Elfenzeit 4: Eislava. Verena Themsen

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Elfenzeit 4: Eislava - Verena Themsen Elfenzeit

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zu lassen, hallten Mats Worte durch Rians Gedanken. Sie verbreiten Leichengift …

      Die Elfe zog den kleinen Dolch, den sie mit sich führte; der einzige Kompromiss, den sie an Waffen machte. Im Gegensatz zu David hatte sie sich nie dafür begeistern können.

      »Rian«, hörte sie in diesem Moment ihren Bruder rufen. »Du … was machst du hier?«

      »Ich ziehe dich aus dem Mist, in den du dich mal wieder reingeritten hast«, antwortete sie. Erneut wich sie ein Stück nach hinten, die Klinge vor sich gehalten. »Aber es wäre nett, wenn du dich ein wenig beteiligen würdest.«

      Der Draugr hatte die Glastür erreicht und stieß sie ganz auf, ehe er hindurchtrat. Von der Wucht seines Stoßes wurde die Tür über den Anschlag hinausgetrieben und verkantete sich in der Schiene. Mit einem Knacken entstand ein Riss quer über das Glas. Der Draugr trat über die Schwelle und blieb stehen. Sein Blick pendelte zwischen Rian und Mats, als könne er sich nicht entscheiden, wem er sich zuerst zuwenden sollte.

      »Mats, wie tötet man einen Draugr?«, fragte Rian, während sie beide ein Stück weiter zum Rand der Terrasse zurückwichen.

      »Das ist nicht sicher«, antwortete Mats mit vor Aufregung heiserer Stimme. Er hielt die Axt ähnlich abwehrend vor sich wie Rian den Dolch. »Angeblich muss man ihnen den Kopf abschlagen, ihn an ihr Gesäß legen und sie dann verbrennen. Ausprobiert habe ich das natürlich noch nicht.«

      Rian riskierte einen Blick vorbei an dem Draugr. Die Frau hatte sich wieder aufgerichtet und musterte die Szene mit verkniffenem Gesicht. Nichts war mehr von der Schönheit zu erkennen, die Rian vorher im Gasthaus aufgefallen war. Die Augen glühten in hellem Schwefelgelb, ihr Gesicht wurde von einer großen Hakennase beherrscht, und das Haar hing ihr in filzigen Strähnen um das Gesicht. Wo die Bluse noch immer offen stand, konnte man unter faltiger grauer Haut ihre Rippen erkennen. Ihr Busen hing schlaff herunter und die breiten Hüften stachen knochig selbst durch den Stoff ihres engen Rockes hervor.

      Ganz sicher nicht das Schönheitsideal, das David normalerweise verfolgt, schoss es Rian mit einer gewissen Schadenfreude durch den Kopf.

      Ihr Bruder hatte die Lähmung anscheinend noch nicht ganz überwunden, die ihn erfasst hatte. Er hatte die Hand von seinem Kopf genommen, und Rian stellte erleichtert fest, dass er nicht verletzt war. Aber sein herumirrender Blick ließ vermuten, dass er noch immer Schwierigkeiten hatte, die Lage klar zu erfassen.

      Der Untote verharrte weiterhin unschlüssig im Durchgang. Er hatte beide Hände erhoben, um auf sie und Mats zu zeigen, und sein Blick ging zwischen ihnen hindurch in die Nacht. Erst als sie das kurze Aufwallen starker Magie bemerkte, wurde Rian klar, dass er nicht etwa aus Unentschiedenheit zögerte.

      Sie fuhr mit einem Warnschrei herum, doch sie sah nur noch einen schwarzen Brocken heranzischen, ehe etwas gegen ihren Kopf schlug und sie herumwarf. Schmerz explodierte in ihrem Schädel und ließ sie weiter taumeln. Der Dolch entglitt ihrer Hand, schlug klirrend auf der Terrasse auf, während Schwärze hinter ihren Augen aufstieg und ihre Knie nachgaben. Den harten Aufprall auf dem Stein spürte sie nicht mehr.

      »Vorsicht!«

      Der Aufschrei seiner Schwester riss David endgültig in die Gegenwart zurück. Mit einem Brüllen sprang er vor, doch ein anderer stand bereits zwischen Rian und dem sich auf sie zu schleppenden Draugr. Der alte Mann, der mit Rian gekommen war, hatte sich bei ihrem Ruf zur Seite geworfen, und ein ähnlicher Gesteinsbrocken hatte ihn daher lediglich am Oberarm gestreift. Hastig raffte er sich wieder auf und stand nun mit drohend erhobener Axt schützend vor Rians reglosem Körper. Den Draugr schien das nicht zu irritieren.

      »Du wirst das Mädchen nicht retten können, Elf«, hörte David Birte mit schnarrender Stimme sagen. »Genausowenig wie dieser pathetische Alte da draußen. Mein Diener wird euch allen das Licht auslöschen.«

      In diesem Moment ließ Mats seine Axt auf den ausgestreckten Arm des Draugr niedersausen, und wie zur Bestätigung von Birtes Worten prallte der Stahl einfach zurück. Die Waffe entglitt den Händen des Alten und flog in die Nacht hinaus, während er mühsam um sein Gleichgewicht kämpfte.

      David fuhr zu Birte herum, sprang über den umgestürzten Sessel und packte sie. Ehe sie reagieren konnte riss er sie grob hoch und zog sie in seinen Würgegriff. Ihr Aufschrei erstickte in einem Gurgeln.

      »Wenn du ihn nicht aufhältst, bringe ich dich um«, zischte David.

      Befriedigt stellte er fest, dass Birtes Schrei den Draugr innehalten ließ. Langsam drehte der Untote sich um und heftete das rote Glühen seiner Augen auf David.

      Der Elf drückte kurz fester zu. »Also?«

      Birte kicherte. »Wenn du mich tötest, wird er erst recht über euch herfallen«, sagte sie. »Dann kann ihn nichts mehr aufhalten. Du solltest dir das gut überlegen.«

      »Ich habe aber auch keinerlei Grund, dich am Leben zu lassen, wenn du nicht tust, was ich sage«, erwiderte David. »Und ich hätte gute Lust, mich dafür zu rächen, dass du mich in diese Falle gelockt hast.«

      Der Draugr hatte sich auf die Glastür zu in Bewegung gesetzt. Offensichtlich betrachtete er nun David als die Hauptgefahr und hatte die anderen beiden vergessen. Der Alte hockte neben Rian und versuchte, sie zu sich zu bringen.

      Mein Dolch, dachte David. Er ist im Mantel. Ich muss an ihn herankommen. Er gehört zu den Waffen, mit denen man auch Untote verletzen kann. Fieberhaft überlegte er, wie er an den Mantel gelangen konnte. Den alten Mann konnte er nicht schicken, der würde den Dolch nicht berühren können. Elfenwaffen wehrten sich gegen Sterbliche, außer, sie wurden für diese geschaffen. Rian war bewusstlos. Er musste selbst an die Garderobe gelangen.

      Mit Birte fest im Griff bewegte sich David rückwärts um den umgestürzten Sessel herum, immer den Körper der Frau zwischen sich und dem Draugr. Das Wesen zögerte, doch da es keinen anderen Befehl bekam, folgte es ihnen. David bewegte sich in einem Bogen hinter der Couch herum, Richtung Tür. Er wollte den Draugr ausmanövrieren, doch die sich schlaff hängenlassende Birte behinderte ihn so sehr, dass er sich trotz Zögern nicht schneller bewegen konnte als der Untote.

      »Greif ihn dir, Ole!«, kreischte die Frau plötzlich. »Kümmer dich nicht um mich! Reiß ihn in Stücke!«

      David war versucht, ihr in diesem Moment mit einem schnellen Griff das dürre Genick zu brechen. Doch tot nutzte sie ihm weniger als lebendig, und so entschied er sich für das nächstbeste. Als der Draugr sich mit ausgestreckten Armen nach vorn stürzte, stieß er Birte in dessen Arme. Gleichzeitig packte er die Whiskyflasche und schleuderte sie auf den Draugr. Bei dem Aufprall an seinem Schädel öffnete sie sich, und der Inhalt ergoss sich über den Untoten. David hechtete gleichzeitig auf die Tür zu. Der Draugr stieß die kreischende Birte zur Seite. Der Prinz erreichte endlich seinen Mantel, riss den Dolch an sich und kehrte ins Zimmer zurück. Erleichtert sah er, dass Rian sich aufrichtete, wenngleich mit benommenem Blick. Er sprang an dem zupackenden Draugr vorbei und war mit zwei weiteren langen Sätzen auf der Terrasse, neben seiner Schwester. Der alte Mann suchte im Halbdunkel draußen nach seiner Axt.

      Der Draugr streckte die Hände aus. Am Rand der Terrasse lösten sich Steine aus der Pflasterung und rasten auf die Elfen zu. Mit Schwung warfen sie sich beide jeweils zur Seite und rollten sich weg, während die Steine mit dumpfem Knall an der Hauswand auftrafen und die Scheiben der Glastüren durchschlugen. Noch am Boden kauernd sah David sich nach weiteren Geschossen um, doch es schien eine Atempause zu geben, während der Draugr durch die Türöffnung auf die Terrasse trat.

      Erneut hob der Untote die Hände,

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