Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Sophienlust Paket 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Sophienlust Paket

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fuhr Klaus Magnus voller Eifer fort. »Hast du ein Foto von meinem Jungen?«

      Lilo nickte. »Doch, wir haben öfters Aufnahmen von den Kindern gemacht. Warte.« Sie stand auf und öffnete einen Wandschrank. In einem flachen Kasten lagen ungeordnet viele Bilder. Lilo nahm einige heraus.

      »Dies ist Jochen, dies auch, das auch und das auch. Aber hier ist Klaus mit drauf. Schau mal!« Sie reichte Klaus Magnus eine Aufnahme, auf der man zwei gleichgekleidete Buben sah.

      »Der vordere Junge?«, fragte Klaus Magnus.

      »Nein, der im Hintergrund.«

      »Sie sehen einander tatsächlich recht ähnlich.«

      »Kein Wunder. Du hast eben selbst gesagt, dass ich dich an Gabi erinnere. Wenn man Klaus und Jochen aber richtig kennt, weiß man, dass sie im Wesen grundverschieden sind.«

      »Hast du ein Bild, auf dem ich Klaus besser erkennen kann?«

      Lilo suchte weiter. Doch es fanden sich nur immer wieder Fotos von Jochen. Lediglich auf einem einzigen Bild war auch Klaus zu erkennen. Es machte den Eindruck, als sei Klaus rein zufällig mit auf den Film gekommen.

      »Komisch. Wir haben natürlich auch gute Aufnahmen von Klaus«, entschuldigte sich Lilo. »Ich wollte die Bilder schon lange einmal ordnen.«

      »Es ist nicht wichtig, Lilo. Ich werde Klaus ja gleich kennenlernen. Hübsch ist er, genau wie dein Jochen. Dass man gar nichts spürt, wenn man seit vielen Jahre einen Sohn hat! Es ist schon eine verrückte Situation. Wenn ich an Gabi denke, fühle ich mich schuldig.«

      »Sie war noch so jung. Vater meinte, dass die Verantwortung bei dir lag.«

      Klaus Magnus nickte. »Dein Vater hatte wohl recht. Ich war gedankenlos, allerdings auch ganz sicher, dass wir heiraten würden. Wir liebten uns und waren sehr glücklich. Wir dachten nicht, dass uns etwas trennen könnte. Dann kam der Tod meiner Mutter, der Schock, dass ich ohne einen einzigen Cent dastand. Dein Vater trat sehr energisch auf und gab mir den Laufpass. Ich fügte mich, weil ich Gabi nicht mit in meine ungewisse Zukunft nehmen wollte. An ein Kind – nein, an ein Kind hätte ich nie gedacht. Gabi wohl auch nicht.«

      »Nein, Gabi war völlig verwirrt, als sie es bemerkte. Sie dachte daran, nach Südafrika zu fliegen, um deine Frau zu werden. Aber wo hätte sie dich wohl suchen sollen? Außerdem verbot ihr das mein Vater. Sie ließ sich schließlich in die Schweiz schicken, weil sie Vaters ständige Vorwürfe und Anklagen gegen dich nicht mehr hören wollte.«

      »Arme, arme Gabi. Ich verstehe nun, dass du wütend auf mich warst. Aber ich bin dankbar, dass du mich trotzdem ins Haus gelassen hast.«

      »Du wusstest es ja nicht. Ich habe immer angenommen, dass du dich sozusagen gedrückt hättest. Du bist – nicht verheiratet?«

      »Nein. Dazu habe ich bis jetzt keine Zeit gehabt. Vielleicht habe ich auch unbewusst jedes Mädchen mit Gabi verglichen.«

      »Würdest du Klaus mitnehmen? Oder gehst du nicht wieder zurück?«

      »Ich gehe unter allen Umständen zurück. Dort habe ich meine sichere Existenz. Dass ich meinen Sohn mitnehmen will, versteht sich wohl von selbst. Oder hättest du etwas dagegen?«

      Lilo schüttelte den Kopf. »Durchaus nicht. Möglich, dass du besser mit ihm fertig wirst als wir. Ein paar harte Nüsse wird er dir aber zu knacken geben. Darauf musst du gefasst sein.«

      »Ich war auch ein schwieriges Kind. Wir werden einander schon verstehen. Allmählich fange ich an, mich auf meinen Sohn zu freuen. Jetzt weiß ich wenigstens, für wen ich die Schafzucht angefangen habe. Klaus junior muss die Sache von Grund auf lernen.«

      »Du hast große Pläne, Klaus. Man kann dir nur guten Erfolg wünschen.« Lilo erwiderte sein Lächeln. Nachdem sie die Fotos wieder eingeräumt hatte, trat sie ans Fenster. »Wo die Jungen nur bleiben?«, meinte sie beunruhigt. »Man ist ständig in Sorge. Es geht jedes Mal von Klaus aus, wenn die beiden etwas anstellen. Jochen ist viel unkomplizierter.«

      »Muss ich mich für meinen Sohn entschuldigen?«, fragte Klaus Magnus und betrachtete ein Foto, das er zurückbehalten hatte.

      »Aber nein, Klaus. Es gibt halt Problemkinder.« Lilo zuckte die Achseln. Hätte ihr jemand erklärt, dass ihre ständige Nörgelei und die ihres Mannes, sowie die Bevorzugung von Jochen Klaus erst zu einem Problemkind gemacht hatten, dann wäre sie höchst verwundert gewesen. Sie fand, dass Klaus dankbar und zufrieden zu sein habe, dass er hier eine Heimat gefunden hatte.

      »Ich habe keine Angst, Lilo. Ich werde schon mit meinem Sohn zurechtkommen.«

      Lilo besann sich auf ihre Hausfrauenpflichten und bot dem Gast eine Erfrischung an.

      »Kaffee wäre nicht schlecht, Lilo. Oder macht es dir Mühe?«

      Klaus Magnus, der Lilo Werner nach einer Toten hatte fragen wollen und nun mit wachsender Ungeduld seinen lebendigen Sohn erwartete, sah zu, wie Lilo ihre guten Tassen auf den Tisch stellte und auch Kuchen aus der Küche brachte.

      Dann tranken sie gemeinsam Kaffee und sprachen von den längst vergangenen Tagen, als Gabi noch gelebt hatte. Es verging noch fast eine Stunde, ehe die beiden Jungen draußen läuteten.

      »Soll ich aufmachen?«, erbot sich der Gast.

      »Nein, ich gehe schon selber. Es ist vielleicht besser, wenn ich Klaus ein bisschen vorbereite.«

      »Wie du meinst, Lilo. Das muss ich dir überlassen.«

      »Wenn sie nicht direkt fragen, sagen wir überhaupt nichts«, flüsterte Jochen seinem vermeintlichen Bruder zu.

      »Ist doch klar«, erwiderte Klaus. »Hab doch nicht immer gleich Angst. Dir tut sie ja sowieso nichts, weil du der liebe Kleine bist.«

      Lilo öffnete die Tür und zeigte zur grenzenlosen Überraschung der beiden Kinder ein strahlendes Lächeln.

      »Da seid ihr endlich, ihr Strolche. Wir warten schon seit Ewigkeiten auf euch. Es ist nämlich Besuch gekommen.«

      Klaus und Jochen tauschten einen erleichterten Blick.

      »Wer ist denn da, Mutti?«, erkundigte sich Jochen und ließ sich von Lilo in die Arme nehmen. Klaus stand steif daneben, denn er erwartete keine Zärtlichkeit.

      »Ein Herr aus Südafrika.«

      »Von so weit her?«, staunte Klaus.

      Lilo wandte sich ihm zu. »Ja, Klaus. Er ist deinetwegen hier.« Das Gesicht des Jungen verschloss sich und drückte Misstrauen aus. »Wieso denn meinetwegen, Mutti?«

      »Warum ist er nicht meinetwegen gekommen?«, beklagte sich Jochen, der gewohnt war, dass sich stets alles um ihn drehte.

      »Ja, Kinder, diesmal handelt es sich eben um Klaus«, verkündete Lilo heiter. »Ihr habt mich doch schon mehrmals gefragt, wie es kommt, dass ihr beide sieben Jahre alt seid und doch keine richtigen Zwillinge. Bis jetzt konnte ich euch darüber nichts sagen. Aber heute hat sich das geändert.«

      Sie führte die Kinder in die Diele und redete rasch und mit leiser Stimme auf sie ein. Jochens Gesicht drückte gespannte Neugier aus, Klaus musterte seine unvermeintliche Mutter dagegen scheu aus

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