Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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»Eine Künstlerehe?«
»Keineswegs. Ihr Mann verlegte sich auf die Werbung und machte ein eigenes Unternehmen auf. Es soll den beiden gut gehen. Zwei Kinder haben sie. Meine Mutter schrieb es mir neulich.«
»Ist dir Lilos jetziger Name bekannt? Kennst du ihre Adresse? Ich möchte sie unbedingt aufsuchen und fragen, wie das mit Gabi war«, versetzte Klaus Magnus leise.
Gerda Ahlsen kramte in ihrer Handtasche. Sie fand ihr Adressbüchlein und schrieb die Anschrift von Lilo Werner auf ein Blatt Papier. »Hier – meine Mutter teilte mir die Adresse mit. Sie ist immer sehr genau.«
Gerdas Herz schlug sehr rasch. Niemand hatte jemals erfahren, dass sie damals Gabi Renz um die Liebe von Klaus Magnus beneidet hatte. Sie hatte von der Befreiung der Frauen geredet und sich in einsamen Nächten nach Liebe und Zärtlichkeit gesehnt. Als Klaus nach Südamerika gegangen war, hatte sie ihre Hoffnung endgültig begraben. Jetzt bekleidete sie eine wichtige Stellung, hatte ein hohes Einkommen und versuchte sich durch einen anspruchsvollen Lebensstil darüber hinwegzutäuschen, dass ihr Dasein als Frau unerfüllt geblieben war. Doch das Wiedersehen mit Klaus brachte ihre scheinbar so sicher gefügte Welt ins Wanken.
»Woran denkst du, Gerda?«
Seine Frage schreckte sie auf. »An früher«, gestand sie scheu. »Es ist, als wäre es gestern gewesen. Wirst du nach Hause fahren und deine Tante besuchen?«
»Ja, obgleich sie mir wahrscheinlich immer noch nicht verziehen hat, dass ich damals fortging.«
»Wir könnten uns treffen – zu Hause«, schlug Gerda zögernd vor. »Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr bei meinen Eltern.«
»Eine gute Idee«, meinte er.
»Wann willst du fahren?«, fragte sie rasch.
»Ich habe noch keine Pläne gemacht. Ich habe viel Zeit.«
»Übernächstes Wochenende?« Gerdas Augen leuchteten.
»Warum nicht, Gerda? Ich werde mich bei deinen Eltern melden.«
»Sie freuen sich bestimmt, dich wiederzusehen, Klaus.«
Da sie ihm nichts Näheres über Gabi Renz zu erzählen vermochte, fragte er nach ihrer Arbeit. Sie berichtete lebhaft davon, und er tat, als höre er ihr aufmerksam zu. In Wirklichkeit aber dachte er darüber nach, wie es möglich war, dass Gabi gestorben war.
Als sie aufbrachen, erneuerte Gerda die Verabredung für das übernächste Wochenende.
»Bis dann also, Gerda«, sagte Klaus Magnus freundlich.
»Ja, Klaus.« Gerda rechnete die Tage bis zu diesem Wiedersehen aus und war unvernünftig glücklich an diesem Abend.
In seinem Hotelzimmer grübelte Klaus Magnus darüber nach, ob es richtig gewesen war, dass er nie an Gabi geschrieben hatte, obwohl er sie geliebt hatte. Nun war sie tot …
*
»Schaust du meine Rechenaufgaben durch, Mutti?«, bat Klaus schüchtern.
»Gib schon her.« Lilo Werner überflog die Aufgaben. »Es stimmt alles«, sagte sie und gab das Heft zurück. »Was macht Jochen?«
»Er malt.«
»Fein. Du kannst jetzt spielen. Oder nein, es wäre besser, wenn du zuerst den Käfig für die Meerschweinchen sauber machen würdest.«
»Aber es sind Jochens Meerschweinchen.«
Lilo rüttelte den Jungen am Arm. »Du tust, was ich dir sage«, fuhr sie ihn an. »Jochen ist jünger als du. Du musst für ihn sorgen.«
»Jochen ist auch schon sieben, genau wie ich. Ich habe nur im Oktober Geburtstag, und er im März darauf. Deshalb ist er auch später in die Schule gekommen.«
»Du sollst nicht ständig widersprechen.«
»Ich mache den Käfig schon sauber«, versicherte Klaus hastig. »Darf ich den Meerschweinchen ein paar Möhren geben?«
»Ja, tu das nur. Vielleicht hat Jochen es vergessen.«
Der Friede zwischen Mutter und Sohn schien wiederhergestellt zu sein. Doch an der Tür des Wohnzimmers zögerte Klaus.
»Du – Mutti?«
»Was gibt es denn schon wieder?«
»Wieso sind zwischen Jochens Geburtstag und meinem nur fünf Monate Unterschied? In der Schule haben wir gelernt, dass es neun Monate sein müssen.«
Lilo Werner warf dem Jungen einen seltsamen Blick zu. »So etwas kommt eben vor«, erklärte sie abweisend. »Außerdem sollen Kinder nicht ständig dumme Fragen stellen.«
Klaus kannte diesen Ton genau. Er verzog sich eilig. Doch die Sache ließ ihm keine Ruhe. Früher hatten Jochen und er manchmal darüber gelacht, dass die Leute sie für Zwillinge hielten. Das mit den neun Monaten hatte er damals natürlich noch nicht gewusst.
Sobald Klaus die Meerschweinchen versorgt hatte, ging er ins Kinderzimmer.
»Findest du es nicht auch komisch, dass wir beide sieben Jahre alt sind und trotzdem nicht in dieselbe Klasse gehen?«, fragte er seinen Bruder, der mit Fingerfarben ein kühnes Gemälde fabrizierte.
»Ich bin doch kleiner als du.«
»Wenn schon! Wir müssten eigentlich Zwillinge sein.«
»Wir sind aber keine. Mutti sagt, ich bin ihr Kleinster.«
»Sie mag dich lieber als mich. Warum bloß?«
»Das ist eben so.« Jochen, der verhätschelte Liebling, fand es ganz selbstverständlich, dass er bevorzugt wurde.
»Was sie mit der Katze für ein Theater gemacht hatte. Aber du hast die Meerschweinchen, den Goldhamster und Theobald.« Theobald war Jochens weißer Spitz.
»Sie denkt wohl, dass es jetzt genug Tiere sind. Bist du schon wieder im Tierheim Waldi & Co. gewesen?«
»Bis jetzt nicht. Aber ich gehe bestimmt wieder hin.«
»Mutti hat es verboten.«
»Ich gehe trotzdem. Frau von Lehn ist schrecklich nett. Ich will wissen, wie es Heinrich geht.«
Jochen rieb sich die Nase. Da er grüne Farbe am Finger hatte, bekam er eine grüne Nase.
»Ich möchte schon mitkommen. Das Tierheim muss große Klasse sein. Vielleicht merkt Mutti gar nichts.«
»Mir macht es nichts aus, wenn ich ausgeschimpft werde«, erklärte Klaus gleichmütig. »Morgen geht Vati auf eine Geschäftsreise. Wir gehen gleich nach dem Essen, wenn Mutti in der Küche ist«, schlug er vor.
Jochen war ängstlich. »Ich überlege es mir noch.«
*