Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi Zietsch

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Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch Elfenzeit

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      »Also gut, kommen Sie erst einmal herein. Wollen Sie zuerst die Zimmer sehen? Ich gehe voran. Übrigens, ich bin Mrs O’Sullivan. Sagen Sie Anna.«

      Nadja folgte ihr. »Ich bin Nadja Oreso, mein Vater Fabio, und meine Freunde David und Rian Bonet.«

      »Freut mich! Machen Sie eine Rundreise? Das sollten Sie unbedingt, und sich viel Zeit nehmen, es gibt so viel zu besichtigen. So, sehen Sie hier, die beiden Zimmer. Nummer 5 gleich rechts, und die 9 den Flur runter, links. Die Schlüssel stecken.«

      »Was kosten sie?«, fragte Nadja, bevor Fabio etwas sagen konnte, und versetzte ihm einen leichten Stoß, um zu verhindern, dass er zu handeln anfing.

      Die Wirtin nannte den Preis, der Nadja völlig angemessen schien. Die Zimmer waren groß, hell und freundlich, mit viel Holz, knalliger Blumentapete, gemütlicher Sitzgelegenheit, eigenem Bad und Vorrichtungen zum Teekochen. Zum Abschluss fragte Mrs O’Sullivan, ob sie ein irisches Frühstück wünschten, und alle sagten begeistert zu.

      Dann konnte David sich nicht mehr zurückhalten: »Bitte, gibt es einen Pub hier in der Nähe?«

      Mrs O’Sullivan lachte. »Selbstverständlich! Sogar zu Fuß erreichbar, in zehn Minuten. Gehen Sie zurück zur Straße, dann rechts, und an der nächsten Kreuzung gleich wieder rechts. Da ist eine kleine Ortschaft, Boyne Hills heißt es, und der Pub Smoking Cat ist sehr beliebt. Keine Angst, natürlich raucht niemand mehr drin, und das Essen ist gut. Wenn Sie Glück haben, spielen dort heute Abend ein paar Freunde.«

      Nadja und Fabio nahmen nach kurzer Diskussion das erste Zimmer, die Zwillinge und die Kobolde das andere. Sie verabredeten sich eine halbe Stunde später und spazierten dann gemeinsam in den Pub, der tatsächlich nicht weit entfernt lag. Wie alle Pubs war das Smoking Cat vollständig mit Holz verkleidet und eingerichtet, mit schummriger Beleuchtung, jeder Menge Bier-Werbeblechschildern an den Wänden, Murphy’s Laws, Dartscheibe, ein paar gerahmte Fotos mit Berühmtheiten und sonstiger Krimskrams, den irgendwann mal jemand einfach hingepinnt hatte. Es ging bereits hoch her, von überall kamen Arbeiter, die schnell ein Pint vor dem Heimweg zu sich nahmen. Dazu ein paar verirrt wirkende, viel zu fein gekleidete Touristen, die solche eher einfachen Pubs abseits der gewohnten Pfade wohl nicht kannten, sowie Ortsansässige, und im Nebenraum eine kleine Gruppe Musiker, die temperamentvoll fiedelten. Sie verliehen den Traditionals oder kurz trads eine rockige Note, was sofort für viel Stimmung sorgte.

      »Hi folks, how’s the craic?«, rief der Barmann, als sie nach einem Platz Ausschau hielten. »Was geht ab, Leute?«

      Nadja kannte den Ausdruck, und sie antwortete: »Hauptsächlich Bier!«, woraufhin die Arbeiter grölend die Pintgläser hoben. Damit waren sie schon mal willkommen.

      »Hier gefällt’s mir«, sagte David grinsend.

      Während sie sich setzten, holte der Prinz Bier und Cider, und für sich und Fabio dazu zwölf Jahre alten Bushmills, »weil sich das so gehört«. Eine Weile saßen sie stillvergnügt um einen niedrigen wackligen Tisch auf schäbigen Ledersesseln und ließen alles auf sich einwirken. Pirx und Grog waren ebenfalls versorgt und achteten darauf, dass niemand über sie stolperte.

      »Also gut«, sagte Nadja, nachdem sie gegessen hatten, und packte Unterlagen über Irland aus ihrem Rucksack, von dem sie sich nie trennte. »Fangen wir an. Ich habe mich ein bisschen vorbereitet.«

      Sie unterhielten sich auf deutsch, das hier vermutlich niemand verstand, außerdem war es ziemlich laut und voll, und keiner achtete auf sie.

      »Newgrange wurde vor über fünftausend Jahren erbaut und ist damit älter als die ägyptischen Pyramiden«, fing sie an. »Das ist deswegen von Bedeutung, weil Newgrange selbst ebenfalls ein Kraggewölbe ist, wie es teilweise auch in Ägypten gebaut wurde, nur eben viel später. Das älteste dieser Gewölbe hier in Europa ist der Cairn von Barnenez in der Bretagne, sechseinhalbtausend Jahre alt. Man nimmt an, dass es sich in Newgrange um ein Ganggrab handelt, weil menschliche Überreste sowie verbrannte Knochen auf einer Art Altar gefunden wurden. Gleichzeitig aber ist es auch ein Kalenderbau, denn dreizehn Tage im Jahr, um die Wintersonnenwende, gelangt ein Sonnenstrahl ins Innere des Baus, genau in die Hauptkammer, auf den Altar. Damit ging es also nicht nur um den Tod, sondern auch um das neue Leben, das sich im Frühjahr regt. Deshalb geht die Öffnung nach Osten, zum Sonnenaufgang. Wie übrigens bei allen Tumuli – Tod bedeutet zugleich immer Leben. Die nahebei gelegenen Knowth und Dowth, die früher errichtet wurden, hingegen waren wohl keine reine Nekropolen, sondern dort lebten Menschen um ihren Tumulus. Die beiden Anlagen sind von der Gesamtfläche wegen der Nebengebäude größer, aber Newgrange ist das größte europäische Ganggrab.«

      »Wahrscheinlich«, sagte Fabio dazwischen, »halfen die Tuatha damals beim Aufbau, da einige Steine von sehr weit her kamen, die nur schwer transportiert werden konnten. Vielleicht hat sogar Fanmór selbst den Transport unterstützt. Das Volk, das Newgrange baute, ist unbekannt, es existierte lange vor den Kelten. Diese Megalithkultur war sehr spirituell, die Verbindung zur Geisterwelt nahe. Das kann man gut an den Mustern der behauenen Ringsteine erkennen. Vermutlich lebten sie mit den Tuatha in friedlicher Gemeinschaft und vermischten sich sogar.«

      Nadja fuhr fort: »Das Ganggrab ist rund zwanzig Meter lang und endet in einer kreuzförmigen Hauptkammer mit drei Nischen. Das innere Kraggewölbe ist sieben Meter hoch und bis auf den heutigen Tag zu hundert Prozent regendicht. Kein Tropfen Wasser gelangte jemals seit der Erbauung ins Innere.« Sie öffnete einen Reiseführer und zeigte einige Bilder des äußeren Rundbaus mit der schwarzweißen Steineinfassung beim Eingang.

      »Sieht sehr modern aus«, befand Pirx.

      »Es handelt sich hier um eine umstrittene Rekonstruktion«, erklärte Nadja. »Die Steine fand man aber genau hier, und eine Führerin hat mir erzählt, dass sie exakt so, wie sie gefunden worden waren, wieder eingepasst wurden. Angeblich wurde kein Stein hinzugefügt, es blieben sogar ein paar übrig, die sie in einem Korb beim Eingang sammelten. Jahrtausendelang hat wohl niemand die Quarze geholt, um sie selbst zu verwenden. So wird es hier erzählt, in Führern steht wieder was anderes. Außerdem fehlen von der Steinumfassung mit Monolithen zwei Drittel, diese schweren Brocken sind irgendwie abhandengekommen.«

      »Aber eine Tatsache ist«, sagte Fabio, »dass dieses Gebiet gemieden und nicht besiedelt wurde, auch nachdem das Grab längst vergessen und mit Bäumen und Gras überwuchert war. Selbst Wikinger oder sonstige Grabräuber, die überall auf den Inseln Vandalismus betrieben, haben dieses Grab nie betreten. Dass sie es nie entdeckten, ist unwahrscheinlich, Knowth und Dowth in der Nähe haben sie auch gefunden. Daher wurde in Newgrange nicht die Decke aufgebrochen, wie sonst üblich, weswegen wir heute immer noch in der Lage sind, diese hohe Baukunst zu bewundern – egal, ob von Menschen oder Elfen errichtet.« Er hob die Hände. »Ich habe nichts damit zu tun, falls ihr das annehmen wolltet, mein Spezialgebiet war Venedig – und Jahrtausende später.«

      »Also haftet etwas Mystisches diesem Ort an?«, fragte Rian.

      Fabio und Grog hoben die Schultern. »Es muss wohl so sein.«

      »Ganz sicher«, bestätigte Nadja. »Ihr werdet es feststellen, wenn wir morgen hingehen. Obwohl es heutzutage ein fürchterlicher Touristenrummel ist, vor der EU-Umstellung und den EU-Fördergeldern muss es anders gewesen sein, erhabener, weil man es besser auf sich einwirken lassen konnte.«

      »Fabio, hast du eine Vorstellung, wo dieses Zeitgrab genau liegt?«, fragte David.

      »Ich hoffe, wir entdecken es, wenn wir drin sind«, antwortete der Venezianer.

      »Was genau ist denn nun dieses Zeitgrab?«, wollte Pirx wissen.

      »Ein

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