Elfenzeit 4: Eislava. Verena Themsen

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Elfenzeit 4: Eislava - Verena Themsen Elfenzeit

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huschte den Gang entlang, und Ainfar spürte körperlich, wie Blick und Aufmerksamkeit von Bandorchus Verbündetem sich von ihm lösten. Die lange schwarze Kapuzenkutte des Getreuen raschelte, als er herumfuhr. Im nächsten Moment war ein Quieken zu hören. Ainfar drehte langsam den Kopf. Eine kleine wollige Gestalt wand sich im Griff des Getreuen und strampelte. Knopfaugen schillerten zwischen den wuschligen Haaren hindurch, und ein ebenso kleiner Mund stand weit offen. Langgezogenes Winseln drang daraus, während der Getreue das Wesen am Fell in die Luft hob.

      »Und was treibt dich hierher? Du hast momentan keine Aufgabe, oder? Ich werde schon etwas für dich finden …«

      Das Winseln stieg zu einem durchdringenden Klagelaut an, und der kleine wollige Kerl schlug mit dürren Ärmchen und Beinchen um sich im Versuch, sich aus dem Griff des Hünen zu befreien. Doch all seine Anstrengungen waren vergeblich. Mit langen Schritten ging der Getreue den Gang hinunter, das gefangene Kerlchen fest in seiner Hand, und redete leise weiter mit seiner heiseren Stimme, als wolle er nur plaudern.

      Die Kälte ließ nach, und Ainfar schüttelte sich.

      Mit einer Handbewegung löste er die Windwirbel auf, raffte sein Gewand und rannte so schnell er konnte den Gang in der entgegengesetzten Richtung hinunter.

      3.

       Weltenschatten

      »David, nein!«

      Die Köpfe der Wasserwesen fuhren herum, tiefschwarze Augen begegneten Davids Blick, während er vorstürmte, und als seien sie eine Einheit, hob jedes der Wesen gleichzeitig die freie Hand in seine Richtung. Im nächsten Moment traf David eine Strömung, die ihn mit sich fortriss, weg von Rian, und gegen eine Wand schleuderte. Schmerzhaft stachen die kleinen Unregelmäßigkeiten der Felswand in seinen Rücken, und der Langdolch entglitt ihm. Hilflos in der Strömung gefangen hing er an der Wand, kaum fähig, seine Finger zu bewegen oder unter dem Druck gegen seine Brust zu atmen.

      Neun Speere hoben sich.

      »Nein! Aufhören!«

      Rians Stimme klang verzerrt, doch sie erhob sich sogar über das Rauschen des Wassers in Davids Ohren. Die Wesen zögerten, tauschten Blicke untereinander aus. Dann, mit ebensolcher Gleichzeitigkeit wie die vorherige Bewegung, senkten sie ihre Hände wieder. Die Strömung verschwand, und David sank langsam am rauen Stein entlang zu Boden. Erst jetzt spürte er all die kleinen Blessuren, die er schon auf dem Weg hierher davongetragen hatte. Zusammen mit dem Muskelschmerz, der wohl mindestens ebenso sehr von der Unterkühlung rührte wie von der Anstrengung, fühlte sich David so zerschlagen, dass er am liebsten liegengeblieben wäre, um etwas zu schlafen.

      Er rappelte sich hoch und bückte sich nach seinem Dolch. Niemand hinderte ihn daran, die Waffe aufzunehmen, obwohl die Bewohner dieser Unterwasserburg ihn mit misstrauischen Blick musterten. Langsam richtete er sich wieder auf, wog die Waffe kurz in seiner Hand und steckte sie dann zurück.

      »Was passiert hier, Rian?«, fragte er, ohne die Schuppigen aus den Augen zu lassen.

      Seine Schwester hob die Hände in einer beschwichtigenden Geste, ob gegenüber ihm oder den Wasserwesen, war nicht ersichtlich.

      »Sie brauchen Hilfe, David«, erklärte sie. »Was genau los ist, weiß ich auch noch nicht, aber es scheint sehr ernst zu sein.«

      David schnaubte. Auf einmal schlug all seine Sorge in Wut um. »Crain braucht unsere Hilfe. Unsere ganze Welt braucht sie! Nebenbei schützen wir die Menschheit vor Bandorchu. Meinst du nicht, damit haben wir genug Probleme am Hals?«

      »David!«

      »Rian, diese Leute haben dich entführt! Das ist in meinen Augen nicht die Art, wie man sich des Wohlwollens und der Hilfe anderer versichert!«

      »Sie haben Angst!«

      »Und ich? Glaubst du, ich hatte keine Angst?« Er brüllte, und er sah, wie Rian ebenso wie die Wesen zusammenzuckte. Es ernüchterte ihn, und er strich sich mit einer Hand durch das Haar und schüttelte den Kopf.

      »Entschuldige, Rian. Ich wollte nicht mit dir streiten.«

      »Sondern mit ihnen, ich weiß«, antwortete sie mit einem schiefen Lächeln, das den verletzten Blick jedoch nur schwach kaschieren konnte.

       Warum scheint es, dass ich die, die mir am nächsten stehen, am meisten verletze?

      Wieder spürte er das leise Ziehen in seiner Brust. Eine Seele. Für was konnte so eine Seele schon gut sein? Früher hatte er sich nie Gedanken über andere gemacht. Seine Gefühle, sein Wohlbefinden waren alles gewesen, was gezählt hatte. Er hatte in den Tag hinein gelebt, zu seinem eigenen Vergnügen, und nichts anderes hatte man von ihm erwartet. Selbst auf Rian hatte er keine besondere Rücksicht genommen. Aber jetzt … die Zeiten, da er sich um nichts Sorgen gemacht und für nichts Verantwortung übernommen hatte, waren vorbei. Denn Nadja und sein Kind brauchten ihn. Könnte er das, was schon gewachsen war, überhaupt wieder herausreißen?

      Er seufzte und sah zu den Wasserleuten. »Also gut. Was für ein Problem gibt es, und warum glaubt ihr, dass wir euch helfen können?«

      David sah sich aufmerksam in dem neuen Raum um, in den ihre Gastgeber sie geführt hatten. Er lag ein gutes Stück weiter innen in dem verschlungenen System von Tunneln und Hohlräumen, das dieses Volk im porösen Fels erschaffen hatte. Während die Ankunftshöhle völlig kahl gewesen war, verzierten in dieser lange Tangwedel die Wände, und in Muster geflochtene Netze hingen von der Decke. Einige davon trugen Schalen mit leuchtenden Pflanzen, andere fungierten als Sitzgelegenheiten, in denen David, Rian und zwei der Wesen jetzt saßen. Glimmereinschlüsse in den Felsen rings herum brachen das Licht der Pflanzen und streuten buntschimmernde Strahlen in den ganzen Saal.

      Am hinteren Ende des Raums erkannte David ein breit ausgespanntes Geflecht, in dem ein weiteres der Wesen ruhte. Es war fast doppelt so groß wie die anderen, und deutlich runder, fast schon aufgequollen. Schlierige Schatten, die nicht vom Zwielicht des Raumes herrühren konnten, waberten wie treibende Schleier um den Körper herum.

      »Wir sind Nöck-Nareva«, begann einer der beiden Wassermänner, die bei ihnen saßen. »Und dort vorn liegt unserer aller Mutter, Nareva. Wir fürchten, sie wird sterben.«

      »Und wenn Nareva stirbt, stirbt Nöck-Nareva«, fuhr der andere nahtlos fort.

      Erneut sah David zu der Nöck-Schwarmmutter. Waren die Schatten, die sie umschwebten, ein Auswuchs ihres schlechten Zustands?

      »Ist sie krank?«, fragte er.

      Die beiden schüttelten den Kopf.

      »Etwas hat sie befallen, das nicht von hier ist«, sagte der Erste.

      »Wir denken, es kommt aus dem Totenland«, fuhr der andere fort, und der Erste setzte hinzu:

      »Und du trägst einen Hauch desselben Todesschattens.«

      Erstaunt sah David zu den Nöcks, doch sie schauten Rian an, nicht ihn. Mit einem Ruck drehte er den Kopf zu seiner Schwester, und sie zuckte die Achseln. Was die Nöcks gesagt hatten, schien Rian nicht zu erstaunen.

      »Die anderen haben mir vorhin schon etwas Ähnliches gesagt«, erklärte die Elfe. »Nach dem Durchgang haben sie kurz angehalten, um mir zu erklären, dass sie meine Hilfe bräuchten. Sie meinten, sie hätten mich ausgesucht, weil ich die Ausstrahlung Annuyns noch

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