Elfenzeit 5: Trugwandel. Uschi Zietsch

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Elfenzeit 5: Trugwandel - Uschi Zietsch Elfenzeit

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verbotenen Raum und sank dann schwach aufs Bett. Kurzzeitig schwanden ihm die Sinne, und er hatte Mühe, seine Gedanken beisammen zu halten. Was war nur mit ihm los? Hatte er die kaum wiedergewonnenen Kräfte nun zu sehr verausgabt? Wieso gelang es ihm nicht, die brennende Aura im Zaum zu halten? Ging es … etwas schon aufs Ende zu?

      Das durfte nicht sein. Nicht jetzt, so kurz vor dem Ziel!

      Hatte er etwas übersehen? Wirkte etwa immer noch ein Fluch Morganas in ihm nach, den er nicht bemerkt hatte? Hatte die Skylla ihm mehr entrissen, als er angenommen hatte?

      Hilflos suchte er Zuflucht in der Geisterwelt, doch sie war ihm versperrt, er hatte selbst dafür nicht mehr genug Kraft. Irgendetwas blockierte ihn völlig. Im Augenblick war er wahrscheinlich nicht einmal in der Lage, durch das Portal in die Menschenwelt zu gehen.

      Denk nach, ermahnte er sich. Denk nach, denk nach!

      Die Lösung war nahe, das spürte er, aber er wusste nicht, ob er sie festhalten konnte.

       Denk nach!

      Der Meidling hatte es gesagt: Er hatte immer in der falschen Richtung gesucht. Das musste es sein!

       Vertikal.

       Bandorchu ist in der Vergangenheit gelandet!

      Der Getreue sprang auf. Was war nur los mit ihm? Verlor er den Verstand? Seine Aura brannte heller denn je. Er musste handeln, sofort!

      Da schlug der Blitz in ihn ein.

      *

      Gofannon wollte nicht mehr warten. Einst war er der Königin freiwillig ins Exil gefolgt, weil er sich den Platz an ihrer Seite erhoffte. Deshalb hatte er jetzt den Schwur geleistet, denn eine andere Zukunft hatte er nicht. Er war ein Gott, der mit einem Boon belegt war. Jedes Mal, wenn er in die Menschenwelt ging, fand er sich in einem Attentäter wieder und musste dessen blutiges Werk vollenden. Befreit werden konnte er nur, wenn sein unfreiwilliger Wirt starb. Das wäre ein paar Mal schon beinahe schiefgegangen – dachte er etwa an diesen Guy Fawkes, der die Sache mit dem Parlament abblasen wollte, nachdem er aufgeflogen war. Es hatte Gofannon eine Menge Mühe gekostet, den Mann dazu zu bringen, trotzdem an seinem Plan festzuhalten und dafür gehängt zu werden. Danach war er frei und konnte ins Schattenland zurück, zu seiner geliebten Königin.

      Ja, Götter konnten im Gegensatz zu den Elfen lieben, doch selten schmerzte es so sehr wie bei Gofannon, wenn die Zuneigung unerfüllt blieb. Darüber waren Götter normalerweise erhaben, auch er. Bis Fanmór den dicklichen alten Gott seines Schutzes beraubt hatte, und seither litt er Qualen, sobald er Bandorchu erblickte, oder wenn ihr Name fiel, oder wenn er, was mehrmals am Tage vorkam, an sie dachte.

      Ebenso leidenschaftlich allerdings brannte sein Hass auf den Getreuen in ihm, der Gofannon den ihm zustehenden Platz weggenommen hatte.

      Und nun war die Königin fort und der Getreue hatte alle anderen hereingelegt und einen Schwur leisten lassen, der sie in Sklaverei band, bis ans Ende aller Tage – oder bis die Königin sie daraus entließ. Gofannon hatte den Getreuen sofort durchschaut, doch er hatte nichts dagegen unternommen, dazu hatte er keinerlei Grund. Die Geschicke der Elfen waren nicht sein Metier, seine Göttlichkeit hatte sich auf anderen Ebenen bewegt. Die Elfen waren selbst für sich verantwortlich, und er … nun, er hatte mitgemacht, weil er die Königin nicht verlassen wollte. Er würde weiterhin ausharren und auf seine Stunde warten, die eines Tages kommen sollte. Eines Tages würde der Widerstand der Königin weichen, und sie würde ihm endlich ihre Aufmerksamkeit schenken, und zwar auf liebevolle Weise. Sie würde ihm sein Versagen vergeben, dass er damals im Krieg Fanmór nicht töten konnte, und seinen Fluch mit einem Obán von ihm nehmen. Dazu war Bandorchu in der Lage, dessen war der Gott gewiss. Und dann würde er ihr Vertrauter werden; na schön, vielleicht nicht an ihrer Seite, doch nah dabei. Er hatte genug Ideen, wie sie ihre Herrschaft über die Menschen ausüben würde. An der Anderswelt war Gofannon nicht interessiert. Dort mochte der Getreue an ihrer Seite bleiben und sie beschützen.

      Gofannon nahm den letzten Gedanken sofort wieder zurück. Was für eine idiotische Vorstellung. Der Getreue war ja nicht einmal jetzt in der Lage gewesen, sie zu beschützen. Bandorchu war spurlos verschwunden und ihr Liebhaber hatte keine Idee, sie zu finden. Abgesehen davon, dass er wie ein Dämon unter dem Volk der Verbannten wütete, trug er nichts Produktives bei.

      Jetzt zeigte sich, dass der dicke Gott schon von Anfang an das Richtige vermutet hatte: Dieser Mann, der sich geheimnistuerisch verhüllte, war völlig unfähig. Ein Versager, Blender, der es geschickt verstand, Angst und Schrecken zu verbreiten, in Wirklichkeit aber so harmlos war wie eine Nacktschnecke. Und wahrscheinlich auch genauso aussah. Tricks waren es, nichts weiter, und nun kam die Wahrheit endlich ans Licht, nachdem nach und nach alles rundherum zusammenbrach. Offensichtlich hatte seine Fassade nur so lange Bestand, wie die Königin ihre schützende Hand über ihn hielt. Ohne sie war er – ein Nichts, der Lächerlichkeit preisgegeben.

      Gofannon würde nicht mehr länger warten. Nun nahm er die Sache selbst in die Hand, würde durch das Portal in die Menschenwelt gehen, Fluch hin oder her, und dort nach Bandorchu suchen.

      Entschlossen machte er sich auf den Weg zu Bandorchus Gemach; der Weg dorthin war ihm vertraut, auch wenn er bisher nie weiter als bis zur Tür gekommen war. Niemand vertrat ihm den Weg, die Wachen hatten ihren Platz schon lange verlassen, und auch sonst hielt sich keiner hier auf, nicht einmal eine Zofe. Sie wagten sich nicht mehr hierher.

      Geduckt schlich der dicke Gott den Gang entlang, jederzeit auf Entdeckung gefasst, und legte sich eine Ausrede zurecht, was er hier zu suchen hatte. Für einen Moment stutzte er, als er die Tür zu Bandorchus Schlafgemach zum ersten Mal unverschlossen fand. In der Tat, nichts war mehr so wie früher. Solange die Königin hier gewesen war, hatte es diese Nachlässigkeit in der Disziplin nicht gegeben.

      Forsch, mit geraden Schultern, schritt Gofannon aus, jetzt gab es kein Zurück mehr. Er ließ sich nicht aufhalten. War er ein Gott oder nicht? Es wurde Zeit, dass er sich daran erinnerte!

      Behutsam schob er die Tür weiter auf – und blieb erstarrt stehen, als er einen großen dunklen Haufen vor dem Bett liegen sah. Gofannons verfluchtes, von jeglichem Schutz verlassenes Herz raste. War das dieser Mensch, den sie alle »Hündchen« nannten, aus Venedig?

      Nein, dieser Körper war viel zu groß, und außerdem lagen auf der anderen Seite des Bettes die leeren Ketten.

      Moment … Was?

      Gofannons Schrecken wandelte sich in Verblüffung. Der Mensch war fort? Wie ging das zu? War er etwa zusammen mit der Königin verschwunden? Hatte sie ihn mitgenommen? Aber nein, das war unmöglich. Kein Mensch könnte jemals solche Bedeutung erlangen. Da musste etwas anderes passiert sein … vermutlich war er beseitigt worden, auch wenn es keine Blutspuren gab. Aber sicherlich hatte ihn jemand fortgebracht und dann das Werk weitab neugieriger Augen vollendet.

      Aber was hatte dann dieser dunkle Haufen zu bedeuten, der …

       Oh.

      Gofannons Herzschlag sprengte ihm beinah die Brust. Er ist es!

      Der Getreue. Lag dort vor dem Bett, hilflos, bewusstlos auf dem Boden. Die kalte Aura hatte ihn völlig verlassen, jetzt schien sie eher … ja, zu brennen? Konnte das sein? Aber wie wäre sein Zustand sonst zu erklären?

      Grimmiger Hass, Hohn, wilde Freude spiegelten sich auf dem zerfurchten Gesicht des Gottes. Endlich! Sein Rivale war geschlagen, vernichtet, am Ende seiner Kräfte. Wie auch immer das geschehen

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