Elfenzeit 4: Eislava. Verena Themsen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Elfenzeit 4: Eislava - Verena Themsen страница 9

Автор:
Серия:
Издательство:
Elfenzeit 4: Eislava - Verena Themsen Elfenzeit

Скачать книгу

zu sehen, ehe es sich auseinanderzog und den Blick in ein ebenmäßiges Grau frei gab, in dem es keine Fragen und keine Leiden mehr gab. Einfach nur Ruhe, und sich treiben lassen.

      Gewaltsam riss David seinen Blick los und drehte den Kopf weg.

       Rian!

      Schlaff hing sie in seinen Armen, das Band zu ihr wirkte seltsam unwirklich, wie Stoff, der zu lange der Witterung ausgesetzt wurde. Er erkannte, dass er sich hatte ablenken lassen. Der Schatten wurde unaufhaltsam vom Tor angezogen und hatte sich halb aus Rian gelöst. Entweder klammerte er sich noch zu sehr an Rian fest, oder aber sie spürte den Sog des Leuchtens noch stärker als David, denn Rians Schatten löste sich ebenfalls.

      »Rian!«, rief David laut. »Rian! Halt dich fest! Bleib hier! Bleib bei mir!«

      Er griff nach ihr aus über das brüchige Band, versuchte, es mit seinem Geist wieder zu stärken, die Fäden nachzuweben und zu sichern. Rian öffnete die Augen, doch sie waren glasig und starrten in das Leuchten. David schob sich neben sie, ohne sie loszulassen, legte die Hand an ihr Kinn und zwang ihren Kopf zu sich herum. Ihr Widerstand war gering, aber spürbar. Er sah sie an, auch wenn es für ihn bedeutete, wieder auf das Leuchten zu sehen. Doch es interessierte ihn nicht mehr.

      »Rian, sieh mich an«, forderte er. »Sieh mich an! Geh nicht!«

      Sie sah ihn an, ohne ihn wahrzunehmen. Der fremde Geist hatte sich inzwischen fast gänzlich gelöst, und seine Schlieren hingen lang auseinandergezogen zwischen dem grauen Schimmern knapp über Rians Haut, das ihr Schatten war, und dem Grau Annuyns.

      »Rian, du gehörst dort nicht hin«, rief David beschwörend. »Du gehörst hierher! Nach Earrach, nach Crain! Kämpfe dagegen an! Bleib bei mir! Du gehörst nicht zu Samhain, du gehörst zu mir!«

      Das schwache Heben und Senken ihrer Brust war das einzige Zeichen, dass sie noch lebte. Dann blinzelte sie kurz und bewegte die Lippen. David lehnte sich vor.

      »Tu ich das?«, flüsterte sie.

      Ein noch dunklerer Schatten huschte jenseits des Tores vorbei, und als hätte etwas die schwarzen Fetzen gepackt und zöge daran, rasten die Reste durch das Loch hindurch. Kaum war die letzte Spur des fremden Geistes on Annuyn, stürzten die Ränder zusammen. Für einen Augenblick bildete sich ein grell aufleuchtender goldener Punkt, dann verschwand auch dieser.

      Rian blinzelte erneut und runzelte die Stirn.

      »David?« Sie klang erstaunt, als habe sie nicht erwartet, ihn zu sehen.

      »Rian?«, gab David mit von Erleichterung genährter Belustigung zurück.

      Sie versuchte, sich aufzusetzen. »Du kannst mich jetzt wieder loslassen«, bemerkte sie.

      »Wenn du darauf bestehst …« David öffnete die Arme. Ihre Haut fühlte sich wieder warm und weich an. Keine Spur der Kälte war zurückgeblieben.

      Jubelgeräusche brachen um sie herum aus, die Luft in Perlen aufsteigen ließ, glänzend durch das Licht der Pflanzen. Gurgeln und Pfeifen erfüllte die Luft, Töne, die von höchsten Höhen in tiefste Tiefen und wieder zurück schwankten. David sah auf die Schwarmmutter. Die Schlieren waren gänzlich verschwunden, und auch wenn ihr Körper noch immer Anzeichen der Schwächung aufwies, kam es ihm so vor, als würden die Schuppen bereits heilen.

      »Wir danken euch!«, rief einer der Nöcks.

      »Ihr habt uns geheilt!«, fiel ein anderer ein.

      »Und wir werden unser Wort halten und euch weiter helfen«, ergänzte ein Dritter.

      »Sobald ihr es wollt.«

      David musterte Rian. »Wie geht es dir? Willst du dich ein wenig ausruhen?«

      Sie schüttelte den Kopf, strich sich über das Haar und rückte ihre Jacke zurecht, die durch die Ereignisse etwas in Mitleidenschaft gezogen worden war. Mit Bedauern im Blick sah sie einigen Pailletten nach, die sich gelöst hatten. »Mir geht’s gut. Eigentlich möchte ich möglichst schnell ins Trockene und Warme.«

      David nickte. »Bringt uns bitte zurück zu unserem Schiff und helft uns, so schnell und weit wie möglich nach Norden zu kommen.«

      »Wir können euch ein ganzes Stück weit von der Tidenwelle tragen lassen. Wir verstärken sie in der Nacht, sodass sie euch den Fluss hinaufträgt.«

      David hatte den Überblick verloren, welcher Nöck wann was sagte, und wann ihre Sätze ineinander übergingen. In Wirklichkeit, das wurde ihm klar, sprach ohnehin die ganze Zeit nur eine – Nöck-Nareva.

      »Wir möchten euch aber noch etwas schenken.« Die Schwarmkönigin streckte eine Hand aus, und eine durchsichtige Kugel schwebte auf sie zu, die nur dadurch zu sehen war, weil sie das Licht in der Bewegung anders brach. Die Nareva nahm die Kugel in beide Hände. Langsam schrumpfte sie und wurde dabei milchig. Die Hände berührten sich, doch die Nareva führte die Handflächen weiter zueinander. Als sie die Hände wieder öffnete, lag eine Perle von perfekter Form darin. Sie reichte sie Rian.

      »Diese Perle ist Wasser, wie ihr es von hier kennt, Wasser, in dem ihr atmen könnt und das euch Schutz geben wird, gegen viele Dinge. Es soll der Dank sein für das, was ihr getan habt.«

      Rian nahm die Perle entgegen und betrachtete sie staunend. Sie war glatt und schimmerte in herrlichem Perlmutt. Die Elfe sah die Schwarmkönigin an und nickte mit einem Lächeln. »Die Schuld ist beglichen.«

      Die Nöcks verneigten sich vor den Zwillingen. »Wir danken euch!«

      Die Tidenwelle trieb sie schneller voran als der schwache Nachtwind es vermocht hatte. Es war eine Welle der Anderswelt, die in beiden Welten ihre Wirkung hatte und sie auch über diejenigen Flüsse nach Norden trieb, die in der Welt der Menschen lagen. »Hütet euch vor den Trollen«, hatte die Schwarmkönigin zum Abschluss gewarnt. »Sie sind immer noch unter den Menschen des Nordens aktiv, manchmal im guten, manchmal im schlechten Sinne. Sie kennen keine Treue und Regeln interessieren sie nicht. Sie nutzen die Macht der Tidenwelle.«

      »Trolle sind vermutlich unser geringstes Problem«, meinte David, während er zu den Sternen aufsah und abzuschätzen versuchte, wie weit sie noch nach Norden mussten. »Irgendwo treibt der Getreue sein Unwesen, und er hat viele Helfer. Und wenn bereits die Schatten Annuyns in der Anderswelt auftreten, dann ist womöglich jetzt schon mehr im Argen als wir erhofft hatten. Hast du etwas darüber herausgefunden, wer den Schatten geholt hatte?«

      »Ja, das habe ich.«

      »Und? Hat es etwas mit dem Getreuen zu tun? Hat er Verbündete in der Anderswelt, die jetzt sogar die Toten für ihre Zwecke nutzen wollen?«

      »Nein«, antwortete Rian. »Der Schatten ist nicht geholt worden. Er ist in unsere Welt gefallen

      Davids Mund wurde trocken. »Das heißt …«

      Rian nickte. »Die Grenzen werden dünn. Mauern sind zu Schleiern geworden, und die Schleier reißen auf. Die Welten nähern sich, und wenn nichts geschieht, um es zu verhindern, stürzen sie irgendwann ineinander. Genau, wie Nicholas Abe es Nadja prophezeit hatte.«

      4.

       Klein, aber fein

      Mehrere Tage vergingen, in denen Ainfar sich mehr denn je bemühte,

Скачать книгу