Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Hallo«, begrüßte sie die Brüder. »Fein, dass ihr da seid. Heinrich geht es gut.«
»Jochen möchte gern das Tierheim sehen, Frau von Lehn«, erklärte Klaus höflich. »Geht das?«
»Natürlich geht es.«
»Wir sind nämlich heimlich gekommen«, platzte Jochen heraus. »Mutti will es nicht. Aber ich war so neugierig auf den Esel und den Schimpansen Mogli.«
Andrea hob den Finger. »Ausgerissen seid ihr also? Hoffentlich sorgt sich eure Mutti jetzt nicht um euch.«
»Wir gehen öfters ein bisschen weg. So klein sind wir nicht mehr«, versicherte Klaus.
»Ich bin auch schon sieben, genau wie Klaus«, verkündete Jochen stolz.
»Dann seid ihr also Zwillinge?«
Jochen lachte. »Das stimmt nicht. Ich bin jünger.«
Andrea wunderte sich. Doch sie stellte vorsichtshalber keine weiteren Fragen. Es fiel ihr jedoch auf, dass Jochen sich viel freier und selbstsicherer bewegte als Klaus.
»Geht nur zu Janosch«, sagte sie freundlich. »Er ist gerade im Freigehege, um nach Bambi zu sehen. Nachher könnt ihr euch bei Marianne in der Küche Limonade holen, wenn ihr mögt.«
Die Buben liefen davon und vergaßen bald, dass sie zu Hause vermisst wurden.
*
Als es klingelte, stieß Lilo Werner einen Seufzer der Erleichterung aus. »Endlich«, sagte sie halblaut zu sich selber. »Klaus hätte mir wirklich sagen müssen, wohin er mit Jochen gehen wolle.«
Sie eilte an die Tür, öffnete und starrte den Fremden, der vor ihr stand, verständnislos an.
Der Besucher verbeugte sich höflich. In seinem sonnenbraunen Gesicht erwachte ein Lächeln. »Ich bin Klaus Magnus. Darf ich noch du sagen, Lilo?«
Lilos hübsches Gesicht verfärbte sich. Zuerst wurde es sehr blass, dann zeigten sich rote Flecken auf ihren Wangen.
»Dass du die Frechheit hast, einfach hier aufzukreuzen«, stieß sie zornig hervor. »Früher ist dir das wohl nicht eingefallen?«
Klaus Magnus war schockiert. Er konnte sich aus dieser Reaktion keinen Vers machen. »Entschuldige bitte, Lilo. Ich war seit vielen Jahren nicht mehr in Deutschland. Von Gerda Ahlsen, die ich zufällig in München im Hotel traf, erfuhr ich, dass Gabi gestorben ist. Gerda gab mir deine Adresse, und nun bin ich hier, um von dir Näheres zu erfahren. Es tut mir sehr leid, dass Gabi so krank war.«
Lilos Atem ging so rasch, als sei sie zu schnell gelaufen.
»Komm ins Haus«, forderte sie den Besucher auf und war nicht mehr ganz so abweisend wie anfangs. »Das lässt sich nicht zwischen Tür und Angel erzählen.«
»Danke, Lilo.«
Klaus Magnus trat ein und konnte die Blicke nicht von Lilo lassen. Ihre Ähnlichkeit mit Gabi war verwirrend für ihn. Es erschien ihm jetzt noch weniger glaubhaft, dass Gabi gestorben sein sollte.
Im Wohnzimmer deutete Lilo stumm auf einen Sessel und ließ sich in einen anderen sinken. Ihr Blick ging durchs Fenster in den Garten hinaus. An die Buben dachte sie nicht mehr.
»Was war mit Gabi?«, fragte Klaus, da Lilo beharrlich schwieg.
»Sie starb bei der Geburt deines Sohnes«, antwortete Lilo und sah Klaus dabei herausfordernd an. »Hast du davon wirklich nichts gewusst?«
Er hatte Mühe, seine Fassung zu bewahren. »Lilo – ist das wahr? Ich hatte keine Ahnung. Wie entsetzlich! Das kann ich nie gutmachen. Du musst mir alles erzählen. Ich bitte dich!«
Angesichts seiner Bestürzung und seines aufrichtigen Kummers verebbte ihr Zorn.
»Viel gibt es da nicht zu sagen, Klaus. Du warst weg, und Gabi erwartete ein Baby. Vater war natürlich außer sich. Er schickte die arme Gabi sofort ins Ausland, und zwar in die Schweiz. Dort sollte das Kind in aller Verborgenheit zur Welt kommen und dann in einem Heim verschwinden. Er hoffte, dass zu Hause kein Mensch etwas davon erfahren würde. Es war nun einmal sein Traum, Gabi reich und glänzend zu verheiraten. Meine Ehe mit Siegfried Werner war ihm auch nicht recht. Er fürchtete, dass wir für alle Ewigkeit von trockenem Brot leben müssten. Dass ein Werbeberater viel Geld verdienen kann, wollte er nicht glauben. Leider hat Vater nicht mehr erlebt, wie schnell und gut Siegfried seinen Weg machte. Aber wir sprachen von Gabi. Sie war sehr unglücklich. Da sie keine Möglichkeit sah, sich mit dir in Verbindung zu setzen, fügte sie sich den Wünschen unseres Vaters. Sie schrieb mir dann ein paarmal aus der Schweiz. Zu meiner Hochzeit kam sie selbstverständlich nicht. Zu Hause verbreitete sich das Gerücht, dass sie lungenkrank sei. Sie starb eine Woche nach der Geburt an einer Embolie. Der Junge wurde auf ihren Wunsch hin Klaus genannt. Mit einer Adoption hatte sie sich noch nicht einverstanden erklärt. So kam das Baby in ein Heim. Als der Junge ein Jahr alt war, fassten mein Mann und ich den Entschluss, ihn zu uns zu nehmen. Es widerstrebte mir, Gabis Sohn wegzugeben. So etwas tut man einfach nicht, finde ich. Man hat schließlich moralische Verpflichtungen.«
»Dann ist mein Sohn also hier in diesem Haus?« Unwillkürlich sah Klaus Magnus sich suchend um.
»Ja, die Buben sind unterwegs. Ich weiß nicht einmal, wo sie eben stecken. Als du schelltest, dachte ich, sie kämen.«
Der Besucher strich sich über die Stirn.
»So schnell gewöhne ich mich nicht an die Vorstellung, einen Sohn zu haben, Lilo. Du musst mir ein bisschen Zeit lassen. Ich bin dir und deinem Mann Dank schuldig. Daran, dass Gabi nicht mehr lebt, kann ich nichts ändern, doch für den Jungen will ich tun, was in meiner Macht steht. Oder habe ich dazu kein Recht?«
Lilo dachte nach. »Ich glaube, dass du keine Schwierigkeiten haben würdest, deine Vaterschaft anerkannt zu bekommen. Gabi hat deinen Namen angegeben. Er steht in der Geburtsurkunde des Jungen.«
»Und sonst? Wurde der Junge von euch adoptiert?«
»Nein, dazu konnten wir uns bis jetzt nicht entschließen. Er trägt unseren Familiennamen nur pro forma. In Wirklichkeit heißt er Klaus Renz.«
Um des Mannes Mund zuckte es. »Er wird Klaus Magnus heißen, wie ich, Lilo. Du weißt nicht, was das für mich bedeutet. Ich habe Gabi nie vergessen.« Er griff nach Lilos Hand und presste die Lippen darauf. »Ich bin traurig und zugleich glücklich«, stieß er hervor. »Wenn ich dich anschaue, kommt es mir vor, als sitze Gabi mir gegenüber.«
Sie zog ihre Hand zurück. »Ja, wir waren einander ziemlich ähnlich. Auch die Jungen gleichen einander sehr. Manchmal werden sie für Zwillinge gehalten. Aber Jochen ist fünf Monate jünger als Klaus. Jetzt fangen die Kinder schon an, sich darüber Gedanken zu machen.«
»Das können wir aufklären, Lilo. Oder hast du etwas dagegen, dass ich mich meinem Sohn gegenüber sofort als sein Vater einführe?«
Lilo antwortete ohne zu zögern: »Nein, Klaus. Es wäre wahrscheinlich für den Jungen sogar recht gut. Er ist nämlich ein schwieriges Kind.«
Klaus Magnus war so erregt, dass er nicht bemerkte, wie erleichtert Lilo Werner darüber war, dass sich plötzlich die Aussicht eröffnete, das