Sophienlust Paket 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg
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Denise blickte auf die kleine stille Gestalt im Bett. Die Ärztin bemühte sich um das Kind, das nach einiger Zeit die Augen aufschlug.
»Warum bin ich im Bett?«, fragte Klaus verwirrt. »Wer sind Sie?«
»Du bist ein bisschen krank, Klaus. Ich bin Dr. Frey, die Ärztin.«
»Krank? Aber mir tut nichts weh. Bloß geträumt habe ich. Es war ein böser Traum.«
»Willst du ihn mir erzählen?« Anja Frey saß auf dem Bettrand und hielt des Jungen Hand. Denise blickte ihr über die Schultern, während Klaus Magnus auf den Rat der Ärztin hin hinausgegangen war.
»Ich habe geträumt, dass ich von hier weggeholt werden soll. Nicht wahr, ich habe es bloß geträumt?« Angst flackerte in den Kinderaugen auf.
»Natürlich bleibst du in Sophienlust«, versicherte die Ärztin.
»Ich will bei meiner Katze bleiben und bei Justus, bei den Ponys und bei den anderen Kindern.«
Denise trat näher ans Bett und strich dem Jungen über das Haar. »Abgemacht, Klaus. Dein Vater hat es erlaubt. Er hat gar nichts dagegen, dass du bei uns bleibst. Er lässt dich schön grüßen.«
Um den kleinen Mund zuckte es verräterisch. »Ich mag ihn nicht. Er soll nicht kommen.«
Frau Dr. Frey injizierte Klaus ein beruhigendes Medikament. »Du darfst morgen wieder aufstehen, Klaus. Jetzt wirst du gleich wieder einschlafen. Wenn man einen so dummen Traum hatte, verschläft man ihn am besten gründlich. Ich schaue morgen noch einmal nach dir. In die Schule brauchst du erst nächste Woche wieder zu gehen.« Sie schüttelte ihm kameradschaftlich die Hand.
Denise nahm nun am Bett Platz, und der Junge kuschelte sich fest in ihren Arm, als wäre er noch ein Baby. Man brauchte nicht Arzt oder Psychologe zu sein, um zu erkennen, dass er einen ungeheuren Nachholbedarf an Liebe hatte.
*
Jochen malte und aß dabei Bonbons. Zwar wusste Lilo, dass er die ganze Tüte leeren würde, doch sie nahm im Moment sogar die Aussicht auf einen verdorbenen Magen ihres Lieblings in Kauf. Sie brauchte Ruhe, um mit Klaus Magnus sprechen zu können.
»Wenn ich das nur geahnt hätte«, seufzte sie. »Du denkst gewiss, dein Junge sei bei uns zu kurz gekommen. In Wirklichkeit haben wir uns mit ihm mehr Mühe gegeben als mit Jochen.«
Klaus nahm ihre Hand und fühlte, dass sie zitterte. »Du darfst es dir nicht so zu Herzen nehmen, Lilo«, bat er. »Die Schuld liegt bei mir. Man kann von einem Siebenjährigen nicht erwarten, dass er – klick – umschaltet und seine Zuneigung auf einen fremden Mann überträgt. Für den Augenblick ist Klaus in Sophienlust sicher am besten aufgehoben.«
Lilo ließ ihm ihre Hand und zog sie auch nicht zurück, als er sanft darüber hinstrich. Es tat gut, seine Nähe zu spüren. Angst und Unruhe wichen allmählich einem Gefühl in ihr, das so berauschend war wie schwerer Wein.
»Ich werde in Bachenau bleiben, Lilo«, sagte er. »Das Hotel ist gut, und ich habe es nicht weit bis nach Sophienlust.«
Die Blicke der beiden begegneten sich und wollten sich nicht mehr voneinander lösen. Lilo verbannte jeden Gedanken an ihren Mann aus ihrem Hirn. Es gab für sie nur das Letzte, das Heute, die süße Sehnsucht, die ihr Herz schneller schlagen ließ.
Klaus Magnus war es dagegen, als seien die Jahre harter Arbeit in Südafrika ausgelöscht. Das Rad der Zeit schien zurückgedreht worden zu sein. Die Frau ihm gegenüber war Gabi. Das verloren geglaubte Glück war zurückgekommen.
Lilo bettete den Kopf an seiner Schulter und ließ geschehen, dass seine Finger zärtlich durch ihr Haar glitten. Die Stunden dieses Nachmittags vergingen wie im Fluge. Viel zu spät erinnerte sich Lilo daran, dass Jochen ins Bett musste. Sie fand ihn noch vor seiner Staffelei, doch er malte nicht mehr, sondern sah blass aus und klagte über Übelkeit.
»Mir ist so schlecht, Mutti.«
»Es wird sicher besser, wenn du schläfst«, tröstete sie ihn. Rasch brachte sie den Jungen zu Bett und kehrte dann ins Wohnzimmer zurück.
Klaus Magnus hatte inzwischen mit viel Geschick in der Küche einen Imbiss für sie beide vorbereitet. »Hoffentlich ist es dir recht«, meinte er lächelnd.
»Ich finde es wunderbar, ein bisschen verwöhnt zu werden.«
»Lieber würde ich dich ausführen. Aber du wirst den Jungen nicht allein lassen wollen.«
»Nein, das tun wir nie.«
Lilo holte Wein aus dem Keller wie am Abend zuvor. Wieder wurde es spät, ehe Klaus Magnus aufbrach. Diesmal nahm er Lilo beim Abschied fest in seine Arme und küsste sie.
»Bis morgen, Lilo«, raunte er ihr ins Ohr.
Sie trat einen Schritt zurück und strich sich das Haar aus der glühenden Stirn. »Ja, Klaus, bis morgen. Ich werde die Sachen für deinen Jungen zusammenpacken, damit du sie ins Heim bringen kannst. Er hat ja nichts mit.«
»Soll ich nur aus diesem Grunde wiederkommen?«, fragte er vorwurfsvoll.
Sie schlug die Augen zu ihm auf. »Nein, nicht nur wegen der Sachen.«
Der Wagen fuhr weg, und Lilo kehrte ins stille Haus zurück. Sie summte leise vor sich hin, während sie ein wenig aufräumte. Dann stieg sie die Treppe hinauf und öffnete behutsam die Tür des Kinderzimmers.
Jochen schlief nicht. Er stöhnte leise. »Mir tut der Bauch weh.«
»Die dummen Bonbons, nicht wahr?«
»Du, Mutti, kommt Klaus nicht mehr wieder?«
»Wahrscheinlich nicht. Er bleibt im Heim, bis sein Vater mit ihm abreist.«
»Dann bin ich jetzt der große Junge.«
»Wenn du es möchtest.«
»Ich weiß nicht genau, was ich will, Mutti. Mir wird schlecht!«
Lilo brachte ihn eben noch rechtzeitig ins Bad, wo er sich tüchtig übergeben musste. Dann führte sie ihn ins Kinderzimmer zurück.
Aufatmend streckte sich Jochen im Bett aus und ließ sich zudecken. »Jetzt geht’s mir besser, Mutti.«
»Dann versuche zu schlafen, mein Liebling.«
»Ob Klaus schon eingeschlafen ist?«
»Sicher.«
»Du, Mutti …«
»Ja?«
»Passiert es vielleicht, dass ich auch von einem neuen Vater abgeholt werde.«
»Aber nein, Jochen. Wie kommst du denn auf diese Idee?«
»Von Klaus haben wir es auch nicht vorher gewusst. Plötzlich war sein Vati da und will ihn mitnehmen.«
»Dich geben wir nicht her, Jochen.«
»Ehrenwort?«