Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Paket

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Sache ist die, dass du gar nicht Jochens Bruder bist, Klaus«, fuhr Lilo fort. Sie schlug dabei einen so fröhlichen Ton an, als müsste der Junge sich über diese Mitteilung unter allen Umständen freuen.

      »Wenn er nicht mein Bruder ist – wie kommt das denn?«, warf Jochen unsicher ein. »Er war doch immer hier.«

      Lilo legte die Hand auf die Schulter von Klaus. »Du bist der Sohn meiner Schwester«, erklärte sie rasch. »Leider ist sie damals, als du geboren wurdest, gestorben. Deshalb haben wir dich zu uns geholt.«

      Jochen war verwirrt. »Der Sohn von Tante Gabi?«, vergewisserte er sich.

      »Ja, Jochen. Und von seinem Vater wussten wir bisher nichts. Jetzt ist dieser aus Südafrika gekommen und möchte dich kennenlernen, Klaus.«

      Klaus schwieg. Sein ausdrucksvolles Gesicht wirkte trotzig.

      »Dein Vater heißt Klaus, genau wie du«, bemühte sich Lilo die Lage zu retten.

      Der Junge warf ihr einen zornigen Blick zu. Er war sehr blass geworden. »Warum habt ihr mich belogen?«, fuhr er auf. »Wenigstens weiß ich jetzt, warum ihr mich überhaupt nicht lieb habt.«

      »Aber, Klaus«, schalt Lilo sanft. »Benimm dich gefälligst anständig. Was soll dein Vati denn von dir denken? Er hat dich lieb und wird dich nach Südafrika mitnehmen.«

      »Aber ich habe ihn gar nicht lieb, weil ich ihn nicht kenne«, entgegnete Klaus aufgebracht.

      »Hör mal, mein Junge, du wirst jetzt ins Wohnzimmer gehen und deinen Vater nett begrüßen.«

      Lilos Geduld war zu Ende. Sie sah Klaus drohend an.

      Unwillkürlich duckte sich der Bub. Er hatte schon oft genug Schläge bekommen.

      Jochen lachte unbekümmert. »Sei doch kein Frosch, Klaus. Ich möchte ihn mir jetzt einmal angucken, deinen Vater.« Er lief zur Wohnzimmertür und betrat das Zimmer, ehe seine Mutter ihn zurückhalten konnte.

      Klaus Magnus hatte die Auseinandersetzung in der Diele teilweise mitangehört, wenn er auch nicht jedes Wort verstanden hatte.

      »Bist du Klaus?«, fragte er den vorwitzigen Jochen, der ihn ungeniert anstarrte wie ein Weltwunder.

      Jochen lächelte. »Nein, ich bin natürlich Jochen. Guten Tag.«

      Klaus Magnus ergriff Jochens ziemlich schmutzige Hand. »Tag, Jochen. Warum bringst du Klaus nicht mit herein?«

      Jochen verzog den Mund. »Klaus will nicht. Aber Mutti schafft das schon. Sonst knallt sie ihm eine.«

      Klaus Magnus biss sich auf die Lippen, um eine kritische Äußerung zu unterdrücken. Ein Problemkind, dachte er.

      »Du kannst mich Onkel Klaus nennen, wenn du magst«, sagte er.

      »Hast du uns etwas mitgebracht, Onkel Klaus?«

      »Nein, Jochen. Ich habe leider nicht daran gedacht. Aber wir werden morgen zusammen etwas einkaufen. Jeder von euch soll sich etwas Feines wünschen.«

      »Klasse«, erklärte Jochen. »Ich brauche nämlich dringend neue Batterien für meine Eisenbahn.«

      »Wenn’s weiter nichts ist … Worüber würde sich denn Klaus freuen?«

      Jochen hob die Schultern. »Weiß ich nicht. Frage ihn doch selber. Stimmt es, dass du sein Vati bist?«

      »Ja, das stimmt, Jochen.«

      »Komisch finde ich das«, staunte der Knirps. »Ist es sehr weit bis nach Südafrika?«

      »Ziemlich weit. Mit dem Flugzeug dauert es zwölf Stunden.«

      Jochen dachte ein Weilchen nach. Dann setzte er sein kleines Verhör fort. »Mutti sagt, du willst Klaus mitnehmen.«

      »Ja, das möchte ich sehr gern tun.«

      »Fliegt er dann auch mit dem Flugzeug?«

      »Natürlich. Sonst wären wir viel zu lange unterwegs – mit einem Schiff zum Beispiel.«

      Jochen legte den Kopf schief. »Ich glaube, Klaus will gar nicht mit dir nach Südafrika fliegen, Onkel Klaus. Aber ich würde es gern tun. Darf ich mitkommen, wenn er nicht mag?«

      Klaus Magnus lächelte etwas hilflos. »Das wird leider nicht möglich sein, Jochen. Deine Eltern wären damit ganz sicher nicht einverstanden.«

      »Wenn ich sie schön bitte, erlauben sie mir immer alles«, behauptete Jochen zuversichtlich.

      Die Tür öffnete sich zum zweiten Mal. Lilo schob Klaus vor sich her ins Zimmer. Es war nicht zu übersehen, dass der Junge geweint hatte.

      »Hier kommt er, Klaus. Entschuldige, dass es so lange gedauert hat. Dein Sohn benötigt stets eine Extraeinladung. So, nun sag deinem Vater guten Tag«, wandte sie sich an den Jungen.

      Klaus blieb stocksteif stehen. Er tat alles, um sofort zu beweisen, dass er ein schwieriges Kind sei.

      Es war schließlich sein Vater, der auf ihn zuging und die Hand auf seine Schulter legte. »Ich bin dein Vati, Klaus.«

      Der Junge schlug die Augen zu ihm auf. »Das stimmt nicht«, stieß er hervor. »Die Großen schwindeln doch bloß immer etwas anderes.«

      »Ich habe mich auf dich gefreut, Klaus. Wir werden zusammen mit dem Flugzeug nach Südafrika fliegen.«

      Klaus nahm nicht einmal die große Hand, die sich ihm jetzt entgegenstreckte. »Ich mag überhaupt nicht nach Südafrika. Mutti und Vati wollen mich bloß loswerden, weil sie Jochen lieb haben und mich nicht.«

      Lilo erschrak. Sie trat vor und versuchte die Arme um Klaus zu legen. Doch der Bub stieß sie heftig zurück.

      »Was ist nur in dich gefahren, Klaus?« Lilo bemühte sich, die Lage zu retten. »Jedes andere Kind an deiner Stelle würde sich freuen.«

      Klaus schniefte laut. Er hatte kein Taschentuch. Sein Vater zog das seinige aus der Tasche und reichte es ihm wortlos. Klaus schüttelte den Kopf und schniefte nochmals. Nicht einmal das Taschentuch wollte er von seinem Vater annehmen. »Ich freue mich eben nicht«, erklärte er mit erstickter Stimme.

      Klaus Magnus beugte sich zu seinem Sohn hinab. »Können wir zwei nicht wie Männer miteinander reden? Es ist ganz klar, dass du eine Menge Fragen hast.«

      Der kleine Klaus blickte zu Boden, um den großen Klaus nicht ansehen zu müssen. »Ich will nicht reden. Außerdem bin ich kein Mann, sondern ein Junge.«

      Ratlos sahen sich Lilo Werner und Klaus Magnus an. Mit einer solchen Reaktion hatten sie nicht gerechnet.

      »Iss erst einmal ein Stück Kuchen«, schlug Lilo diplomatisch vor. »Ihr müsst beide hungrig sein.«

      Klaus schüttelte den Kopf. »Ich brauche nichts.«

      »Da siehst du selbst, wie er ist«, seufzte Lilo, die allmählich die Beherrschung verlor. »Nimmst du Kuchen, mein Kleiner?«, wandte sie sich an Jochen.

      Jochen

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