Südwestfrankreich Reiseführer Michael Müller Verlag. Marcus X Schmid
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Schmaler ist die Vézère, die von Montignac (→ Link) bis zur Mündung in die Dordogne bei Limeuil (→ Link) befahren wird. Aufregend schön ist die Strecke von Saint-Lèon-sur-Vézère (→ Link), vorbei an der spektakulären Felswand der Roque Saint-Christophe und dem Höhlendorf La Madeleine nach Les Eyzies (→ Link).
An der Dronne liegt das Abteistädtchen Brantôme (→ Link), das komplett vom Wasser umspült ist. Hier werden kommentierte Bootsfahrten angeboten, schöner aber ist es, mit dem Kajak auf der Dronne das Städtchen zu umrunden.
Die Flüsse am Fuß der Pyrenäen
Schneller als auf den Gewässern des Périgord fahren Kanuten auf den „Gaves“, wie die Flüsse im Béarn genannt werden. Besonders beliebt ist die Strecke auf dem Gave d’Oloron zwischen Navarrenx (→ Link) und Sauveterre-de-Béarn (→ Link). Zudem sind beide sehenswerte Städtchen: Navarrenx ist komplett ummauert, Sauveterre überrascht mit einer fotogenen Brücke, die mitten im Fluss endet.
Im Baskenland lädt die Nive zu rasanten Kajak- und Raftingfahrten ein. Vorschlag: bei der „Höllenbrücke“ von Bidarray (→ Link) starten und an den Felsen des Pas de Roland vorbei bis Ixtassou (→ Link) fahren. Beide Orte haben eine Kajak- und Raftingbasis.
Unterwegs in Südwestfrankreich
Das Périgord
Das Périgord schrieb Menschengeschichte. Vor rund 100.000 Jahren ließ sich der Neandertaler in den Höhlen des Vézère-Tals nieder, ihm folgte der Cro-Magnon-Mensch. Herden von Mammuts und Wisents streiften durchs Land, und unsere Vorfahren stritten sich mit Höhlenlöwen ums Rentierfleisch. Rund um Les Eyzies sind bemalte Grotten aus der Frühzeit des Homo sapiens zu besichtigen. Etwas abseits davon liegt Lascaux, die steinzeitliche Wohnstätte, deren Ausgestaltung der Kulturphilosoph Georges Bataille als Geburt der Kunst feierte.
Ein weiterer Tourismusmagnet des Périgord sind die zahlreichen Schlösser und Burgen, von denen insbesondere die über der Dordogne gelegenen Festungen von Beynac und Castelnaud auffallen. Aber auch das Lustschlösschen von Puyguilhem lohnt einen Besuch.
Neben dem französischen Wochenend-Tourismus sind es meist Holländer und Engländer, die das Périgord entdecken. Die Deutschen, die oft darauf aus sind, möglichst schnell an die Küste zu kommen, lassen eine der schönsten Gegenden Frankreichs oft links liegen. Das ist schade, denn es gibt viel zu sehen, und Wassersport lässt sich im Landesinnern auch als romantische Kanufahrt auf der Dordogne gestalten. Nicht zuletzt: Das Périgord hat rund um Gans und Ente eine exquisite Küche entwickelt. Wenn Gott in Frankreich zu Tische sitzt, dann hier.
Aus dem Mittelalter, als der Adel sich wie das Wetterfähnchen mal auf die englische, mal auf die französische Seite schlug, sind viele Wehrdörfer und Burgen erhalten. Im ruhigeren 16. Jahrhundert wurden die Festungen hie und da zu verspielten Renaissance-Schlösschen umgebaut.
Landschaftlich zeigt sich das Périgord unterschiedlich. Der reizvollste Teil ist das sogenannte Schwarze Périgord mit Sarlat, dem Hauptstädtchen, in dessen mittelalterlichem Gemäuer sich eine lebendige Gastroszene eingerichtet hat. Rundum Hügel und Wälder, durch die sich die Dordogne und ihr Zufluss, die Vézère, schlängeln. An letzterer liegt das Dörfchen Les Eyzies, das sich wegen seiner steinzeitlichen Höhlen „Capitale Mondiale de la Préhistoire“, Welthauptstadt der Urgeschichte nennt.
Landwirtschaftlich fruchtbarer ist das westliche Périgord mit der Departementshauptstadt Périgueux, deren historisches Zentrum zum Shopping einlädt. Etwas weiter nördlich liegt Brantôme, das wasserumspülte Städtchen mit einer gewaltigen Abtei.
Im unteren Lauf fließt die ruhiger gewordene Dordogne weitgehend geradlinig in Richtung Bergerac, in dessen Umland Wein angebaut wird. Ob Bergeracs berühmtester Sohn, Cyrano de Bergerac, je hier war, ist umstritten. Nichtsdestotrotz hat er gleich zwei Statuen bekommen.
Was anschauen?
Höhle von Lascaux: Sie ist so berühmt, dass sie, um dem Ansturm gerecht zu werden, dupliziert wurde. Das Original ist nicht zu besichtigen, und selbst die Kopie Lascaux 2 reichte nicht aus, so dass 2016 unter Zuhilfenahme neuester Technik ein weiteres Faksimile geschaffen wurde: Lascaux 4. → Link
Château des Milandes: Von den zahlreichen Schlössern des Périgord lockt es mit einem Stück Kulturgeschichte: In dem Bau aus der frühen Renaissance lebte in den 1950er Jahren Josephine Baker. Die schwarze Tänzerin und Sängerin adoptierte mit ihrem Mann zwölf Kinder aller Hautfarben und gründete das „Dorf der Welt” - damals ein Publikumsmagnet. Heute informiert im Schloss eine reiche Ausstellung über das Leben der Baker und ihr menschenfreundliches Projekt. → Link
Brantôme: Der von der Dronne umspülte Ort ist schon seiner idyllischen Lage wegen den Besuch wert. Zur mächtigen Abtei gehören Kalkgrotten, eine davon mit einem riesigen Relief aus dem 15. Jahrhundert, in anderen wird Forellenzucht betrieben. → Link
Jardins d’Eyrignac: Wer die hohe Gartenkunst zu schätzen weiß, sucht diese Anlage auf. Die im 18. Jahrhundert im französischen Stil gestalteten Gärten mussten später dem neuen englischen Stil weichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gartenensemble restauriert. Die heutige Besitzerfamilie ehrt die Tradition, indem sie sie fortsetzt. → Link
Was unternehmen?
Kanu- und Kajakfahrten auf Vézère und Dronne: Dordogne wie auch Vézère eignen sich bestens für Fahrten über Wasser. Verleiher, die auch Zubehör - wasserdichter Container, Schwimmweste - zur Verfügung stellen, finden sich an allen Flussorten. Der Rücktransport per Auto ist meist im Preis inbegriffen. Besonders aufregend ist eine Fahrt auf der Vézère vom schmucken Saint-Léon-sur-Vézère (→ Link) nach Les Eyzies (→ Link) - vorbei an einem gewaltigen, in der Steinzeit besiedelten Kalkfelsen, der Roque Saint-Christophe (→ Link), sowie am Höhlendorf La Madeleine (→ Link), einer prähistorischen Siedlung, die auch im Mittelalter bewohnt war. Auch Brantôme (→ Link) lädt zu einer Paddelfahrt ein. Das schmucke Städtchen lässt sich auf der Dronne mit dem Boot umrunden.