde oder Feinde?«

      Nadja hatte nicht die geringste Ahnung, worauf der Mann hinauswollte. »Feinde«, antwortete sie ruhig. »Zumindest nehme ich das an. Was hast du mit Newgrange zu tun?«

      »Ich kümmere mich dort um die Elektrik.«

      »Und wieso kannst du meine Freunde erkennen?«

      Er hob die Schultern. »Manche von uns können das. Hab’s wohl von meiner Mutter gelernt, die sich viel mit diesen Dingen beschäftigt hat und hellsehen konnte. Sie sagte vor gut einem Jahr voraus, dass im Jahr der Zeitenwende jemand hierher kommen würde. Sie gab eine Beschreibung, die auf euch zutreffen könnte.«

      Nadjas Herz fing an, schneller zu schlagen. Hatte Fabio etwa recht? Vor allem das Wort »Zeitenwende« beunruhigte sie, damit konnte der Verlust der Unsterblichkeit der Elfen gemeint sein. Ein besonderer kalendarischer Wechsel stand nicht an. »Was genau willst du von mir?«

      »Nichts weiter«, sagte der Ire. »War bloß neugierig. Zumindest weiß ich jetzt, dass meine alte Mutter nicht verrückt ist. Damit hab ich gute Chancen, meinst du nicht?« Er tippte sich an die Schläfe und grinste. Seine Zähne waren nur noch braune Stumpen.

      Nadja war völlig verwirrt, dabei sollte sie es besser wissen. Es war nicht ihre erste Unterhaltung mit schrulligen Iren, die zu einsam waren und ein bisschen zu viel ins Pintglas schauten. Erleichtert sah sie, dass Fabio ihren Tisch ansteuerte.

      Er legte dem uneingeladenen Tischgast die Hand auf die Schulter und sagte: »Hi, Bob. Marsha braucht dich hinten, sieh mal nach ihr.« Sein Griff verstärkte sich, und er zog den etwa Gleichaltrigen mühelos vom Hocker hoch und schob ihn nachdrücklich Richtung Theke. Ohne etwas zu erwidern, ging Bob weiter.

      Fabio setzte sich. »Alles in Ordnung?«

      »Er erkennt Elfen.«

      »Sicher doch. Seine Mutter hat während ihrer Schwangerschaft versehentlich ein falsches Gartentor geöffnet, seither ist sie ein wenig seltsam, und ihr Sohn ebenso.«

      Nadja lachte leise. »Du hast also gleich alles mitbekommen und dich kundig gemacht.«

      »Ich lasse dich nie aus den Augen, wie du weißt.« Fabio drehte sich leicht und winkte einem anderen Mann zu, der ebenfalls weißhaarig war und gleich näherkam. »Seamus, das ist meine Tochter Nadja. Nadja, das ist Seamus.«

      »Freut mich.« Der Händedruck des Iren war kräftig, genauso wie seine Statur, und listige Schlauheit funkelte aus seinen Augen. »Ich hoffe, Bob hat dich nicht zu sehr erschreckt. Das macht er gern bei Fremden, ist sein höchstes Vergnügen.«

      Nadja schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich erlebe das nicht zum ersten Mal.«

      »Seamus hat ein Cottage, das er ab morgen an uns vermietet«, erklärte Fabio den Grund der Bekanntschaft. »Es liegt ziemlich nah an Newgrange, quasi nur ein Katzensprung entfernt.«

      »Das Haus gehört meinem Sohn, aber er wohnt und arbeitet in Dublin und kommt nur selten her«, sagte Seamus. »Ich vermiete es ab und zu an Leute, die mir zusagen. So wie ihr.« Er grinste. »Marsha macht heute wahrscheinlich den Umsatz des Jahres. Ihr seid ja eine lustige Gesellschaft.« Er hielt Fabio die Hand hin. »Also sind wir uns einig?«

      »Wir sind uns einig«, sagte Fabio und schlug ein.

      Seamus stand auf und nickte Nadja zu. »Hat mich gefreut.« Er ging zur Theke zurück, wo David gerade laut im Chor mitsang und vier Drinks auf einmal mixte, während die weibliche Kundschaft heftig mit Euroscheinen wedelte.

      »Bob hat gesagt, dass noch andere hier sind«, sagte Nadja zu Fabio, kaum dass sie unter sich waren, und berichtete von dem seltsamen Gespräch.

      Fabio legte die Stirn in Falten. »Also ist der Getreue noch nicht unmittelbar am Werk, aber zumindest treiben sich seine Helfer hier herum. Ich nehme an, dass die Öffnung des Zeitgrabs

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