Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi Zietsch
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Читать онлайн книгу Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch страница 5
Weiter ging es durch den schwarzen Lavasand den Hang hinab, bis Cor die Luft rauslassen musste, und sie sanken erschöpft zusammen mit ihrem bewusstlosen Herrn in den Sand. Er regte sich auch jetzt nicht, und der Kau hatte einige Mühe, sich unter dem schweren Körper hervorzukämpfen, der halb auf ihm lag.
Eine Weile saßen die beiden Elfen mit angezogenen Beinen da und ließen die Köpfe hängen. Schließlich drehte der Kau sich leicht und betrachtete den Getreuen, der halb an einer Düne lehnte, der verhüllte Kopf ruhte auf der Brust.
»Und wenn wir …«, setzte er an, doch da fuhr Cor sofort auf.
»Weg von der Kapuze! Wag es nicht!«
Der Kau zog einen Flunsch. »Jetzt oder nie!«, maulte er. »Du willst es doch auch wissen, oder?«
Der Spriggans zeigte seine Reißzähne, und der dürre Elf zog augenblicklich die Hand zurück. »Er würde es wissen, sobald er wieder erwacht, und dann ist dein Leben kein Staubkorn mehr wert! Und meines ebenfalls nicht. Also behalte deine Finger bei dir, oder ich beiße sie dir ab!«
Daraufhin verfielen sie wieder in düsteres Schweigen. Um sie herum versank die Nacht in der Dämmerung und ließ sich bleichen. Zum Glück hatte Morgana sich nicht mehr sehen lassen, nachdem in der Alten Stadt alles zusammengebrochen war. Die angeheuerten Elfen, sofern sie überlebt hatten, waren ohne Lohn und Abschied davon gehumpelt. Nadja Oreso und ihre Gefährten waren schon lange verschwunden, vermutlich waren sie bereits den Berg hinunter. Der Kau und Cor waren nach einer Weile, nachdem die Beben aufgehört hatten, durch ein Felsloch wieder in den Berg gekrochen, um nach ihrem Gebieter zu suchen. Von hier oben aus war der Weg nur kurz, da einige Kavernen zusammengefallen waren und Hohlräume freigelegt hatten. Wie durch ein Wunder aber hatten die Felsen über der uralten Stadt standgehalten, und abgesehen vom Schutt und einigen herumliegenden Felsbrocken war das antike Bauwerk noch zugänglich. Dort fanden die beiden Elfen den Getreuen, umgeben von Trümmern, über dem pulsierenden besetzten Knoten, und schleppten ihn mühsam nach draußen in die Nacht.
Und jetzt saßen sie ratlos da und wussten nicht, wie es weitergehen sollte. Würde der Getreue je wiedererwachen, oder war er nur noch eine leere Hülle? Wie konnten sie die Königin erreichen, um ihr zu berichten? Sie waren übereingekommen, das nächstgelegene Portal zu suchen, von dem aus vielleicht ein Zugang ins Schattenland möglich war.
Der Sturm um sie herum beruhigte sich, aber dafür regnete es jetzt in Strömen. Im Tal unten gingen nacheinander die Lichter wieder an, als die Notstromversorgung ansprang. Über ihnen dräute der zornige Berg, aus dem glühende Lava floss.
Bis jetzt waren kaum Auswirkungen durch das Setzen des Stabs zu spüren, doch das mochte sich bald ändern. Und der Getreue … konnte momentan nichts unternehmen, sollten sie in Gefahr geraten.
»Eine wunderbare Nacht«, knurrte Cor schließlich, sein Fell hing triefnass herab und klebte an ihm, sodass er noch grotesker aussah. Immerhin besagte seine Meckerei, dass er dabei war, sich zu erholen.
»Und wenn wir einfach gehen?«, fing der Kau plötzlich wieder an.
»Was meinst du damit?«
»Na ja, weil, die anderen sind auch abgehauen. Warum tun wir das nicht? Jetzt ist doch der Auftrag beendet, die Königin ist frei.«
Der Spriggans schüttelte sich, dass die Tropfen nur so davonsprühten und einen zweiten Schauer über den Kau ergossen. »Woher weißt du, dass die Königin frei ist?«
Der Kau machte einmal den Mund auf und zu. Seine langen Ohren, die neben der Kappe hervorstanden, hingen schlaff herunter. »Er hat’s doch gesagt!«, stieß er schließlich hervor.
»Auch der Getreue kann sich mal irren«, knurrte Cor.
»Aber … dann wäre doch alles umsonst! Auf keinen Fall, das kann nicht sein.« Nun schüttelte sich der Kau. »Die Königin ist frei. Und weißt du, warum? Ich bin nicht mehr an sie gebunden. Ich kann es ganz genau spüren! Ich bin nämlich auch frei!« Als begriffe er selbst jetzt erst, was er da sagte, sprang er plötzlich auf und hüpfte mit spindeldürren Beinen durch den nassen Lavasand. »Ich bin frei, hurra! Seit … seit … ach, ich kann gar nicht mehr so weit zurückdenken. Seit sie mir den Auftrag gab, das Schattenland auf sie vorzubereiten …«
»Krieg dich ein!«, keifte Cor. »Setz dich und erklär erst mal: Wieso solltest du das Schattenland auf sie vorbereiten? Das höre ich ja zum ersten Mal!«
Der Kau musste zuerst noch ein wenig herumspringen, bevor er wieder seinen Platz einnahm. Er strahlte, der Regen schien ihm nicht mehr das Geringste auszumachen. »Sie hatte damals so etwas wie eine Vision, das war noch vor dem Krieg, und schickte mich als Späher voraus. Und dann kam sie tatsächlich und baute ihre neue Residenz … den Rest kennst du von da ab selbst.«
Die Augen des Spriggans leuchteten in fahlem Gelb, als er das haarige Gesicht dem Gefährten zuwandte. »Und du meinst also, damit wäre deine Pflicht erfüllt und du kannst jetzt gehen.«
»Ja, wieso nicht?«, sagte der Kau eifrig. »Der Getreue kann mich nicht dran hindern. Und wenn er wieder aufwacht, bin ich schon weit weg, und er hat anderes zu tun als mich zu suchen. Und dich! Du bist doch überhaupt nicht gebunden, also gehst du mit!«
»Und wohin?«
»Egal! Die Menschenwelt ist groß, und wir könnten eine Menge Spaß haben! Bis die Zeit uns einholt …«
Die Stimme des Kau wurde leiser und erstarb schließlich, als er sah, dass der Spriggans nicht dazu bereit war.
»Ich gehe nirgendwohin«, erwiderte er. »Mein Platz ist bei Bandorchu.«
»Aber … aber …«, stammelte der dünne Elf verzweifelt.
»Ich war lange genug in der Verbannung!«, schrie Cor ihn mit schriller Stimme an. »Ich gehe in keine zweite! Und das wäre der Fall, wenn wir jetzt fliehen. Wir könnten nirgends mehr hin, wären selbst in der Menschenwelt ständig auf der Flucht, und die Heimat wäre uns für immer verschlossen!« Er wies um sich. »Denkst du, das hier will ich bis ans Ende meiner Tage? Oder dass ich so ende wie dieser Fiomha, in Scham und Schande, und als Mensch? Ich will endlich nach Hause!«
Die Ohren des Kau zitterten. »Aber du hasst ihn doch auch …«
»Natürlich hasse ich ihn, und ich fürchte die Königin, aber durch sie kann ich nach Hause zurück. Dann erst bin ich frei, verstehst du das nicht? Er würde es uns sowieso nie verzeihen, wenn wir verschwinden. Und eines Tages würde er uns finden, verlass dich drauf. Er vergisst niemals. Und du weißt, was mit all denen geschehen ist, die glaubten, er würde sich nicht mehr an sie erinnern.« Cor hob entschieden die Hand. »Geh, wenn du willst, ich halte dich nicht auf. Aber ich werde dich nicht schützen, wenn er nach dir fragt.«
Der Kau zog die Knie an, schlang die Arme darum, verbarg den Kopf darin und weinte bitterlich.
Cor klopfte Wasser aus seinen Ohrmuscheln. »Du bist ein hirnloser Trottel«, urteilte er abschließend. »Zuerst willst du die Kapuze lüften, dann willst du kneifen. Wie kam Bandorchu nur jemals darauf, ausgerechnet dir einen Auftrag zu geben?«
»W-w-weil …«, heulte der Kau.
»Ach, hör schon auf, ich will’s gar nicht wissen.« Cor unternahm einen ersten Versuch, sich aufzublasen, woraufhin ein weiterer Schwall Wasser aus seinen Ohren kam. Also